20. Todestag eines Provokateurs

Am Neujahrstag vor 20 Jahren ist Werner Schwab, Dichter von Obszönitäten und Kritiker des Bürgertums, gestorben. Er prägte eine neue, grelle Kunstsprache - das Grazer Schauspielhaus gedenkt mit einem neuen Schwab-Hörbuch.

Er feierte Anfang der 90er-Jahre einen beispiellosen Siegeszug durch die deutschsprachige Theaterlandschaft, ehe sein Leben nur wenige Jahre später - am Neujahrstag 1994 - ein plötzliches Ende fand: der Dramatiker Werner Schwab.

Sprache ohne Gnade

Mit seiner brutalen, schonungslosen Sprache sezierte er die österreichische Kleinbürger-Seele. Dabei waren Werner Schwabs Stücke nie Provokation nur um der Provokation willen.

Christine Jirku (l.) und Eduard Wildner während einer Probe von "Das Leben mein Lieb meine sterbende Beute" von Werner Schwab

APA/Roland Schlager

Christine Jirku und Eduard Wildner während einer Probe des Stückes „Das Leben mein Lieb meine sterbende Beute“ von Werner Schwab

„Das Dämlichste ist, absichtlich etwas Provokatives zu schreiben, das wird immer schlechtes Theater“, war seine Meinung. Im Grazer Schauspielhaus gedenkt man ihm nun mit der Präsentation eines neuen Hörbuches des Schwab-Biografen Helmut Schödel.

Über Nacht zum Star der Schreiber

Quasi über Nacht wurde der gebürtige Grazer, der in einfachsten Verhältnissen groß wurde, Anfang der 90er-Jahre zum gefeierten Theater-Star, der sich selbst als Wilder auf der Schreibmaschine inszenierte. Er habe sich „relativ dezitiert dazu entschlossen, ein einigermaßen berühmter Dichter zu werden“, sagte Schwab über seinen Karrieresprung.

Werner Schwab Archivbild

APA/Literaturverlag Droschl

Werner Schwab

„Das habe ich auch so gehandhabt, dass es möglichst breitenwirksam reingeht, also ziemlich konzeptionell. Das hat gut hingehaut.“ Tatsächlich: Innerhalb von nur drei Jahren gab es international rund 70 Inszenierungen von Schwab-Stücken. 1992 kührte ihn die Zeitschrift „Theater heute“ zum „Dramatiker des Jahres“.

Das Berühmtsein „vergessen“

Schwab selbst bestand darauf, den Ruhm vom Privatleben zu trennen: „Berühmt sein muss man sofort aufhören können. Wenn man die Wohnungstür hinter sich schließt und wenn man den Eindruck hat, man ist immer noch berühmt - dann muss man irgendwas tun mit sich, weil dann spinnt man.“

Lachen über Grauslichkeiten

Die schonungslose Auseinandersetzung mit seiner Heimat ließ Werner Schwab eine grelle Kunst-Sprache erschaffen: das „Schwabisch“, das vor Obszönitäten und Kraftausdrücken strotzte und auf diese Weise viele Schmerzgrenzen der Gesellschaft auslotete.

Jennifer Minetti (L.) und Helmut Vogel in "Hochschwab" von Werner Schwab

APA/Herbert Pfarrhofer

Jennifer Minetti und Helmut Vogel in „Hochschwab“ von Werner Schwab

„Das macht einen gewissen Spaß zu beobachten, die Elektrizität, wenn der Funken überspringt im Publikum und die dann laut auflachen und sich schämen“, sagte Schwab einmal, „wenn sie laut auflachen, weil es eigentlich grauslich ist, was sie sehen“.

Am Neujahrstag vor 20 Jahren starb Werner Schwab - nach exzessivem Alkohol-Konsum. Was bleibt, ist die Legende um einen gleichermaßen radikalen wie sensiblen Dramatiker, der am Höhepunkt seiner Karriere sein Leben aushauchte.

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