Die Chronologie einer Katastrophe

Das Unglück von Lassing war die größte Bergwerkskatastrophe der Zweiten Republik mit einem beispiellosen Rettungs- und Bergungseinsatz. Von den insgesamt elf verschütteten Bergleuten konnte nur Georg Hainzl nach neuneinhalb Tagen lebend geborgen werden.

  • 17. Juli 1998: Der 24-jährige Bergmann Georg Hainzl wird um 11.45 Uhr nach einem Schlammeinbruch in 60 Meter Tiefe eingeschlossen. Kurze Zeit besteht noch Telefonkontakt. Es bildet sich ein Krater (Binge), Häuser rutschen ab, die Straße wird gesperrt.

Grubenunglück von Lassing – der erste Tag

Am späten Nachmittag des 17. Juli 1998 ahnte noch niemand, welche dramatischen Folgen dieses Ereignis haben würde.

Gegen 22.00 Uhr brechen Tausende Tonnen Schlamm und Wasser in die Grube ein. Eine zehnköpfige Gruppe - neun Bergleute und ein Geologe - waren gerade eingefahren, um unter Tage den Wasserhaushalt zu stabilisieren.

  • 18. Juli: Beginn einer Rettungsbohrung nach Hainzl, der in der Jausenkammer vermutet wird. Immer wieder kommt es durch neue Schlammeinbrüche zu Unterbrechungen.
Grubenunglück Lassing

APA/ Hans Klaus Techt

  • 19. und 20. Juli: Neben der Bohrung nach Hainzl wird eine Richtbohrung unternommen, Brunnen werden abgeteuft, um das nachströmende Grundwasser in den Griff zu bekommen. Die Angehörigen werden psychologisch betreut.
  • 25. Juli: Messungen ergeben hohe CO2-Konzentrationen in der Jausenkammer, Kamerabefahrungen zeigen Schlamm. Für Hainzl scheint es keine Überlebenschance zu geben. Die Rettungsaktion steht vor dem Abbruch.
  • 26. Juli: „Das Wunder von Lassing“ passiert um 20.30 Uhr: Die Bohrung erreicht einen Vorraum der Jausenkammer, Hainzl antwortet auf Zurufe der Retter. Wenig später wird er geborgen und ins LKH Graz eingeliefert.
Georg Hainzl

APA/ LKH Graz

  • 14. August: Die nach der Bergung Hainzls betriebenen Rettungsbemühungen verlaufen Tag für Tag ergebnislos - die letzte Kamerabefahrung des letzten Bohrlochs erfolgt am 14. August um 21.30 Uhr.
  • 17. August: Die Rettungsarbeiten werden offiziell für beendet erklärt, die Bergungsarbeiten beginnen.
  • 4. Dezember 1998: Das Parlament beschließt das Mineralrohstoffgesetz: Die Kompetenzen werden gestrafft, die Berghauptmannschaften aufgelöst.
  • 10. April 2000: Das Wirtschaftsministerium gibt das Aus für die Bergung der Toten.
  • 28. Juni 2000: Der Lassing-Prozess endet mit Schuldsprüchen gegen Werksleiter und Berghauptmann wegen fahrlässiger Gemeingefährdung.
  • Frühjahr 2002: Zwei Jahre nach Verfüllung der Binge wird eine Gedenkstätte errichtet und am 25. Mai eingeweiht.
Das Mahnmal über der eingestürzten Grube

ORF

  • 18. März 2003: Ein Berufungssenat des Wiener Oberlandesgerichts bestätigte die Schuldsprüche. Das Strafausmaß wird auf teilbedingte Haftstrafen hinaufgesetzt, ein weiterer Beamter wird bedingt verurteilt. Dem Werksleiter wird „gezielte Desinformation“ beim Einsatz der zehn Männer nach dem ersten Einbruch, dem Berghauptmann die Duldung des zu nahe an der Oberfläche betriebenen Abbaus vorgeworfen.
  • 2004: Offizielle Schließung der Grube, die Folgeschäden an Gebäuden und Infrastruktur sind behoben.
  • Juni 2008: Der Abschlussbericht über das Beobachtungsprogramm wird der Montanbehörde übermittelt. Sukkus: „Alles stabil, kein Risiko mehr“.

Link: