Brus und das „gute alte West Berlin“ in Graz
Günter Brus verließ im April 1969 mit seiner Frau und der damals zweijährigen Tochter überstürzt Österreich, nachdem er wegen seiner Aktion im Rahmen der Veranstaltung „Kunst und Revolution“ an der Wiener Universität zu sechs Monaten Haft verurteilt worden war. Er ging ins damals noch geteilte Berlin und hielt diese Zeit im autobiografischen Erzählband „Das gute alte West-Berlin“ fest.
Bruseum
Sendungshinweis:
"Der Tag in der Steiermark, 7.4.2016
Regierung mit Gleichgesinnten
Darin schrieb er über diese Jahre: „Ich empfand Berlin auf Anhieb als eine Art Heimat, zumindest als einen Gipsverband nach einem schweren Hals- und Beinbruch.“ In Berlin gründete er mit Otmar Bauer, Hermann Nitsch, Gerhard Rühm und Oswald Wiener die „Österreichische Exilregierung“ und gab die Zeitschrift „Die Schastrommel“ heraus, die eine wesentliche Publikationsmöglichkeit für avantgardistische Künstler abseits des Kunstmarktes darstellte.
Arbeiten der Wegbegleiter
Da Brus über Jahre keine Möglichkeit hatte, wieder nach Österreich einzureisen, entstanden durch brieflichen Austausch Gemeinschaftsarbeiten unter anderem mit Christian Ludwig Attersee und Dominik Steiger. Diese Werke - mit Attersee entstanden 97 Arbeiten auf diese Weise, mit Steiger 120 - bilden das Fundament der Grazer Ausstellung.
Widmungen und Schenkungen
Die Korrespondenzen umfassen weiters Zeichnungen, Widmungen und Schenkungen, die ebenfalls gezeigt werden. Auch Exemplare der „Schastrommel“ sind in der von Roman Grabner kuratierten Schau zu sehen, daneben auch Arbeiten von Günter Brus selbst. Ein Großteil seiner sonst im Bruseum angesiedelten Werke sind aber derzeit bei der Retrospektive in Berlin zu sehen, die die erste umfassende Brus-Ausstellung in Deutschland darstellt - mehr dazu in „Störungszonen“: Brus in Berlin.