Räder der Zeit in Lampls Fahrradmuseum
Die Möglichkeit, mit einem einspurigen Fahrzeug leicht und schnell voranzukommen, eröffnete im 19. Jahrhundert neue Horizonte: Bald schon begann man an den Fahrrädern zu tüfteln, beispielsweise an einem Bambusrad.
Vom Bambus zum Waffenrad
Egon Lampl hat ein solches, bereits 125 Jahre altes Exemplar aus Kärnten in seinem Privatmuseum in Werndorf im Bezirk Graz-Umgebung stehen: „Es ist alles aus Bambus, nicht aus Eisen. Es ist in den Katalogen beschrieben worden, dass dieses Fahrrad jederzeit repariert werden kann. Dadurch, dass die Straßen damals sehr schlecht waren, hat es sehr viele Gabelbrüche und andere Brüche gegeben“, sagt Lampl. Wenn zur Reparatur kein Bambus verfügbar war, habe man ein anderes rundes Material wie Esche eingesetzt, so Lampl.
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Die spannende Entwicklung der Fahrradkultur belegt im Museum historisches Zubehör wie unzählige Kotblechfiguren und Fahrradklingeln - diese waren mitunter nicht nur schön, sondern auch durchdacht. Egon Lampl zeigt eine sogenannte Rad-Mitlaufglocke: „Die ist sehr interessant, denn anhand des Tones konnte man feststellen, wie schnell der Radfahrer gefahren ist“, erklärt er.
In Lampls Welt dreht sich alles um steirische Räder, darunter etwa viele Stücke der Firmen Puch, Union und Assmann. Er habe mit sämtlichen Marken angefangen - „Man trägt einfach heim“, so Lampl - da waren zunächst auch viele deutsche Marken dabei, doch dann wurde der Platz knapp, und der leidenschaftliche Sammler konzentrierte sich auf die Räder aus der Region.
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Von Puch bis zum Race Across America
Die Puch-Sammlung enthält Modelle bis zur Einstellung der Fahrradproduktion im Jahr 1987, etwa eine Bergmaschine mit geteiltem Sitzrohr: Der Radstand musste noch enger gemacht werden, und das sei durch das Sitzrohr nicht gegangen - so habe man es geteilt, so Lampl.
Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 13.4.2019
Ein Schatz aus der jüngeren Vergangenheit ist die Race-Across-America-Medaille samt Originalrennrad und Outfit von Wolfgang Fasching. Ein anderes Prachtexemplar ist ein Werkzeugkoffer um 45.000 Schilling - er war im Einsatz bei den Österreich-Radrundfahrten. Lampl hat ihn von einem Bekannten, der seine Abfertigung in den Koffer investierte.
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Originalgetreue Restaurierung
Lampl restauriert die Fahrräder selbst: „Es soll so gut wie möglich original sein, es sollte nicht neu verkitscht werden, es sollte nicht neu lackiert werden“, sagt er. Die Grundsubstanz solle so gut wie möglich erhalten werden, und so steckt in jedem Stück viel Herzblut. „Es ist eine Leidenschaft, wo man aufpassen muss, dass es nicht zur Sucht wird“, sagt Lampl. Aber wenn er ein neues Stück findet, müsse er eben eines der alten wieder herausheben, um für das neue, noch schönere Stück Platz zu machen.
Link:
- Lampl’s Fahrradmusseum (Steirischer Museumsverband)