Buchmann-Affäre: Raue Töne aus Wirtschaftsbund

Mit deutlichen Worten fordert Hermann Talowski, Spartenobmann für Gewerbe und Handwerk in der steirischen Wirtschaftskammer, den Rücktritt von Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) nach dessen Plagiatsaffäre.

Buchmann, der auch Obmann des steirischen Wirtschaftsbundes ist, wurde vergangene Woche sein Doktortitel aberkannt, da er nicht sauber zitiert hat; laut Karl-Franzens-Universität handelt es sich um „gravierende Verstöße“ - mehr dazu in Landesrat Buchmann muss Doktortitel abgeben (5.4.2017). Von der eigenen Partei erhielt der Wirtschaftslandesrat Rückendeckung - mehr dazu in ÖVP stärkt Buchmann auch ohne Titel den Rücken (5.4.2017) -, der Präsident der Universitätenkonferenz, Rektor Oliver Vitouch, forderte unterdessen seinen Rücktritt - mehr dazu in Rektor Vitouch fordert Buchmanns Rücktritt (9.4.2017).

„Der Lüge überführt“

Für Hermann Talowski ist das Plagiat und die Aberkennung des Doktortitels aber keine simple Schlamperei, sondern schlicht nicht tragbar: „Er hat eine Ehrenerklärung abgegeben und wurde der Lüge überführt.“ Der Chef der größten Sparte des Wirtschaftsbundes betonte, dass es ihm nicht um den Namen Buchmann gehe, er würde den Rücktritt auch bei jedem anderen fordern - vielmehr gehe es um das Vertrauen: „Es geht hier nicht um den Verdienst eines Landesrates, und ich sage auch, wenn es sich um einen anderen politischen Mitbewerber handeln würde, würde ich gleich handeln. Das höchste Gut eines Politikers ist Vertrauen und Integrität. Wenn die verloren sind, was hat man dann noch auf der Bühne verloren?“

Solidaritäts-Unterschriftenliste nicht unterschrieben

Talowski schilderte, dass der Entwurf für eine Solidaritäts-Unterschriftenliste am Montag per Email innerhalb des Wirtschaftsbundes verschickt worden war. „Daraufhin habe ich Direktor Kurt Egger geantwortet, dass ich den geplanten Brief nicht mit meinem Namen freigeben werde“; er, Talowski, meinte, wer „aufplattelt“ werde, habe keinen Platz mehr in Politik und Interessensvertretung.

Der Spartenobmann habe von der Wirtschaftsbund-Führung eine Sitzung gefordert, in der Buchmann seine Sicht darstellen könne und man „in der Familie darüber redet“. Zur Antwort habe Talowski bekommen, dass er der einzige sei, der die Liste nicht unterschreiben wolle: „Aber auch die Sparte Industrie und die Banken sind zum Beispiel nicht darauf“, meinte der Gewerbe-Vertreter.

„Was muss noch sein, bis jemand zurücktritt?“

Eine Sitzung soll es nicht geben, er sei auf einen Jour-Fixe am 21. April hingewiesen worden - das genügt Talowski aber nicht, weil nur eine Sitzung eine Beschlussfähigkeit mit sich bringe. Der Obmann fragte sich, wo da die „Rücktrittskultur“ sei und „was noch sein muss, bis jemand sein Amt zurücklegt: Buchmann muss es eigentlich aus Eigen-Hygiene machen - sich selbst und der Funktion gegenüber“.

Egger: „Jeder hat eine zweite Chance verdient“

Wirtschaftsbund-Direktor Kurt Egger kann den Argumenten Talowskis wenig abgewinnen und zitiert den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), der sich vergangene Woche ebenfalls hinter Buchmann stellte: „Politiker kommen aus der Mitte der Menschen. Menschen machen Fehler, und Christian Buchmann hat zweifelsohne einen Fehler gemacht, für den er sich entschuldigt hat. Jeder hat eine zweite Chance verdient und in dem Fall auch der Christian Buchmann.“

Auch will Egger nichts von einem gespaltenen Wirtschaftsbund hören - der Großteil stehe hinter Buchmann, er, Egger, gehe von einer Einzelmeinung Talowskis aus; die Kritik, dass auch die Sparten Industrie und Banken nicht unterzeichnet hätten, lässt Egger nicht gelten: Der Wirtschaftsbund würde hier nicht zu Wahlen antreten, daher habe man um die Unterstützung dieser Sparten nicht gebeten.

Aus dem Büro von Landesrat Christian Buchmann gab es am Freitag kein Statement: Der Landesrat sei im Osterurlaub und bleibe bei seinen bereits getätigten Ausführungen.

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