In Graz werden wieder Pateneltern gesucht

Vor rund einem Jahr hat „Miteinander leben“ in Graz das Pateneltern-Projekt ins Leben gerufen: Dabei werden Paten für Kinder gesucht, deren Eltern unter einer psychischen Erkrankung leiden. Eine erste Bilanz fällt positiv aus.

Eltern – und hier vor allem Alleinerzieher – könnten Entlastung und Hilfe manchmal sehr gut brauchen. Wenn sie dann auch noch unter einer psychischen Erkrankung leiden, können sie sich oft nicht ausreichend um ihre Kinder kümmern. Für Kinder bedeutet das häufig, dass sie schon früh Verantwortung und Erwachsenen-Aufgaben übernehmen müssen, sagt Stefanie Weikhard von „Miteinander leben“.

Jeder Erwachsene kann Pate werden

Dabei bleibe das „Kind-Sein“ auf der Strecke. Um Kindern zumindest an einem Tag pro Woche ein unbelastetes Umfeld zu bieten, wurde in Graz das Pateneltern-Projekt ins Leben gerufen – mehr dazu in Ehrenamtliche Patenfamilien gesucht (13.5.2017). Hier werden Patenmütter und -väter jeden Alters gesucht. Dabei spiele es laut Weikhard keine Rolle, ob jemand selbst Kinder hat oder nicht: „Häufig sind es Pensionisten, die sich melden. Sie haben Zeit, ihre Kinder sind aus dem Haus, und sie suchen eine neue Aufgabe.“

Miteinander leben Pateneltern Graz Briesner

ORF

August und Ulrike Briesner sind seit vergangenem Sommer Pateneltern

Im ersten Jahr entstanden zwölf Patenschaften. Das Patenkind besucht einmal wöchentlich die Patenfamilie und wird dort in den Alltag integriert. Die Pateneltern sprechen sich mit den Eltern des Kindes ab. Laut Stefanie Weikhard würden alle Beteiligten freiwillig am Projekt teilnehmen - die psychisch kranken Eltern entscheiden sich also bewusst dafür, Hilfe anzunehmen.

„Patenschaft soll über Jahre gehen“

Ein Team des ORF Steiermark besuchte Ulrike und August Briesner, die seit vergangenem Sommer Pateneltern von zwei Mädchen sind. Sie telefonieren regelmäßig mit der Mutter der Kinder und gehen ein- bis zweimal wöchentlich mit den Mädchen reiten, einkaufen, Eis essen oder kochen und backen gemeinsam. „Ich habe die beiden sofort ins Herz geschlossen, und ich glaube, sie kommen auch sehr gerne zu uns“, sagt Ulrike Briesner.

Miteinander leben Pateneltern Graz Briesner

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Ulrike Briesner hat die beiden Mädchen schnell ins Herz geschlossen

„Wichtig ist, dass sich die Pateneltern im Klaren sind, dass das etwas Längerfristiges ist. Eine Patenschaft soll im Idealfall über Jahre gehen“, so Projektleiterin Stefanie Weikhard. Bevor man die erkrankten Eltern und deren Kinder trifft, müssen Schulungen im Umfang von 40 Stunden absolviert werden.

Neue Pateneltern werden geschult

„Wir haben dabei gehört, welche psychischen Erkrankungen es gibt, das war schon sehr interessant. Und dann haben wir gehört, wie wir die Kinder unterstützen können, damit sie trotzdem eine möglichst unbeschwerte Kindheit erleben können“, schildert Ulrike Briesner.

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Projektleiterin Stefanie Weikhard im Interview

„Wir haben jetzt die finanziellen Mittel, um eine dritte Schulungsrunde zu starten. Diese wird im Mai beginnen und ist Ende Juni auch schon wieder vorbei“, so Weikhard. Am Donnerstag, 19. April 2018, findet in Graz eine Infoveranstaltung statt: „Miteinander leben“ zeigt potenziellen Pateneltern, wie das Projekt funktioniert und wie man selbst Pate werden kann. Das Pateneltern-Projekt ist ehrenamtlich und wird von der Stadt Graz, der Diakonie de la Tour und dem Fonds Gesundes Österreich gefördert.

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