„Schenkkreis“: Polizist vor Gericht

Ein Polizist hat sich am Dienstag in Graz wegen des Verdachts der Teilnahme an einem Pyramidenspiel vor Gericht verantwortet. Der Fall gehört ins Umfeld des „Schenkkreis“-Prozesses, der im Oktober startet.

Der Staatsanwalt spricht von einem Tatzeitraum von zumindest Juli bis Dezember 2008: Der Beschuldigte soll Mitspieler angeworben und diese in sogenannten Charts verwaltet haben. Insgesamt wurden von den Beteiligten rund 100.000 Euro eingezahlt.

Der suspendierte Polizist bestritt am Dienstag die Vorwürfe, der 52-Jährige will auch gar nicht selbst mitgespielt haben. Vor Gericht beklagte er dagegen, dass er bisher aufgrund der Suspendierung einen Verdienstentgang von etwa 140.000 Euro zu verbuchen habe und sich die Anwaltskosten mittlerweile auf etwa 35.000 Euro belaufen würden.

Von Zeugen schwer belastet

Schwer belastet wurde der suspendierte Beamte jedoch von einem Zeugen, ein angeworbener Mitspieler. Dieser erklärte, dass ihn der Angeklagte bei einem Grillfest im August 2008 vom „Schenkkreis“ bzw. dem „Unternehmerforum“ erzählt habe: „Ich dachte, wenn das ein Polizist macht, ein Gesetzesvertreter, dann wird es seriös sein. Er war ein guter und sympathischer Polizist.“ Wenige Tage später habe er schon einen Termin beim heute 52-Jährigen vereinbart.

Die Geldübergaben - die sogenannten Schenkungen - hätten stets in Veranstaltungssälen in Hotels in Deutschland stattgefunden. Dass der Zeuge in den „Schenkungsurkunden“ unterschrieb, keine Rückzahlungen fordern zu können, sei ihm nicht wichtig erschienen - er hatte ja das „mündliche Versprechen“ des Polizisten, dass man jederzeit sein Geld zurückbekommen würde.

„Er war das Zugpferd“

„Es war reine Überredungskunst des Angeklagten, sonst wären meine Frau und ich nie eingestiegen“, so der Zeuge. Auf die Frage, ob denn nun der Angeklagte oder seine Frau die Fäden zog, meinte der Zeuge: Der Beschuldigte sei das „Zugpferd“ gewesen und habe die Leute „zig Mal angerufen, bis sie einstiegen“.

Es sei damals nicht klar gewesen, dass es sich um ein Pyramidenspiel handelte - das sei geleugnet worden, so der Zeuge; heute sei ihm klar, dass es ein Kettenspiel war und dass dabei die „Spitze“ abkassierte. Es sollen noch weitere Zeugen gehört werden - der Prozess wurde vertagt.

Weit verzweigter „Schenkkreis“

Das Pyramidenspiel soll in Voitsberg seinen Ausgang genommen haben. Im Zuge dessen musste ein angeworbener Spieler zwei weitere Mitspieler anwerben. Jeder Spieler hatte dabei einen Einsatz von 5.000 oder 10.000 Euro zu leisten. Versprochen wurde eine Verachtfachung des Einsatzes - also eine Auszahlung von 40.000 bis 80.000 Euro innerhalb kurzer Zeit. Ab Oktober stehen insgesamt 16 Angeklagte vor Gericht. Dem Hauptangeklagten wird die schwere Schädigung von rund 100 Mitspielern und Opfern in der Höhe von mehr als 660.000 Euro vorgeworfen - mehr dazu in Pyramidenspiel: Prozessauftakt im Oktober.