Steirische SPÖ zu Umbau rund um Rendi-Wagner

Die steirische SPÖ zeigten sich nach der Wahl von Pamela Rendi-Wagner an die Spitze der Bundes-SPÖ hoffnungsvoll. Kritisiert wurde die Ablöse des Steirers Max Lercher als Bundesgeschäftsführer. Lercher gab sich gefasst.

Der SPÖ-Parteivorstand hat am Dienstag Pamela Rendi-Wagner zur neuen Chefin nominiert. Zuvor tagte der rote Parlamentsklub – und hier gab es einen Umbau: Andreas Schieder trat als Klubchef zurück, Rendi-Wagner will den Klub nun alleine führen. Thomas Drozda wird neuer alleiniger Bundesgeschäftsführer – der Steirer Max Lercher muss seinen Posten räumen - mehr dazu in Rendi-Wagner baut SPÖ-Spitze um.

Pamela Rendi-Wagner

APA/Georg Hochmuth

Steirische SPÖ enthielt sich bei Drozda-Wahl

Dass Lercher, der die Partei nach dem Rücktritt von Christian Kern als Parteichef zusammengehalten hatte, Drozda weichen muss wird von den Steirern im SPÖ-Bundesparteivorstand nicht gutiert, sie enthielten sich bei der Wahl von Drozda aus Solidarität zum abgelösten Lercher ihrer Stimme. SPÖ-Landesparteichef Michael Schickhofer sagte, aus seiner Sicht wäre Lercher weiter Bundesgeschäftsführer.

Kurzfristige Entscheidung

Vor einem Monat hatte Lercher der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass er sein Mandat im steiermärkischen Landtag mit September zurücklegt. Er wolle nicht in einer Doppelrolle tätig sein, sondern sich ganz auf seine Arbeit als Bundesgeschäftsführer konzentrieren, so seine Begründung - mehr dazu in SPÖ wählt Lercher zum Bundesgeschäftsführer. Am Dienstag der Vorwoche wurde sein Nachfolger Wolfgang Moitzi im Landtag angelobt. Und jetzt, wenige Tage später, steht Lercher nicht nur ohne Landtagsmandat da, sondern vorerst auch ohne Job.

Max Lercher

APA/Georg Hochmuth

Lercher gefasst

Lercher zeigte sich nach dem Parteivorstand am Dienstag gefasst und sagte auf die Frage, ob er persönlich enttäuscht sei: „Nein, überhaupt nicht, es ist gut so, die Partei hat entschieden, ich wirke an jeder Stelle, wo ich gebraucht werden, es ist mir nie um Posten gegangen, es geht um Werte.“ Ratschläge für seinen Nachfolger habe er keine, so Lercher.

Schickhofer: Erste intensive Diskussion

Der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofer sagte, man habe Pamela Rendi-Wagner zu 100 Prozent unterstützt - mehr dazu in Schickhofer: Neue SPÖ Chefin ist gute Wahl, aber, er habe seine „erste intensive Diskussion mit ihr gehabt. Ich bin davon überzeugt, dass Max Lercher als Brücke zu den Ländern, zur Gewerkschaft die richtige Entscheidung als Bundesgeschäftsführer gewesen wäre. Wir respektieren aber gemeinsam, dass sich die Vorsitzende ihr Team aussucht.“

Den 32-jährigen Lercher abzulösen sei offenbar eine zutiefst persönliche Entscheidung von Rendi-Wagner, meinte Schickhofer: „Lercher hat selbst gesagt, für ihn geht das Interesse der Gesamtpartei vor Persönliches. Ich würde mir wünschen, das Lercher Vorbild für alle in der Partei ist, nämlich, die gemeinsamen Interessen vor die Eigeninteressen zu stellen.“

„Nehme ihn mit Handkuss“

Auf die Frage, ob Max Lercher in die Steiermark zurückgeholt werden könne, sagte Schickhofer: „Wenn Steirer in Wien sind und bereit sind zurückzukommen, nehme ich ihn mit Handkuss, aber man muss auch Verständnis dafür haben, wenn er ein paar Nächte über die Sache schlafen will.“

Bedenkzeit

Lercher habe für sich Zeit beansprucht, um sagen zu können, ob er in der Steiermark oder auf Bundesebene in irgendeiner Form tätig werde oder überhaupt in die Privatwirtschaft gehe, sagte Schickhofer. Wenn alle Teile Österreichs Lercher schätzen, dürfe man auf ihn aber nicht verzichten. Generell erwarte er, dass die Bundes-SPÖ nicht nur von einem Teil Wiens geführt wird, so Schickhofer.

Lang erfreut über Frau an der Spitze

Rendi-Wagner sei eine sehr gute Wahl, sagte der steirische Infrastruktur-Landesrat Anton Lang (SPÖ). Er freue sich, dass nun erstmalig in der Geschichte der Sozialdemokratie eine Frau an der Spitze der Partei stehe.

„Müssen erst Opposition lernen“

Es werde aber nicht leicht sein, die unterschiedlichen Lager in der Partei zu einen, so Lang: „Das war noch nie leicht in der Sozialdemokratie - gerade in Zeiten, wo wir in der Opposition sind. Das muss man halt auch einmal klar erkennen, dass wir auch in der Sozialdemokratie auf Bundesebene erst Opposition lernen müssen. Das ist so.“

Muchitsch sieht Chance

Dass Rendi-Wagner keiner parteiinternen Gruppierung angehöre, sehe er als Chance für die Oppositionsarbeit, sagt der steirische Nationalratsabgeortnete und Gewerkschafter Josef Muchitsch. Die Partei brauche nun: „Ruhe und Stabilität in den eigenen Reihen. Wir dürfen nicht so viel Zeit aufwenden für interne Diskussionen, sondern wir müssen uns mit unseren Mitbewerbern befassen. Vor allem mit dieser unsozialen Bundesregierung. und genau dort gilt es Zeit und Kraft zu investieren.“

Bürgermeisterin sieht Signal

Alle ins Boot holen, lautet der Ratschlag der Liezener Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner an Pamela Rendi-Wagner. Allein durch ihr Frau-sein sende die neue Partei-Chefin schon ein wichtiges Signal aus, meinte Glashüttner.

„Als Frau gefällt es mir ganz gut, dass Rendi-Wagner nun an der Spitze sein wird. Dass wir Frauen uns auch mehr bündeln können. Dass wir Frauen stärker auftreten können. Dass wir zeigen, dass Frauen sehr viel leisten können. Frauen trauen sich oft zu wenig zu. Da hoffe ich, dass Pamela Rendi-Wagner genau diese Frauen auch anspricht“, so Glashüttner.

Besinnen auf Kernthemen

Das wichtigste Thema der SPÖ unter Pamela Rendi-Wagner müsse die Soziale Sicherheit sein, so Glashüttner. Die Einschnitte im Gesundheitsbereich, die neuen Arbeitszeitregelungen - all das seien Kernthemen der SPÖ, auf die sich die Partei nun wieder besinnen müsse.