Fußball: Sturm trennt sich von Trainer Vogel

Heiko Vogel ist nicht mehr Trainer von Sturm Graz. Wie der Fußball-Bundesligist am Montag bekannt gab, wird der 42-jährige Deutsche dienstfrei gestellt. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

Nach dem erneut verpassten Sieg am Wochenende gegen Wacker Innsbruck galt Vogel als Trainer von Sturm Graz schwer angezählt: „Wir sind verpflichtet, uns zu unterhalten“, sagte Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl - mehr dazu in Fußball: Sturm-Trainer Vogel angezählt. Der Vizemeister war dabei gegen den Aufsteiger wieder einmal an der Chancenverwertung gescheitert - mehr dazu in Punkteteilung bei Sturm - Innsbruck (sport.ORF.at).

„Außerordentlich schwierige Entscheidung“

Am Montag nun folgte die sofortige Dienstfreistellung Vogels: "Da die zuletzt großteils guten Leistungen nicht im Einklang mit den erreichten Resultaten stehen, befanden wir uns nach dem Innsbruck-Spiel vor einer außerordentlich schwierigen Entscheidung. Final haben wir uns aus mehreren Gründen dazu entschlossen, eine Veränderung auf der Trainerposition vorzunehmen“, so Kreissl in einer Aussendung am Montag: „Das neue Ligaformat, durch welches viel früher in der Saison Druck entsteht, war ebenso Teil der Analyse wie der Wunsch, aus der Situation von ‚Ultimatumspielen‘ herauszukommen.“

Vogel hatte das Traineramt bei Sturm im Dezember 2017 für den zum ÖFB abgewanderten Franco Foda übernommen. Er betreute die Grazer in 38 Spielen, in denen es bei acht Remis jeweils 15 Siege und Niederlagen gab. Sein größter Erfolg mit dem Vizemeister der abgelaufenen Saison war der Cup-Sieg gegen Titelverteidiger und Serienmeister Red Bull Salzburg - damit avancierte Vogel nach Ivica Osim und Foda erst zum dritten Trainer in der Sturm-Historie, der einen Titel holte. Allerdings: Der bereits entthronte Cup-Sieger gewann nur eines der vergangenen 14 Pflichtspiele - mehr dazu in Vogel muss als Sturm-Trainer gehen (sport.ORF.at).

„Ein Fixplatz in der Sturm-Geschichte“

„Die einstimmig getroffene Entscheidung war für uns keine einfache. Wir konnten mit Heiko einen tollen Saisonabschluss 2018 feiern. Der Cup-Sieg war das Sahnehäubchen. Für seine Arbeit, welche wir mit größtem Respekt achten, möchte ich mich herzlich bedanken. Als einer der wenigen Trainer, der einen Pokal mit dem SK Sturm in die Luft stemmen konnte, wird Heiko einen Fixplatz in der Sturm-Geschichte haben“, betonte deshalb Präsident Christian Jauk.

Vogel bedankt sich bei Sturm-Familie

Ebenso vom Dienst freigestellt wurde der mit Vogel nach Graz gewechselte Spielanalyst Patrick Dippel. „Ich möchte mich bei der gesamten Sturm-Familie für die vergangenen elf Monate bedanken. Die Fans haben uns in dieser Zeit in erfolgreichen und weniger erfreulichen Momenten frenetisch nach vorne gepeitscht. Der Vizemeistertitel und vor allem der Cup-Sieg in Klagenfurt vor 27.000 großteils Sturm-Fans bleibt unvergesslich. Ich wünsche den Schwarz-Weißen viel Erfolg für die Zukunft“, wurde Vogel in der Sturm-Aussendung zitiert.

Neukirchner und Standfest übernehmen vorerst

Vorerst übernehmen die ehemaligen Sturm-Spieler und Vogel-Assistenten Günther Neukirchner und Joachim Standfest das Training. In einer Pressekonferenz am Montag betonte die Sturm-Klubführung, es sich nicht leicht gemacht zu haben, so Präsident Jauk: „Was ist die Schuld, der Begriff gefällt mir nicht, aber trotzdem ist die Frage immer öffentlich gestellt, des Trainers? Wenn du die letzten zwei Spiele fünf Mal an die Stange, die Latte und wo auch immer hinknallst und sonst auch Chancen hast, wo das Tor halb oder eigentlich gänzlich offen, fast leer ist, dann ist das eine sehr schwierige Frage. Wir haben es uns nicht leicht gemacht und der Respekt und das, was er mit dem Team gemeinsam umgesetzt hat, ist ein großes Danke wert."

Mehrere Gründe ausschlaggebend

Danke auch deshalb, weil man unter Heiko Vogel noch im Mai den Sieg im Fußball-Cup feierte. Für Kreissl waren mehrere Gründe für die Ablöse zum jetzigen Zeitpunkt ausschlaggebend: „Dieses neue Ligaformat bringt dich in eine andere Drucksituation. Ich möchte mich nicht darüber beschweren, aber es ist so. Es wär ein Unterschied, ob du 23 Spiele bis Runde 36 Zeit hast, einen gewissen Punkteabstand aufzuholen, oder ob du in neun Runden ein ganz klares Ziel hast, das bedeutet, bei den ersten sechs dabei zu sein. Und in den ersten Wochen haben wir uns selbst in eine Position gebracht, wo Druck entstanden ist, wo etwas entstanden ist wie Ultimatumspiele. Es war schwer vorstellbar, dass wir diese Drucksituation in einer annehmbaren Zeit auch beseitigen können."

Deutschsprachiger Trainer soll geholt werden

Ob schon ein neuer Trainer feststeht, darüber wollte die Klubführung am Montag noch keine Auskunft geben. Es könnte sein, dass es schon in dieser Woche einen neuen Trainer gibt. Günther Kreissl sagte aber auch ganz klar, dass man sich nicht unter Zeitdruck setzen wolle. Qualität gehe vor Quantität. Namen von möglichen Trainerkandidaten wollte Kreissl ebenfalls nicht kommentieren. Das einzige, was er sagen wollte, ist, dass wieder ein deutschsprachiger Trainer geholt werden soll.

Sturm Geschäftsführer Sport Günter Kreissl und Präsident Christian Jauk

APA/Erwin Scheriau

Vogels Freistellung bedeutet den bereits fünften Trainerwechsel in dieser Bundesliga-Saison: Mattersburgs Gerald Baumgartner musste im August gehen und wurde durch Klaus Schmidt ersetzt, danach folgte Anfang Oktober Dietmar Kühbauer bei Rapid Goran Djuricin nach. Aufgrund Kühbauers Amtsantritt in Hütteldorf wurde Ranko Popovic als neuer SKN-Betreuer engagiert, und zuletzt ersetzte die Admira vor einer Woche Ernst Baumeister durch den Deutschen Reiner Geyer.

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