Bund sichert mehr Geld für Lawinenschutz zu

Der Bund sichert der Steiermark zusätzliches Geld für den Lawinenschutz zu. Nach dem Lawinenabgang in der Ramsau werden auch die Gefahrenzonenpläne adaptiert, das Land plant zusätzliche Schutzbauten.

Die Lawinengefahr in der Steiermark ist auch für Mittwoch unverändert groß geblieben. Im Nordstaugebiet vom Dachstein bis Rax herrschte weiterhin Warnstufe vier von fünf. Im Randgebirge war die Lawinengefahr auf Stufe drei immerhin erheblich, hieß es Mittwochfrüh seitens des Lawinenwarndienstes Steiermark. Entspannung zeichnete sich für Donnerstag ab.

Von Dimension der Lawine in Ramsau überrascht

Die Experten der Lawinenwarnkommission wurden von der Dimension der Lawine Dienstagfrüh in der Ramsau überrascht. Das Gefahrenpotential wurde falsch eingeschätzt. Eine große Lawine hat zwei Hotels erfasst - mehr dazu in Ramsau: Aufräumarbeiten nach Lawinenabgang. In St. Nikolai im Sölktal im Bezirk Liezen ist ein 57-Jähriger beim Schneeschaufeln von einer Dachlawine erfasst und verschüttet worden. Für den Obersteirer kam jede Hilfe zu spät - mehr dazu in Von Dachlawine verschüttet: Obersteirer tot.

Gefahrenzonenpläne werden adaptiert

„Mit diesen Massen, die da heruntergekommen sind, konnte man nicht rechnen, zumal wir einen neuen Gefahrenzonenplan erstellt haben und in den Lawinensimulationen dieser Bereich nicht vorgesehen war“, so der Bürgermeister von Ramsau, Ernst Fischbacher. Die Gefahrenzonenpläne werden jetzt adaptiert, man müsse aus diesem Unglück lernen, so Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ): „Wir wickeln diesen Einsatz jetzt hochprofessionell ab, bereiten uns aber gleichzeitig auf zukünftige Ereignisse konsequent vor.“

Schützenhöfer: Millionen für Lawinenverbauung

Grünes Licht für mehr Geld für die Lawinenverbauung kommt vom Bund. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer kündigte in der ORF-Sendung Report am Dienstag bauliche Sicherungmaßnahmen, für Ramsau und viele andere gefährdete Gebiete in der Obersteiermark an: „Ich bin dem Bund, insbesondere dem Bundeskanzler Kurz sehr dankbar - und wir haben ein Millionenprogramm für die Lawinenverbauung in der Steiermark fixieren können.“

LH Schützenhöfer, Bundeskanzler Kurz

BKA/Arno Melicharek

Landeshauptmann zu Feuerwehr-Forderungen

Tausende freiwillige Hilfsstunden haben ehrenamtliche Einsatzkräfte seit Beginn der starken Schneefälle in der Obersteiermark geleistet. Allein von der Feuerwehr waren es 5.000 Männer und Frauen, die im Einsatz waren.

Die Freiwillige Feuerwehr ist jetzt mit einem Positionspapier an den Bund herangetreten und fordert darin etwa mehr Entgegenkommen bei Sonderurlauben oder Entschädigung für den Dienstentgang in solchen Ausnahmesituationen. Der Landeshauptmann sagt dazu: „Wir müssen uns das genau durchesprechen, aber umfassend zu entschädigen, jeder Handgriff der gemacht wird, wäre nicht denkbar. Und eine überwiegende Zahl derer, die da angreifen, haben auch nicht im Sinn, solche Forderungen aufzugreifen.“

Schickhofer unterstützt Forderung nach Bonussystem

Knapp 5.000 Feuerwehrkräfte waren in den vergangenen zwölf Tagen und Nächten im Einsatz, nahmen dafür auch Urlaub oder Zeitausgleich. "Es ist höchst an der Zeit, dass unsere ehrenamtlichen Feuerwehrmitglieder keine Nachteile mehr haben, wenn sie in ihrer Freizeit für Sicherheit sorgen“, sagte Landeshauptmann-Stv., Katastrophgenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ).

Schickhofer: „Es geht dabei natürlich nicht darum, dass jeder einzelne Handgriff abgegolten wird – dass der Feuerwehreinsatz heute, morgen und auch in der Zukunft ehrenamtlich erfolgt, ist für alle Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden selbstverständlich. Aber bei der Bewältigung großer außergewöhnlicher Ereignisse und Unwetterkatastrophen dürfen unsere Ehrenamtlichen keine Nachteile mehr haben." Er unterstütze daher die Forderung des Bundesfeuerwehrverbandes und des steirischen Landesfeuerwehrverbandes, die auf die Einführung eines Anreiz- und Bonussystems abzielt.

Schutzwald und Raumordnung immer wichtiger

Landesrat Johann Seitinger (ÖVP) sieht nicht nur in der technischen Lawinenverbauung eine wichtige Maßnahme für die Zukunft, sondern auch im Schutzwald und der Raumordnung: „Ein wichtiger Teilbereich ist einfach, dass wir schauen, dass die effizienteste und günstigste Art des Lawinenschutzes in Zukunft gegeben ist, und das ist letztlich der Schutzwald selbst, den wir auch entsprechend richtig bewirtschaften müssen."

Hier könne man auch große Fehler machen. Derzeit gebe es in der Steiermark etwa 400.000 Hektar Schutzwald, davon würden 50.000 Hektar als effektiver Schutzwald gelten, der tatsächlich Lebensräume schützt, so Seitinger. Ohne diese Schutzwälder müsste man viele Millionen in die Hand nehmen, um technische Schutzbauen zu errichten.

Projektumsetzung ab dem nächsten Jahr

Hot Spots für zukünftige Projekte in der Lawinenverbauung sind für Seitinger Bereiche rund um den Loser, die Ennstalbundesstraße bei Grimming, Bereiche in Stainach-Irdning und am Niederalpl. Hier gehe es um den Schutz von Häusern und Gebäuden. Diese Projekte hätten oberste Priorität. Teile der Planung seien schon fertig, so Seitinger. Mit dem Bau des Lawinenschutzes in diesen Bereichen soll im nächsten Jahr begonnen werden.

Lawinenwarnstufe vier

Wie in Ramsau bleibt auch in der übrigen nördlichen Obersteiermark die Lawinengefahr mit Warnstufe vier extrem hoch.

Seit Montagfrüh fielen bis zu 80 Zentimeter Neuschnee, die Schwerpunkte lagen in der Dachsteinregion und den Eisenerzer Alpen - hier sind in den nächsten Tagen auch am ehesten Lawinenabgänge zu erwarten, so Lawinenexperte Podesser: „Unsere Sorgenkinder sind Eisenerz, die Ennstaler Alpen, das Gesäuse - da ist es noch möglich, dass Lawinen abgehen werden, allerdings sind die betroffenen Gebiete, Ortsteile, Gebäude evakuiert worden.“

Wetter:

Aktuelle Wetterwerte sowie den aktuellen Lawinenwarnbericht finden Sie auf wetter.ORF.at

Wetterbesserung in Sicht

Seit Tagen kämpfen Einsatzkräfte gegen die Schneemengen, weiterhin sind über hundert Straßen aufgrund der hohen Lawinengefahr gesperrt und zahlreiche Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Die Lage bleibt prekär, ein Ende des Schneefalls scheint jedoch in Sicht zu sein - mehr dazu in Schnee: Wetterlage bessert sich ab Dienstag und in Beruhigung am Nachmittag (news.ORF.at).

Die Phase mit starken Schneefällen sollte nun laut den Experten vorerst vorbei sein: Am Mittwoch war sonniges, trockenes Alpinwetter zu erwarten. Die Temperaturen dürften mit der Drehung der Strömung auf West sprunghaft ansteigen. Auch der Donnerstag sollte trocken und freundlich bleiben. Die Temperaturen dürften langsam wieder sinken. Die Setzung der Schneedecke sollte ab Donnerstag zur Stabilisierung und somit zu einer raschen Entspannung der Lawinengefahr führen, prognostizierten die Meteorologen.

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