Feuerwehr: Grenze der Ehrenamtlichkeit erreicht

Die freiwilligen Feuerwehrkräfte haben im Vorjahr in der Steiermark unentgeltlich mehr als sechs Mio. Arbeitsstunden geleistet. Der steirische Landesfeuerwehrkommandant sieht damit die Grenze der Ehrenamtlichkeit erreicht.

Für die Freiwilligen Feuerwehren war das vergangene Jahr deutlich einsatzintensiver als 2017: In absoluten Zahlen waren es um 570.000 Arbeits- und Einsatzstunden mehr; im Durchschnitt gab es im Vorjahr täglich 148 Einsätze.

Einsätze im Gegenwert von 188 Millionen Euro

So kamen die steirischen Feuerwehren im Vorjahr auf 6,2 Mio. Arbeitsstunden - multipliziert mit einem Stundensatz von 30 Euro ergäbe das den rechnerischen Gegenwert von 188 Mio. Euro. Ein Drittel der Einsätze - nämlich 14.615 - betraf im Vorjahr Brandalarmierungen; der Großteil bezog sich auf technische Einsätze wie Verkehrsunfälle oder Unwetter - hier waren es mehr als 39.700, sagt der steirische Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried: "Unwetter gab es 2018 wirklich sehr viele, schon in der ersten Jahreshälfte hatten wir mehr, als dies beispielsweise 2017 im ganzen Jahr der Fall war.

Mehr als 54.000 Einsätze

Insgesamt gibt es in der Steiermark 690 freiwillige Feuerwehren und 80 Betriebsfeuerwehren sowie die Grazer Berufsfeuerwehr; seit 2018 gibt es auch zwei „Unifeuerwehren“. Im Vorjahr verzeichneten die steirischen Feuerwehren knapp 54.400 Einsätze. Die Einsatzkräfte rückten zu mehr als 5.500 Verkehrsunfällen, 43 Unfällen mit Schienenfahrzeugen und vier Unfällen mit Luftfahrzeugen aus.

1.805 Menschen wurden gerettet

Es gab mehr als 1.500 Einsätze nach Sturmschäden, knapp 390 Einsätze nach Lawinen- und Murenabgängen und 456 Einsätze nach Erd- und Felsrutschungen. Fast 3.100 Mal mussten die steirischen Feuerwehrkräfte ausrücken, um Verkehrswege freizumachen. Bei ihren Einsätzen retteten die Feuerwehrkräfte im Vorjahr in der Steiermark 1.805 Menschen, knapp 2.100 Tiere und ein Volksvermögen von mehr als 940 Millionen Euro.

„Für vieles, aber nicht für alles zuständig“

Auf die 50.000 Mitglieder in den 773 Feuerwehren würden aber immer mehr Herausforderungen zukommen, warnt Leichtfried: „Die vielen Erwartungen unserer Vollkasko-Gesellschaft, wo wir auch ganz klar sagen müssen, dass mit so mancher Erwartungshaltung an die Feuerwehr die Grenze der Ehrenamtlichkeit längst erreicht ist, wo wir ganz klar sagen müssen, wir sind für vieles zuständig, aber nicht für alles.“

Forderung nach Bonus-System für Arbeitgeber

Es müsse einiges passieren, um das Ehrenamt und die freiwillige Mitgliedschaft attraktiv zu halten, zum Beispiel bessere Rahmenbedingungen oder weniger Bürokratie. Leichtfried fordert auch ein Bonus-System für Arbeitgeber, die freiwillige Helfer vom Dienst freistellen.

Feuerwehr-Referent Michael Schickhofer (SPÖ) unterstützt diese Forderung. Die Feuerwehren würden Großartiges leisten: „Man spürt da richtig die Bereitschaft, immer die Eigeninteressen hintanzustellen, um für die Sicherheit der Steirer da zu sein“, so Schickhofer. Das zeigte sich auch zuletzt beim Schneechaos in Teilen der Obersteiermark: Alleine hier leisteten die steirischen Feuerwehren 50.000 freiwillige Einsatzstunden - mehr dazu in Nach Schneechaos werden Lehren gezogen (31.1.2019).

Link: