Nidec-Werk Steiermark muss verkauft werden

Das Nidec-Werk im steirischen Fürstenfeld mit rund 400 Mitarbeitern muss verkauft werden. Das passiert, um die Übernahme bei den EU-Wettbewerbshütern durchzubringen. Die Arbeitsplätze in Fürstenfeld soll erhalten bleiben.

Wochenlang bangte man in Fürstenfeld um den Fortbestand eines Kompressorenwerks mit 400 Beschäftigten. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) meinte im März, die EU werde auf den Standort achten - mehr dazu in Bangen um Fürstenfelder Kompressorenwerk.

EU-Wettbewerbshüter zufriedengestellt

Der jetzige Eigentümer des Werks, der japanische Großkonzern Nidec, möchte mit dem südamerikanischen Konzern Embraco fusionieren. Die Europäische Union wollte dieser Fusion aber nur dann zustimmen, wenn Nidec seine Marktdominanz in Europa zurücknimmt. Am Freitag wurde in Brüssel bekannt, dass sich Embraco, der Kühlkompressorensparte des US-Konzerns Whirlpool, und der japanische Mutterkonzern Nidec zum Verkauf des steirischen Werks verpflichten, um die Übernahme bei den EU-Wettbewerbshütern durchzubringen.

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Jobs sollen bleiben

Die Arbeitsplätze in Fürstenfeld soll erhalten bleiben. Die EU-Kommission verpflichtet den Nidec-Konzern dazu, dem Käufer des Werks erhebliche Kapitalunterstützung für künftige Investitionen in die Anlagen bereitzustellen. „Das sind gute Nachrichten für den Standort Fürstenfeld“, erklärte ÖVP-EU-Delegationsleiter Othmar Karas in einer Aussendung.

Auch andere Standorte betroffen

Laut einer Mitteilung der EU-Kommission, muss Nidec sein Kühlkompressorengeschäft sowohl für Haushalts- als auch für leichte gewerbliche Anwendungen veräußern. Das betrifft neben dem Werk in Fürstenfeld auch Produktionsstandorte in der Slowakei und China. Dadurch würden die Überschneidungen zwischen Nidec und Embraco auf den Märkten, für die die Kommission Bedenken angemeldet hatte, vollständig beseitigt, hieß es.

„Echten Wettbewerb sicherstellen“

„Die meisten Menschen haben - in Kühl- oder Gefrierschränken - mindestens einen Kühlkompressor bei sich zu Hause. Auch in Restaurants und Geschäften findet man Kühlkompressoren in Getränkekühlschränken oder Speiseeistruhen. Die Bedingungen, unter denen wir die Übernahme von Embraco durch Nidec genehmigen, stellen sicher, dass in dieser Branche auch weiterhin echter Wettbewerb herrscht. Industriekunden und Endverbrauchern entsteht somit kein Nachteil durch höhere Preise oder geringere Auswahl. Außerdem haben wir uns dafür eingesetzt, dass die bestehenden Werke, die Nidec veräußern wird, erhalten bleiben können“, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Seit 1982 in Fürstenfeld

Der italienische Haushaltshersteller Zanussi hatte das Fürstenfelder Werk 1982 unter dem Namen Verdichter Oe gegründet. Im Jahr 2000 ging der Bereich Kühlkompressoren in die ACC Austria GmbH über. Diese war aber 2012, ausgelöst durch den Mutterkonzern, insolvent. 2013 übernahm die deutsche Secop daher das Werk von der ACC mit rund 660 Mitarbeitern. 2017 kaufte der japanische Elektromotorenkonzern Nidec die Secop mitsamt dem Standort Fürstenfeld. Seither heißt die Firma Nidec Global Appliance Austria. Das Werk in Fürstenfeld gilt als ein wichtiger Arbeitgeber in der eher strukturschwachen Region. Ein beträchtlicher Teil der Belegschaft pendelt aus dem Burgenland ein.

Geschäft lief zuletzt gut

Jobs wurden seit 2013 zwar gestrichen, doch durch hoch automatisierte Produktionslinien sowie ein Kompetenzzentrum hat sich Fürstenfeld langfristig als Hochtechnologiestandort etabliert. Die Geschäfte liefen dem Vernehmen nach zuletzt gut. Sogar von Ausbauplänen mit der Aussicht auf zusätzliche 600 Mitarbeiter war die Rede. Nidec Fürstenfeld allein kommt mit zuletzt zwei Millionen Stück im Jahr 2018 auf einen Weltmarktanteil von unter 1,5 Prozent. Laut Wirtschaftscompass betrug der Umsatz der Nidec Global Appliance Austria 2017 57,86 Mio. Euro, das EGT lag mit 3,92 Mio. Euro im Minus.

Politik fordert Absicherung

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (beide ÖVP) bekräftigten ihre Forderung, dass der Fortbestand des Fürstenfelder Standortes auch unter einem neuen Eigentümer langfristig abgesichert werden muss: Die Entscheidung über den Verkauf des Werkes sei prinzipiell bedauerlich, da Nidec sich als vorbildlicher Arbeitgeber und Eigentümer für das Fürstenfelder Werk erwiesen hat. Nun gelte es aber, einen neuen Eigentümer und das Fürstenfelder Werk bei der künftigen Entwicklung des Standortes zu begleiten.

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