Osteransprache von Wilhelm Krautwaschl

Im Kreuz schlägt das Herz der Christenheit. „Gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten“ – diese Worte aus dem Glaubensbekenntnis verweisen auf jenen Freitag vor rund 2000 Jahren, als vor den Mauern von Jerusalem ein Mann einen schrecklichen Kreuzestod starb. Nach drei Tagen wurde er, wie es die Schrift vorhersagte, von den Toten auferweckt.

Der Name dieses Mannes war Jesus von Nazareth, ER ist der Christus. Der auferstandene HERR ist seither mit uns unterwegs, und Milliarden Menschen bekennen sich seit dem ersten Ostern zu IHM. Das Kreuz, der Tod, sinnloses zu Unrecht erlittenes Leid sind nicht das Ende, denn „verschlungen ist der Tod vom Sieg“ (1Kor 15,54). Diese Zusage möchte ich Ihnen allen in dieser österlichen Zeit bewusst in Erinnerung rufen.

Wilhelm Krautwaschl

Katholische Kirche Steiermark/Schiffer

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Die Osteransprache von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl

Der Weg zur Auferstehung führt über Golgotha. Als Christen gehen wir mit IHM durch die Heilige Woche, die Karwoche; wir gehen den Kreuzweg mit IHM und nehmen Anteil an seinem Leiden und Sterben. Traurigkeit begleitet uns, weil wir unsere Feigheit und Trägheit erkennen, IHM in Wort und Tat nicht mit ganzem Herzen nachgefolgt zu sein. Damit sich Ostern wirklich ereignen kann, gibt es keinen Weg vorbei am Kreuz: nicht in der Frage des Karfreitags, nicht in der Frage des Missbrauchs, nicht in der Frage der Zukunft dieser Kirche.

Wir müssen das Kreuz annehmen, sonst laufen wir Gefahr, die Wurzel der Christenheit selbst auszureißen. Denn nur wenn wir uns ehrlich dem Kreuz ausliefern, gewinnen wir Perspektive für das Leben, für die Auferstehung. Und erst dann erkennen wir im Blick auf das Kreuz, wie sich uns der Ewige zuneigt und sich unsere Endlichkeit auf den Ewigen ausrichtet. „Denn dieses Vergängliche muss sich mit Unvergänglichkeit bekleiden, und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit“ (1 Kor 15,53). Die Präsenz des Kreuzes ist das Fundament der Auferstehung und der Heilung für die Welt wie auch für unsere Kirche.

Ohne Kreuz kein Ostern! Im Kreuz schlägt das Herz der Christenheit und trotzt dem Leben die kühne Perspektive ab: Du bist nicht allein! So wie es der Auferstandene getan hat, als er mit den verzweifelten und bedrückten Emmaus-Jüngern unterwegs war, die ihr Leid und ihre Tränen mit IHM geteilt haben, so gilt auch für uns, einander teilhaben zu lassen am Leben und an unserer Geschichte mit Gott. ER schreibt mit jeder und jedem von uns eine einzigartige Lebensgeschichte.

Dieses Teilen des Lebens und des Glaubens verlangt Respekt voreinander und duldet nicht, dass wir urteilen und uns so in eine übergeordnete Position verabschieden. Nicht das Erzählen des Leidens und der tragischen Erfahrungen machen das Leben düster, sondern Leid und Tränen ungeteilt zu lassen. Durch das Kreuz und die Auferstehung sagt uns der Sohn Gottes in äußerster existentieller Entschiedenheit zu: „Du bist nicht allein!“

Dieses Wort, das uns seit dem Ende unseres Diözesanjubiläums als Geleitwort für die Zukunft dienen mag, hat seine besondere Bedeutung in dieser Zeit des Übergangs und des Aufbruchs unserer Diözese. Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber unseren Müttern und Vätern im Glauben sind hier genauso geraten wie der Mut und die Geduld im gemeinsamen Suchen neuer Erfahrungsräume von Kirche für uns und unsere Nachfahren.

Unser Papst nimmt den Auftrag des auferstandenen Christus ernst, wenn er einmahnt, eine Kirche im Aufbruch zu werden und dementsprechend auch die kirchlichen Strukturen zu reformieren. Im Zukunftsbild unserer Diözese findet dies entsprechend Platz, denn „der Mensch und somit die Welt von heute sind der Weg der Kirche“ (Papst Johannes Paul II.). Daher braucht es auch immer wieder neue Formen und Räume der Kirche. Diese nehmen in den kommenden Monaten konkrete Gestalt an.

Ostern ist die Zukunftsperspektive für unsere Kirche und die ganze Menschheit. Wer an die Auferstehung Christi glaubt, der kommt auf seinem Lebensweg nie am Kreuz vorbei. Denn im Kreuz schlägt das Herz der Christenheit. So wünsche ich Ihnen allen frohe und gesegnete Ostern!

Wilhelm Krautwaschl
Diözesanbischof