Unfallhelfer attackiert: Zwölf Jahre Haft

Ein 24-jähriger Steirer ist am Mittwoch wegen versuchten Mordes in Graz zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Der Mann hatte nach einem Autounfall einen Helfer zusammengeschlagen und schwer verletzt.

„In ihrem Strafregister findet sich das halbe Strafgesetzbuch“, so der Richter gleich zu Beginn der Verhandlung zum Angeklagten: Bei seinen Vorstrafen finden sich etwa ein gestohlener Kaugummiautomat, herausgerissene Zeitungsständer, manipulierte Stromzähler und auch tätliche Angriffe auf Vater und Freundin. Seit einem Bandscheibenvorfall mit 17 habe sein Mandant ein Drogenproblem, erläuterte wiederum der Verteidiger.

Schwere innere Blutungen

Am 15. November 2018 hatte der Steirer einen Autounfall: Ein Anrainer hörte den Knall, sprang ins Auto und fuhr zur Unfallstelle. Als er dem Verunglückten helfen wollte, schlug dieser ihn brutal zusammen - laut Staatsanwalt überlebte der Helfer nur, weil er sofort in ärztliche Behandlung kam. „Ich bring’ dich um, du Krüppel, ich erschlag dich, ich lösch’ dich aus“, soll der 24-Jährige geschrien haben, während er auf das überraschte Opfer einschlug; der Helfer erlitt schwere innere Blutungen - mehr dazu in Steirer baute Unfall und attackierte Helfer (16.11.2018)

Richter zweifelte Selbstmordversuch an

„Es gibt in diesem Fall überhaupt kein Motiv“, betonte der Ankläger. Der Angeklagte erzählte, er habe Streit mit seiner Freundin gehabt, sich betrunken und wollte Selbstmord begehen. „Das Leben ist mir sinnlos vorgekommen“, erklärte er. Er fuhr gegen ein Brückengeländer, kam aber mit leichten Verletzungen davon. Zum Helfer sagte er, er wolle keine Polizei. Doch dieser hatte bereits telefoniert - das brachte den 24-Jährigen zum Ausrasten. „Der ist hilfsbereit und kriegt eine auf die Nuss“, bemerkte der Richter.

Aufgrund der Unfallfotos bezweifelte der Richter die Selbstmord-Version. „Könnte es sein, dass sie einfach aus der Kurve gekommen sind und das Brückengeländer gestreift haben?“ Polizei wollte er keine, weil er „alles vertuschen“ wollte, so der 24-Jährige. „Was denn?“, hakte der Richter nach. „Den Selbstmordversuch“. „Oder dass sie schon wieder wo betrunken hinein gefahren sind?“, mutmaßte einer der beisitzenden Richter.

Erst am nächsten Tag zur Polizei gefahren

„Ich habe mich nachher selbst in die Nervenklinik eingewiesen“, gab der Angeklagte an. „Warum?“, fragte der Richter. „Weil ich nicht mehr so weiter machen wollte.“ Warum er dann nicht zur Polizei gefahren sei, interessierte den Vorsitzenden - das passierte erst am nächsten Tag, „da war dann nichts mehr mit Alkohol und Drogen“, bemerkte der Richter.

Opfer: „Er wollte mir das Licht ausblasen“

Als erster Zeuge wurde das 45-jährige Opfer gehört: Nach seinen Angaben schlug der Angeklagte nicht nur mit Fäusten auf ihn ein, sondern traktierte ihn auch mit einer Art Stange - die Folge waren unter anderem ein Leber- und ein Kopfhämatom sowie zahlreiche kleinere Wunden.

„Ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen, und dann ist es finster geworden“, beschrieb es der Berufskraftfahrer, der auch 22 Jahre bei der Feuerwehr war. Als er wieder zu sich kam, lag er am Boden, der Angeklagte war über ihm und schlug mit der Faust auf ihn ein. Es gelang ihm zu flüchten, doch der 24-Jährige erwischte ihn wieder und „hat mich mit totschlagen, umbringen und abstechen bedroht“. Er habe „Todesangst“ gehabt und „gedacht, ich muss nur schauen, dass ich wegkomme. Meine Meinung war, er wollte mir das Licht ausblasen“.

Der Angeklagte sei dann zum Auto gegangen und habe etwas herausgenommen. „Jetzt bist du hin“, soll er dem 45-Jährigen gesagt haben, ehe er zuschlug - von einer Stange oder einem ähnlichen Gegenstand wollte der Beschuldigte bei der Verhandlung allerdings nichts wissen: Er will nur mit den Fäusten zugeschlagen haben.

Des versuchten Mordes für schuldig befunden

Die Geschworenen befanden den rabiaten Steirer mit 8:0 Stimmen für schuldig des versuchten Mordes. Die Haftstrafe - ohne die widerrufenen Bewährungsstrafen - beträgt zwölf Jahre. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.