Steiermark muss sich auf mehr Wölfe einstellen

Nach dem jüngsten Vorfall im Bezirk Murau, wo fünf Schafe gerissen wurden, sind viele Almbauern verunsichert - und das zu Recht, geht es nach einem Experten: Man werde sich Maßnahmen zum Schutz vor Wölfen überlegen müssen.

Erste Wolfsrudel haben sich in den 1990er Jahren in den italienischen Westalpen niedergelassen. Heute sind es laut Experten rund 100 Rudel im gesamten Alpenraum. Auch in Österreich sind drei Wolfsrudel bekannt - sie leben etwa im Mühlviertel in Niederösterreich an der tschechischen Grenze.

„Zunahme überall feststellbar“

Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt derzeit zwar im Norden Österreichs, dennoch konnte auch in der Steiermark die Existenz einzelner Wölfe im Raum Murau oder auch im Koralmgebiet nachgewiesen werden - mehr dazu in DNA-Test bestätigte: Wolf riss fünf Schafe (26.4.2019) - so der österreichische Wolfsbeauftragte Georg Rauer vom Institut für Wildtierkunde und Ökologie an der Veterinärmedizinischen Uni Wien.

Wolf

dpa/ Friso Gentsch

Das Potential, dass sich Wölfe auch hierzulade rasant vermehren, sei gegeben, betont Rauer: „Wir müssen damit rechnen, dass mehr Wölfe nach Österreich kommen und auch Rudel entstehen und damit Wölfe auch in Österreich produziert werden. Wenn man sich die Entwicklung rund um Österreich anschaut, ist überall eine Zunahme feststellbar - besonders in Deutschland, Polen und auch im Alpenraum von Westen kommend. Die werden vor Österreich nicht Halt machen.“

Gesamtgesellschaftliches Anliegen

Genaue Prognosen seien laut Rauer jedoch schwer zu treffen. Die Sorge der Landwirtschaft könne er nachvollziehen: Der Wolf genießt EU-weit einen besonders hohen Schutzstatus, der ein Bejagen unmöglich macht.

Der Schutz des Wolfes sei ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Schutz für Herdentiere und Schadensabgeltung sei daher Aufgabe der öffentlichen Hand, so der Wolfsbeauftragte: „Man wird etwas unternehmen müssen - auf Almen und auch auf anderen Weideflächen. Das ist eine gesellschaftspolitische Frage. Das den Bauern alleine umzuhängen, geht sicher nicht.“

Forschungszentrum in Liezen

Schutzmaßnahmen, die in anderen Regionen Europas bereits erprobt wurden, müssten für die österreichische Situation angepasst werden. So setze man in der Schweiz etwa verstärkt auf Herdenhunde, das sei teuer und aufwendig - beginnend von der Zucht über die Ausbildung bis hin zur Betreuung der Hunde.

Lösungen werden vom österreichweit zuständigen Forschungszentrum für Wolf, Bär und Luchs erwartet, das in Raumberg-Gumpenstein im Bezirk Liezen entsteht - mehr dazu in Wolfsmanagement-Zentrum in Planung (16.6.2018). Derzeit wird ein Geschäftsführer gesucht. Das Zentrum wurde bereits vom Bund vor dem Hintergrund der zunehmenden Ansiedelung von Wölfen in Österreich initiiert.

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