NS-Zeit im Geschichtsunterricht „nachschärfen“

Die Bildungsdirektion Steiermark will den Geschichtsunterricht in Sachen NS-Zeit und Holocaust nachschärfen. Jeder Schüler sollte demnach einmal in Mauthausen gewesen sein. Damit will man auf eine kürzlich veröffentlichte Studie reagieren.

Die Ergebnisse einer Studie der Claims Conference – mehr dazu in news.ORF.at – bezeichnet der Grazer Historiker Helmut Konrad als „erschreckend“: Dass mehr als die Hälfte der Befragten nicht wusste, dass sechs Millionen Juden ermordet wurden, und 13 Prozent der jüngeren Befragten meinten, dass diese Zahl „weit übertrieben“ sei, ist für Konrad gefährliches Falschwissen – mehr dazu in KZ-Besuche gegen Holocaust-Unwissen gefordert.

Bildungsdirektion zeigt sich „erstaunt“

Vor allem bei der Generation der um die Jahrtausendwende Geborenen mangelt es laut dieser Studie an geschichtlichem Wissen. Eigentlich sollten Themen wie der Nationalsozialismus und der Holocaust im Geschichtsunterricht behandelt werden. Auch bei der Bildungsdirektion Steiermark ist man erstaunt über die Ergebnisse der Studie.

Schule besucht Gedenkstätte Mauthausen

ORF

Als Gedenkstätte bietet Mauthausen heute unterschiedlichste Bildungsangebote

„Grundsätzlich muss man sagen, dass in den vierten Klassen der Mittelschulen und der Gymnasien verpflichtend vorgesehen ist, dass man sich mit dem 20. und 21. Jahrhundert auseinandersetzt und natürlich auch mit der Zeit des Faschismus, der NS-Zeit. Ich denke, es wird von den Lehrpersonen auch entsprechend umgesetzt. Dass Mauthausen so wenig bekannt ist, überrascht mich doch. Im Bereich der Zahlen bis ins Detail Bescheid zu wissen, halte ich für übertrieben, aber das gesamte Ausmaß sollte eigentlich im Langzeitgedächtnis verankert sein“, meint etwa Hermann Zoller, der den Pädagogischen Dienst in der Bildungsdirektion leitet.

Geschichtsunterricht soll durchleuchtet werden

Dass der Lehrplan für Geschichte zu starr ist, glaubt der Bildungsexperte nicht. Zoller regt aber an, den Geschichtsunterricht nachzuschärfen: „Aus meiner Sicht müsste man die unterrichtenden Pädagogen wieder stärker darauf hinweisen, dass man sich mit dieser Zeit doch wieder auseinandersetzt. Ich habe heute schon mit der Hochschule Kontakt aufgenommen, dass wir in Form von regionalen Fortbildungsangeboten den Geschichteunterricht wieder einmal durchleuchten.“

Gerade die NS-Zeit sei eine sehr sensible, für die es auch im Schulunterricht Fingerspitzengefühl brauche, sagt Zoller: „Es mag sein, dass es hier Berührungsängste gibt, aber umso mehr sind wir seitens der Behörde aufgefordert, das im jeweiligen Fachkollegenkreis zu thematisieren.“

Schulbesuche in Mauthausen gefordert

Zoller spricht sich für einen anschaulichen Geschichtsunterricht aus, etwa durch die Einladung von Zeitzeugen und durch Besuche im ehemaligen KZ Mauthausen. Darüber entscheiden Schulen im Rahmen der Schulautonomie selbst. Solche Besuche verpflichtend einzuführen, würde der Leiter des Pädagogischen Dienstes begrüßen.

„Insbesondere meine ich, man sollte das ab der achten Schulstufe, also in den vierten Klassen, mit einem Schreiben an die jeweiligen Schulleitungen anregen, weil ich es für sehr wichtig erachte, dass diese gut aufbereitete Gedenkstätte jeder Schüler im Laufe seiner Schulkarriere einmal besuchen sollte“, so Zoller. Die Frage soll auch bei einer Klausur im Bildungsministerium Mitte Mai thematisiert werden.

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