Raunächte: Zwischen Rauch und rauen Nächten
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So kennt man die Raunächte auch als Rauchnächte, doch die Etymologie des vielfach abgewandelten Wortes bleibt weiterhin umstritten: So bezieht sich eine dritte weitere Deutung auf die Rauhnacht, die auf das mittelhochdeutsche Wort rûch für haarig zurückgeht. Es könnte sich dabei auf pelzige Dämonen beziehen, die in den Nächten vom 25. Dezember bis zum 6. Jänner ihr Unwesen treiben.
Wieder Platz für das Neue schaffen
Um diese aus Stall und Stube zu vertreiben, führte man das Räuchern ein: „Das Rauchen war dafür zuständig, das Ungute, das Böse aus Haus und Hof zu vertreiben, hinauszurauchen - und wieder Platz zu machen für das Neue und Gute. Damit wurde also eine reinigende Schutzwirkung in Anspruch genommen“, erklärt Monika Primas vom Steirischen Heimatwerk.
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Altbauer Eduard Wöhrer fügt hinzu: „Das Rauchen ist früher einmal ein heidnischer Brauch gewesen und dann über die Jahrhunderte ins Christliche überliefert worden. Ich kann mich noch erinnern, wie ich nach dem Zweiten Weltkrieg bei uns auf dem Bauernhof zum Rauchen mitgegangen bin.“
Eine Reinigung für Körper und Seele
Die Zutaten für die Räucherpfanne bestehen aus einer Glut, Weihrauch, Weihwasser sowie verschiedenen Kräutern, „wobei auch diese Kräuter spezielle Wirkungen hatten. So wird dem Wacholder etwa eine reinigende Wirkung nachgesagt - nicht nur für die Seele, sondern auch für den Körper. Das hatte also auch einen hygienischen Grund“, schlussfolgert Primas.
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Es gab übrigens auch noch einige weitere Gründe für das Räuchern am Hof, wie Wöhrer erklärt: „Am Bauernhof hatte jeder einen Hut aufgehabt. Und wenn das Räucherpfandl schön geraucht hat, hielt man den Hut darüber und setzte ihn dann auf“ - etwa mit der Hoffnung, im neuen Jahr weniger Kopfweh, dafür aber eine üppigere Haarpracht zu bekommen.
Sendungshinweis:
„Radio Steiermark am Vormittag“, 19.12.2017
Was aber, wenn das Räuchern mal ausfiel? „Einmal ist es bei uns ausgefallen, weil wir unterwegs waren - ich habe dann wirklich schlecht geschlafen und muss ehrlich sagen: Es hat mir nicht gut getan. Und jetzt versuche ich es aber wieder bewusst in diesen Tagen durchzuführen“, verrät der Musiklehrer und Brauchtumsexperte Bernd Prettenthaler schmunzelnd.