Nestroy und Sargnagel: Ein Jux im Schauspielhaus

Es ist wohl eines der bekanntesten Werke von Johann Nestroy: „Einen Jux will er sich machen“. Derzeit bringt das Grazer Schauspielhaus die Posse mit Gesang auf die Bühne - gewürzt mit bissigen Couplets der Autorin Stefanie Sargnagel.

Vom Biedermeier direkt ins Heute: Vor 200 Jahren konnte Nestroy mit Couplets - pikant-markanten Gedichten - die Zensur umgehen. Heute sorgen die Texte von Stefanie Sargnagel für Zündstoff: „Nestroy hat dem Spießer ein Denkmal gesetzt und ihn dabei demontiert. Was Sargnagel in die Couplets einfließen lässt, ist genau die Denke des Spießertums, das sagt, ich bin nicht ganz rechts aber ein bisserl schon“, schildert Regisseur Dominique Schnizer.

Aus Spaß wird Verzweiflung

So spricht der biedere Handelsgehilfe Weinberl etwa: „Die Linkslinken tun da so laut demonstrieren - dass die sich für sowas so gar nicht genieren! Ich bleibe leise und tu meine Pflicht - weil was anderes schickt sich doch nicht!“

Theaterbühne

ORF

Weinberl (rechts) will sich einen Jux machen - doch aus Spaß wird Verzweiflung

Schließlich will Weinberl aber doch einmal seinem Alltag fliehen, dem Titel entsprechend „einen sich Jux machen“. Doch dabei verstrickt er sich in Lügengeschichten, aus denen er verzweifelt einen Ausweg sucht: „Die Erfahrungen, die er macht, sind niederschmetternd. Anstatt dass er seinen Horizont erweitert, wird sein ursprüngliches Spießertum durch den Jux erst recht manifestiert“, erklärt „Weinberl“-Darsteller Franz Solar.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 15.12.2018

Ein zeitloser „Jux“

Geld regiert die Welt und der Mensch ist Spielball des Kapitals - so die Erkenntnis dieses zeitlosen „Jux“: „Der Mensch behält seine Gültigkeit, der ändert sich nicht, wir sind nicht in der Biedermeierzeit - aber ich erkenne trotzdem wie die Leute sich verhalten“, so Schnizer. Ein scharfer, ein provokanter „Jux“ am Grazer Schauspielhaus.

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