40. Todestag von Josef Krainer sen.

Am Montag jährt sich zum 40. Mal der Todestag einer der prägenden politischen Persönlichkeiten in der Zweiten Republik: Landeshauptmann Josef Krainer sen. (ÖVP) war von 1948 bis zu seinem Tod Landeshauptmann der Steiermark.

Die Nachricht vom Tod des über die Grenzen der Steiermark hinaus populären Politikers am ersten Adventsonntag des Jahres 1971 - er starb im Alter von 68 Jahren während einer Fasanenjagd in der Südsteiermark an einem Herzanfall - löste bei den Menschen Bestürzung aus - wenn von seiner Ära die Rede ist, sprechen ältere Semester respektvoll vom „alten Krainer“.

Josef Krainer sen.

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Stammt aus ärmlichen Verhältnissen

Josef Krainer wurde am 16. Februar 1903 in ärmlichsten Verhältnissen als unehelicher Sohn einer Magd im obersteirischen St. Lorenzen bei Murau geboren. Der Weg schien vorgezeichnet: Volksschule, Arbeit am Bauernhof, Beruf Landarbeiter. Diese Jahre prägten später sein Engagement für Landarbeiter, Kleinkeuschler und Bauern.

1927 übersiedelte Josef Krainer nach Graz. 1930 kam der erste Sohn, Josef, zur Welt. Der politische Aufstieg begann 1934 mit dem Einzug in den Landtag. 1936 wurde Krainer Präsident der Kammer für Arbeiter und Angestellte und Vizebürgermeister von Graz. 1938 nahmen ihn die Nazis vorübergehend fest, das Ende des Krieges erlebte er im südsteirischen Grenzland, wo ihn loyale Bauern vor der Gestapo versteckten.

Die Modernisierung wesentlich mitbestimmt

Am 6. Juli 1948 wurde Krainer als Nachfolger von Anton Pirchegger zum Landeshauptmann gewählt. In den nächsten 23 Jahren wurde die Politik des Landes und seine Modernisierung von ihm wesentlich mitbestimmt: Kulturpolitisch wurde das Klima mit „trigon“ und dem „steirischen herbst“ offener. Hohe Besuche kamen nach Graz (u.a. die englische Königin Elisabeth II. und der sowjetische Ministerpräsident Nikita Chruschtschow).

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„Keine slowenische Minderheit in der Steiermark“

Einer der letzten Höhepunkte seiner Amtszeit war nach langen Verhandlungen 1969 die Eröffnung der Brücke zwischen der seit 1919 geteilten Stadt Bad Radkersburg und Gornja Radgona. Obwohl - Krainer hatte offenbar mit slowenisch sprechenden Südsteirern ein Problem: Mitte der 50er-Jahre erklärte er: „Es gibt keine slowenische Minderheit in der Steiermark“. An dieser offiziellen Linie wurde festgehalten, die Sprachgruppe schrumpfte bis an die Nachweisbarkeitsgrenze, wie es in dem Sammelband „Slowenische Steiermark“ (erschienen 1997 im Böhlau Verlag in der Reihe „Zur Kunde Südosteuropas“) heißt.

Delikates Verhältnis mit der Bundespartei

Durchaus problematisch und delikat war für Krainer oft auch der Umgang mit der eigenen Parteizentrale in Wien, etwa mit Bundesparteiobmann Josef Klaus:

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Nur Wallnöfer war länger Landeshauptmann

Krainer war einer der am längsten dienenden „Landesfürsten“, nur Tirols Eduard Wallnöfer (ÖVP) war mit fast 24 Jahren länger im Amt. Er war auch maßgeblich für die über seinen Tod hinaus währende Dominanz der ÖVP in der Steiermark verantwortlich, die erst 2005 durch den SPÖ-Wahlsieg von Franz Voves beendet wurde.

Eine Agenda aus den Tagen des „alten Krainer“ ist heute wieder aktuell: die Gemeindefusionen. Die letzte große „Flurbereinigung“ datiert aus den 60er-Jahren. Von 1967 bis 1969 wurden aus 884 genau 561 Gemeinden gemacht.

„Josef Krainer-Zukunftspreise“

Sein Name lebt auch in den jährlich vergebenen „Josef Krainer-Zukunftspreisen“ des Landes Steiermark weiter: Sie wurden am Freitag im Rahmen eines Festaktes vergeben - mehr dazu in Festakt zum 40. Todestag von Josef Krainer sen.