Katastrophenalarm im Bezirk Liezen
LFV Stmk./Franz Fink
Die Katastrophe begann bereits Donnerstagnachmittag, und bis zum Abend spitzte sich die Lage dramatisch zu: Sintflutartige Regenfälle mit 140 Liter Wasser pro Quadratmeter ließen die Pegel der Flüsse innerhalb kurzer Zeit anschwellen, es kam zu Dammbrüchen und Verklausungen.
Evakuierungen wieder aufgehoben
Die Wassermassen bedrohten Siedlungsgebiete in Gaishorn und Trieben, das Ortsgebiet von Treglwang wurde meterhoch mit Schlamm und Geröll bedeckt. Im Laufe des Freitags entspannte sich die Situation dann etwas: Die Pyhrnautobahn, die zeitweise gesperrt war, konnte wieder in beiden Richtungen freigegeben werden, auch die Bahnverbindung zwischen Selzthal und Wald am Schoberpass konnte wieder aufgenommen werden.
BFV Liezen / Schlüßlmayr
Am späten Freitagnachmittag wurden dann auch die Evakuierungsmaßnahmen weitgehend aufgehoben: Laut Einsatzleitung habe sich die Lage so weit stabilisiert, dass eine akute Gefährdung der Siedlungsbereiche nicht mehr gegeben sei. Insgesamt waren 350 Personen - die meisten in Trieben - betroffen. Nur wenige Familien in anderen Gemeinden, die bei Verwandten oder Nachbarn untergebracht wurden, müssen mit der Rückkehr in beschädigte Gebäude noch zuwarten.
LFV Stmk./Franz Fink
Unwetter wüteten auch in Hohentauern
Die Unwetter wüteten auch in Hohentauern (Bezirk Murtal): Wassermassen rissen Autos mit, die Stromversorgung wurde unterbrochen, auch hier könnte es zu weiteren Evakuierungen kommen. Erkundungsflüge mit Hubschraubern wurden durchgeführt, um das Schadensausmaß festzustellen, sagte Joachim Huber von der Polizei.
Große Probleme bereitet derzeit vor allem die B114 zwischen Hohentauern und Trieben - diese ist auf der Länge von 800 Metern betroffen, die Aufräumarbeiten werden noch Wochen dauern, sagt Marc-Andre Rapp vom Straßenerhaltungsdienst des Landes: „Eine generelle Aussage, bis wann die Straße wieder beiderseits befahrbar ist, ist aus jetziger Sicht nicht exakt möglich, es wird aber sicher Wochen dauern."
Schaden geht in die Millionen
Die Bezirkshauptmannschaft forderte am Freitag das Bundesheer zur Unterstützung an - ein Pionierzug mit 40 Soldaten wird ins Katastrophengebiet geschickt, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen.
Das Schadensausmaß sei noch nicht abschätzbar, so Bezirkshauptmann Josef Dick: „Ich kann nur sagen, dass an der Infrastruktur in den drei betroffenen Gemeinden massive Schäden entstanden sind. Ich gehe davon aus, dass hier sehr hohe Schadensbeträge zustande kommen werden.“
APA/BFV Liezen / Schlüsslmayr
Die Hagelversicherung erstellte bereits eine erste Schadensbilanz: Demnach wurden 10.000 Hektar landwirtschaftliche Kulturen weitgehend vernichtet, das ergibt in Summe einen Schaden von rund 4,4 Millionen Euro. Betroffen waren vor allem Ackerkulturen, Gemüse, Obst, Wein, Grünland und Glashäuser.
Voves sichert unbürokratische Hilfe zu
Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und sein Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (ÖVP) waren am Freitag vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Voves sicherte den Betroffenen schnelle und unbürokratische Hilfe zu: „Wir versuchen natürlich alles, das finanziell sofort zu berappen, was an Sofortmaßnahmen notwendig ist, die ganzen Baggereinsätze, um die Verklausungen aufzulösen, aber dann geht es um die Einzelschäden. Auch hier versuchen wir immer, den Einzelfall zu betrachten, sodass es keine existentiellen Probleme da oder dort gibt.“
Mittel aus Bedarfszuweisungen
Auch Schützenhöfer will den Betroffenen mit Mitteln aus den Bedarfszuweisungen helfen: „Sparmaßnahmen hin und Sparmaßnahmen her, wenn jemand in der Existenz bedroht ist, muss man helfen – und zwar schnell helfen.“
APA/BFV Liezen/ Schlüsslmayer
Menschen aus überfluteten Kellern gerettet
Heftige Unwetter zogen auch über die Bezirke Leoben, Bruck an der Mur, Weiz und über den Norden von Graz. In St. Kathrein am Offenegg sowie in Frohnleiten und Großstübing wurden Straßen überflutet, in Kapfenberg und Umgebung musste die Feuerwehr acht eingeschlossene Menschen aus überfluteten Kellern retten.
In einem Fall waren sogar Taucher der Feuerwehr im Einsatz - sie mussten ein Ehepaar bergen, das in einem Keller in den Wassermassen fest saß, schildert Helmut Pobetschnigg von der Feuerwehr: „Der Wasserstand war in etwa 1,30 bis 1,50 Meter hoch. Wir mussten die Kellertür eintreten und konnten dann die beiden Herrschaften ins Freie bringen.“
Roland Theny/ Filmteam Austria
Bereits Mittwochabend waren über den Bezirken Mürzzuschlag und Bruck an der Mur heftige Gewitter niedergegangen: Betroffen waren vor allem die Gemeinden Hönigsberg, Langenwang, Stanz, Edelsdorf sowie die Bezirkshauptstadt Mürzzuschlag. 17 Feuerwehren standen mit knapp 400 Mann im Einsatz, 52 Einsätze gab es alleine in Hönigsdorf.
Feuerwehr/Pusterhofer
Hagel, Sturm und Starkregen
Durch die intensiven Regenfälle mit 78 Liter pro Quadratmeter wurden Keller überflutet, aber auch Hagel und Sturm richteten Schäden an. Der Stanzbach trat laut Feuerwehr über die Ufer - eine Brücke wurde weggerissen, zwei weitere sind derzeit nicht befahrbar. Mehrere Straßen mussten wegen Überflutungen oder Vermurungen gesperrt werden, darunter die Semmeringschnellstraße (S6) bei Mürzzuschlag und die Schanzsattelstraße (L114) bei Stanz.
Feuerwehr/Pusterhofer
Das Blitzortungssystem ALDIS zählte im Lauf des Abends 4.700 Blitze in der Steiermark. Die Feuerwehren waren zum Teil bis in der Früh mit den Aufräumarbeiten beschäftigt.
Brücke in Gußwerk eingestürzt: Wallfahrerin verletzt
In Gußwerk bei Mariazell wurde eine Holzbrücke unterspült und beschädigt - als eine Gruppe Wallfahrer aus Graz die Brücke am Donnerstag überquerte, stürzte sie ein. Eine Frau wurde schwer verletzt und musste von der Feuerwehr geborgen werden; sie wurde mit dem Rettungshubschrauber in das LKH Bruck gebracht.
Auch im südlichen Niederösterreich gingen Mittwochabend Unwetter nieder: 16 Feuerwehren standen mit 260 Mann im Bezirk Neunkirchen im Einsatz, um überflutete Keller auszupumpen und Murenabgänge zu beseitigen - mehr dazu in Feuerwehreinsätze nach heftigem Regen (noe.ORF.at).
Ein kurzes, aber heftiges Gewitter führte am Dienstag zu zahlreichen Murenabgängen im Bezirk Murtal. Besonders betroffen waren Fohnsdorf und Pöls, wo auch viele Keller unter Wasser standen. Rund 50 Mann der Feuerwehr waren im Einsatz - mehr dazu in Unwetter im Murtal: Zahlreiche Keller unter Wasser.