Kündigungen im Krankenstand nehmen zu
Zwei Drittel der Arbeitnehmer gehen laut AK aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, krank arbeiten. Diese Angst ist nicht unberechtigt: Die Aktenberge mit entsprechenden Fällen türmten sich, sagt Wolfgang Naglschmied von der steirischen AK.
„Nach dem zweiten Krankenstand weg vom Fenster“
Schon jeder fünfte Fall im Arbeitsrecht betrifft eine Kündigung im Krankenstand, „wo Arbeitnehmer manchmal beim ersten, meistens aber beim zweiten Krankenstand gekündigt werden. Im Gastgewerbe sind sie meistens nach dem zweiten Krankenstand weg vom Fenster“, so Nagelschmied.
Dabei geht es nicht nur um Dauerkrankenstände, gekündigt wird auch bei kurzen Ausfällen. Betroffen sind laut AK grundsätzlich alle Branchen und alle Altersgruppen. Ältere Arbeitnehmer können die Kündigung mit dem Argument der Altersdiskriminierung anfechten - dafür bleibt aber ab Ausspruch der Kündigung nur eine Woche Zeit.
AK warnt vor einvernehmlicher Kündigung
Die AK warnt auch vor der einvernehmlichen Auflösung des Dienstverhältnisses im Krankenstand - dazu würden Mitarbeiter immer öfter genötigt, sagt Naglschmied, „so nach dem Motto ‚Löse einvernehmlich, nach dem Krankenstand stelle ich dich wieder ein‘ - dann brauch’ ich als Arbeitgeber kein Krankenentgelt zu zahlen, dann zahlt ja die Gebietskrankenkasse und somit die Versicherungsgemeinschaft. Wir wissen, das passiert immer öfter, dass Arbeitgeber mit diesem Ansinnen an die Arbeitnehmer herantreten, und wir sagen natürlich: Hände weg davon!“
Für den Arbeitnehmer bedeutet die einvernehmliche Kündigung einen finanziellen Nachteil, denn das Krankengeld durch die Versicherung fällt fast um die Hälfte niedriger aus, und oft genug werden diese Mitarbeiter - entgegen der Abmachung - nach dem Krankenstand nicht wieder eingestellt.