Bienensterben: Land verbietet Pestizide

Zu später Abendstunde ist am Dienstag im Landtag eine wichtige Entscheidung gefallen: Einstimmig wurde ein Neonicotinoid-Verbot beschlossen - jener Pestizidgruppe, die für das Bienensterben verantwortlich gemacht wird.

1.260 Kilogramm des Maisbeizmittels, das für Bienen gefährlich ist, werden laut Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) jährlich in der Steiermark ausgebracht - pro Hektar Mais würden somit 40 Gramm dieses Wirkstoffes eingesetzt, erläuterte Seitinger auf Anfrage der Freiheitlichen.

Bienen auf Wabe

APA/dpa/Matthias Hiekel

Für die Biene und gegen Spritzmittel

Auf Antrag der Grünen zogen dann alle Parteien an einem Strang, ganz nach dem Motto „Für die Biene und gegen Spritzmittel“. Man müsse zu Alternativen bei der Schädlingsbekämpfung greifen, sagte Hannes Amesbauer (FPÖ): „Es stellt ja niemand in Abrede, dass sich die Landwirte gegen diesen Maiswurzelbohrer wehren müssen, das ist ganz klar. Das muss aber nicht immer die Giftkeule sein, das können auch Alternativen sein in der Anbauweise, wenn man die Fruchtfolge beim Maisanbau stärker forcieren würde.“

Für Agrarlandesrat Seitinger hat die Fruchtfolge aber auch massive wirtschaftliche Einbußen für die Bauern zur Folge. Man müsse Resistenzen züchten und Nützlinge hervorbringen, die Schädlinge bekämpfen: „Der erste Tag, an dem es Alternativen zu Pestiziden gibt, ist für mich ein Nationalfeiertag, das können Sie mir glauben“, so Seitinger.

Grüne: Weniger Fleisch, weniger Mais, weniger Gift

Die Klubobfrau der Grünen, Sabine Jungwirth, sieht das Problem beim Fleischkonsum: „Würden die Menschen in Österreich nicht so viel Fleisch essen, müssten wir nicht so viel Mais anbauen, das ist auch klar. Und wenn wir weniger Mais anbauen könnten, müssten wir weniger Gift einsetzen.“

„Es ist nicht verboten, gescheiter zu werden“

Auf die Frage der Freiheitlichen, ob Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) nach seinem Vorgehen in Sachen Bienen noch tragbar sei, meinte dessen Parteikollege Seitinger: „Ich stimme diesem neuen Weg zu. Und es gilt immer noch die Formel: Es ist nicht verboten, über Nacht gescheiter zu werden. Das gilt auch für Minister und für alle anderen Persönlichkeiten auch.“

Verbot zeitlich beschränkt

Spätestens nächstes Jahr im Frühling werden bestimmte Pestizide in der steirischen Landwirtschaft verboten, Details werden jetzt ausgehandelt. Das Verbot ist aber zeitlich beschränkt, da ein generelles nur der Bund verordnen kann - auch das forderte der Landtag am Dienstag.

Im heiß diskutierten Thema Bienensterben lässt aber auch ein nun aufgetauchter Brief der heimischen Imker an Berlakovich die Wogen erneut hochgehen: Dem Papier zufolge, das dem „Kurier“ vorliegt, hätten Vertreter der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ) Imkern Geld für Bienenschäden angeboten, wenn man drei Jahre darauf verzichte, das Thema Bienensterben öffentlich zu thematisieren. Von einem „Koexistenzfonds“ ist in dem Schreiben die Rede. Die Imkervereinigung lehnte das Angebot ab und informierte Berlakovich 2011 mit besagtem Brief - mehr dazu in Imker schlugen „Schweigegeld“ aus (news.ORF.at).

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