Brückeneinsturz: Gerüst war falsch berechnet

Nach dem Einsturz einer halbfertigen Brücke auf der Brucker Schnellstraße (S35) zeigt ein Gutachten im Auftrag der ASFINAG jetzt erste Details zur möglichen Ursache auf. Demnach soll ein Gerüst falsch berechnet worden sein.

Zum Einsturz der Brücke, die gerade saniert wurde, war es bereits Ende Februar gekommen. Rund 800 Tonnen Beton und Material begruben mehrere Gleise unter sich. Verletzt wurde niemand - mehr dazu in Nach Brückeneinsturz: Zugverkehr problemlos (4.3.2015) und Nach Brückeneinsturz: Abbrucharbeiten beendet (27.2.2015) und Nach Brückeneinsturz: Ursache weiter unklar (21.2.2015).

Gerüst war unterdimensioniert

Fünf Monate später gibt es seit Dienstag nun neue Erkenntnisse. Die Asfinag hat ein erstes Gutachten zur möglichen Ursache präsentiert. Demnach soll ein falsch berechnetes Lehrgerüst Grund für den Einsturz gewesen sein.

Brückeneinsturz bei Frohnleiten

APA/Erwin Scheriau

Es seien nur die Betonierlasten berechnet worden, nicht aber die weiteren Bauabläufe, sagt ASFINAG-Vorstand Alois Schedl: „Diese Hilfsstützen waren unterdimensioniert, das heißt, im Zusammenhang mit dem Bauablauf kam es hier zu einer massiven Überlastung und in der Folge zum Einsturz.“ Direkter Auslöser dürfte ein ÖBB-Zug gewesen sein, der kurz vorher unter der Brücke durchgefahren war.

Andere Bauweise gestartet

Ab Mittwoch werden die Bauarbeiten wieder gestartet - dann aber unter erhöhten Sicherheitsbedingungen. So wird die Brücke jetzt in einer anderen Bauweise ausgeführt.

Zuletzt war die Brücke in erhöhter Lage gebaut worden, da zwischen der Zugoberleitung und dem Gerüst nur sehr wenig Platz war. Die Brücke hätte nach Fertigstellung also abgesenkt werden müssen. Nun werde sie, wie es heißt, in endgültiger Lage gebaut, womit das Absenken entfällt. Das Gerüst selbst sei direkt mit den Brückenpfeilern verbunden, so Alexander Walcher, Geschäftsführer der ASFINAG-Baumanagement GmbH.

Zusätzlicher Prüfer geplant

Außerdem wird die Kontrolle verstärkt. Das alte Gerüst hatte nur ein Statiker der Baufirma berechnet, denn ein zweiter Prüfer ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, die Entscheidung liegt bei der Baufirma.

Brückeneinsturz bei Frohnleiten

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Die ASFINAG setzt künftig auf allen Baustellen aber auf mehr Sicherheit: „Wir wollen als Bauherr, einen zusätzlichen Prüfer beauftragen, der all diese Berechnungen unabhängig nachrechnet und der vor allem die einzelnen Arbeitsschritte gemeinsam mit der Baufirma freigibt.“

Ermittlungen laufen weiter

Unabhängig von diesen Maßnahmen und dem nun vorgelegten ersten Gutachten gehen auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Gemeingefährdung weiter. Insgesamt sind acht Gutachter mit dem Fall beschäftigt.

Der Schaden des Brückeneinsturzes beträgt aus heutiger Sicht rund fünf Millionen Euro, unter anderem für die Gleisanlage, die Oberleitung und die nun neuen Bauarbeiten. Die Fertigstellung der Brücke dürfte sich von Oktober auf Ende des Jahres verzögern.

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