Personalmangel: Justizministerium greift ein

In der Justizanstalt Graz Jakomini klagt man über einen andauernden Personalengpass - nach einer Krisensitzung mit einem Vertreter aus dem Justizministerium ist am Mittwoch ein Plan für Sofortmaßnahmen erstellt worden.

In der Justizanstalt Graz Jakomini brodelt es seit längerem: Die Gewerkschaft klagt über einen andauernden Personalengpass, massive Überstunden und eine Überbelastung der Wachebeamten. Diese Woche hat sich die Situation weiter verschärft, da 48 der rund 160 Beamten derzeit im Krankenstand sind.

Verstärkung aus umliegenden Justizanstalten

Am Mittwoch kam der stellvertretende Leiter der Generaldirektion für den Strafvollzug zur Krisensitzung nach Graz. Mehrere Stunden lang wurden die aktuelle Situation und vor allem auch die weitere Vorgehensweise bezüglich der Personalprobleme in der Justizanstalt Graz Jakomini besprochen.

Justizanstalt Jakomini

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Rund ein Viertel des Wachpersonals der Justizanstalt ist im Krankenstand

Als Sofortmaßnahme wurde beschlossen, dass die Justizwachebeamten in Graz Jakomini Verstärkung von Kollegen aus der Justizanstalt Graz Karlau und weiteren umliegenden Justizanstalten bekommen sollen. So will man gewährleisten, dass alle für die Sicherheit wichtigen Arbeiten erledigt werden können. Die derzeit laut Gewerkschaft geschlossenen Werkstätten für die Insassen sollen so wieder größtenteils geöffnet werden.

Genaue Prüfung der Krankenstände

Von der Generaldirektion heißt es weiters, dass alle derzeitigen Krankenstände der Mitarbeiter genau geprüft würden. Justizgewerkschafter Rudolf Wendlandt widersprach Stimmen, wonach es sich bei den vielen Krankenständen um eine Protestaktion handle.

„Junge Familienväter, die hier ausbrennen“

Er sieht darin die Folgen massiver Überbelastung, auf die die Gewerkschaft seit Jahren hinweise: „Wir sind permanent unterbesetzt - und diese Unterbesetzung wird eben mit Mehrleistungsstunden ausgeglichen. Daher leistet die Kollegschaft - wie schon vor längeren Zeiten aufmerksam gemacht wurde - über 200 Stunden im Monat und es gibt Kollegen, die zurzeit nur drei freie Tage in einem Monat haben. Wenn man eine Familie hat, dann ist man eigentlich nie zuhause - und es sind viele junge Familienväter, die hier wirklich ausbrennen.“

Die Mitarbeiter zusätzlich belasten würde auch, dass sie wegen des Personalmangels nicht alle nötigen Tätigkeiten regelmäßig durchführen könnten: „Es gäbe sicherheitstechnisch viele Aufgaben, die regelmäßig durchzuführen sind, aber immer aufgeschoben werden - wie Harntests oder Haftraumkontrollen, wo nach Handys und Mobiltelefonen gesucht wird. Das sollte eigentlich regelmäßig stattfinden“, so Wendlandt.

Die Sofortmaßnahmen sollen Abhilfe schaffen. Man hat sich aber auch über die längerfristige Personalbesetzung ausgetauscht: So sollen bis Oktober nach und nach etwa 20 neue Beamten für die Ausbildung zum Justizwachebeamten in Graz Jakomini aufgenommen werden und damit die Vollbesetzung erreicht werden.

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