SPÖ: Lercher ruft Partei zu Zusammenhalt auf

Nach der personellen Neuaufstellung rumort es weiter in der SPÖ, und das teils mit deutlichen Worten. Unterdessen ruft der abgelöste SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher die Partei zum Zusammenhalt auf.

In der steirischen Landespartei herrscht vor allem immer noch Ärger über die Ablöse des aus der Steiermark stammenden Bundesgeschäftsführers Max Lercher durch den früheren Minister und SPÖ-Regierungskoordinator Thomas Drozda.

Deutliche Worte

Während der steirische Landeschef Michael Schickhofer die Kritik an dieser Entscheidung zuletzt meist in höfliche Worte verpackte - mehr dazu in Steirische SPÖ zu Umbau rund um Rendi-Wagner -, wurde die Landtagsabgeordnete Michaela Grubesa auf Facebook recht deutlich.

Grubesa ist Mitglied im SPÖ-Bundesparteivorstand und war eine jener steirischen Vertreterinnen, die sich bei Drozdas Nominierung der Stimme enthielten. Diese Entscheidung habe etliche Genossen irritiert, so Grubesa: „Mit großem Unverständnis blicken wir nun in eine ursprünglich progressive, junge Löwelstraße und sehen dort... den Inneren Bezirk.“

„Ein Akademiker im Anzug“

Es sei bitter, dass Lercher, der auch „einfache Menschen“ außerhalb der Wiener Ringstraße repräsentiert habe, gehen muss. „Stattdessen arbeitet dort ab heute jemand, der sicher jedes große Shakespeare-Zitat in fünf verschiedenen Sprachen auswendig kennt. Ein Akademiker im Anzug. Warum er einen Steirer in Jeans und Hoodie, der den Portier mit ‚meine Verehrung‘ grüßt, ersetzen soll, kann der Großteil der Partei weder verstehen noch akzeptieren“, so die steirische SPÖ-Abgeordnete.

Drozda hätte im Bundesparteivorstand in der zweistündigen Debatte um die eigene Person laut Grubesa auch anderes sagen können als „hier sind ein paar kurze Anekdoten, die erklären, dass ich kein Bobo bin“ oder „ich bin 53, ich brauche das gar nicht“. Man hätte sich ein politisches Statement und Visionen für die Zukunft der Partei und ein Danke gewünscht. Grubesa wendet sich via Facebook auch direkt an Drozda: „Mit Verlaub, Thomas: Du BIST ein BOBO!!!! Aber hey, manche sind große Menschen, manche sind Menschen aus der großen Stadt.“

Drozda: Kein Kommentar

Drozda wollte die harsche Kritik am Donnerstag nicht kommentieren. Er möchte Grubesa nichts über die Medien ausrichten, hieß es aus der SPÖ-Parteizentrale, zwecks Klärung der Differenzen werde er aber das persönliche Gespräch mit der steirischen Parteikollegin suchen. Zuvor hatte der neue Bundesgeschäftsführer den Wechsel in der Parteizentrale verteidigt: Es sei das Recht der neuen Parteichefin, ihr Team zu wählen.

Lercher: „Kein Grund zur Verbitterung“

Mit ähnlichen Worten rief auch sein Vorgänger als SPÖ-Bundesgeschäftsführer, Max Lercher, die Partei zur Geschlossenheit auf: „Wir haben eine großartige Vorsitzende, und eine Chefin sucht sich selbst ihr Team. (...) Das ist für mich kein Grund zur Verbitterung, und es sollte auch für euch keiner sein. Denn Verbitterung schadet unserer Sache. Sie sät Zwietracht und macht unsere Herzen klein.“

„Was wir jetzt brauchen, ist Geschlossenheit und Zusammenhalt, brennende Herzen und kühle Köpfe - mehr denn je“, schrieb Lercher Donnerstagnachmittag auf Facebook. „Konzentrieren wir uns auf das, was zählt: Unsere Sache. Die nur dann erfolgreich sein kann, wenn wir gemeinsam für sie einstehen. (...) Gemeinsam für die erste Frau sein, die sich an die Spitze unserer Bewegung stellt. Und gemeinsam allen Menschen in diesem Land, denen die Regierung die Zukunft rauben will, wieder Hoffnung und eine Perspektive geben. Dieses Gemeinsame, das ist Solidarität. Für manche mag das verrückt sein, für mich ist es Leidenschaft.“

„Werde immer dort sein, wo die Partei mich braucht“

Er „werde immer dort sein, wo die Partei mich braucht“, so Lercher, der auch eingestand, dass die letzten Stunden „nicht leicht" für ihn waren“. „Ich war voller Leidenschaft Bundesgeschäftsführer und ich wäre es auch gerne geblieben“, so Lercher.

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