Schnee: Wetterlage bessert sich ab Dienstag

Das Schneechaos in der nördlichen Obersteiermark geht in seine zweite Woche: Hunderte Einsatzkräfte befreien Straßen und Dächer von den nassen, schweren Schneemassen. Am Dienstag dürften die Schneefälle aufhören.

Die Einsatzkräfte sind seit 5. Jänner im Dauereinsatz, in Summe waren es bislang mehr als 3.700 Kräfte der Feuerwehr, unterstützt von Katastrophenhilfsdienst, Bergrettung und Bundesheer.

Statiker berechnen Schneelasten

Allein in Mariazell sind am Montag hunderte Hilfskräfte im Einsatz gewesen, so Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried: „Da es in der Nacht sehr stark geregnet hat im Raum Mariazell, ist der Schnee noch schwerer geworden. Es sind 450 Feuerwehrkameraden und 30 Bergretter hier im Einsatz. Die Gemeinde hat Statiker beauftragt, die die Schneelasten berechnet. Wenn der sagt, es ist Gefahr in Verzug, wird das Dach abgeräumt.“

Schickhofer: „Lage im Griff“

Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) sprach am Montag vom „intensivsten Einsatz seit Tschernobyl“ und von einem Jahrhundert-Schneeereignis, das aber bisher ohne gröbere Unfälle abgelaufen sei: Man habe die Lage im Griff, was vor allem an der vielen, vorbeugenden Arbeit liege.

Verkehr:

Der Schnee beeinträchtigt auch den Verkehr - das Ö3-Verkehrsservice bietet mit einer interaktiven Karte einen Überblick über die aktuelle Verkehrssituation in der Steiermark und in ganz Österreich.

Noch rund 600 Menschen eingeschneit

Laut Günter Hohenberger von der Landeswarnzentrale sind noch unzählige Straßen wegen Lawinen- oder Schneegefahr gesperrt. Während sich für die 530 Menschen in Radmer am Sonntag die Straße wieder auftat - mehr dazu in Winterwetter: Situation bleibt angespannt -, harren nach wie vor rund 600 Menschen in den eingeschneiten Ortschaften aus. Zu den abgeschnittenen Gebieten zählen Johnsbach und Gstatterboden mit etwa 160 eingeschlossenen Menschen, Wildalpen, Ortsteile der Gemeinde Landl und Teile von Ramsau.

Radmer wieder erreichbar

In der nördlichen Obersteiermark bleibt die Situation angespannt - immerhin ist Radmer nach acht Tagen wieder erreichbar.

Sölktal wieder erreichbar

Gute Nachrichten gibt es aus dem Sölktal: Die Sölkpassstraße (L704) ist seit Montagfrüh ausschließlich für Einsatzkräfte, Pendler und Schulkinder sowie dringend notwendige Transporte etwa von Lebensmitteln oder Treibstoff geöffnet. Im Laufe des Tages stieg die Lawinenkommission dort zu Fuß auf etwa 1.200 Meter Seehöhe auf, um zu erkunden, ob die dicke Schneedecke langfristig hält oder die Straße wieder gesperrt werden muss. Die Lawinensituation bleibt kritisch, betont Werner Schwab, Bürgermeister von St. Nikolai im Sölktal.

Lawinen am Präbichl und in Ramsau

Erst am Sonntag hatte ein Lawinenabgang am Präbichl eine großangelegte Suchaktion ausgelöst. Mehr als 40 Einsatzkräfte der Bergrettung Vordernberg sowie Beamte der Flug- und Alpinpolizei durchsuchten den großläufigen Lawinenauslaufbereich direkt oberhalb der Bergstation des Grübl-Sesselliftes mit Lawinenverschütteten-Suchgeräten; zeitgleich führten Polizisten einen Erkundungsflug durch - weder am Boden noch in der Luft konnten Hinweise auf verschüttete Personen erhoben werden. Ein weiteres Schneebrett löste sich am steilen Gegenhang - auch hier kamen den Polizeiangaben zufolge keine Personen zu Schaden. Am Montag musste der Präbichl dann wieder für den Verkehr gesperrt werden. Auch in Ramsau ging eine Lawine ab, weshalb die Dachsteinstraße ebenfalls gesperrt wurde; Verletzte gab es aber auch hier nicht, so Schickhofer.

150 Kinder haben weiter „schneefrei“

Laut Bildungsdirektion haben ab Montag alle höheren Schulen wieder geöffnet. Wegen Schneeräumung geschlossen bleiben am Montag und Dienstag die Volksschulen in St. Nikolai im Sölktal, Landl, Gams, Knoppen und Wildalpen sowie die NMS Weißenbach. Etwa 150 Schüler sind von den Schließungen betroffen.

Wetter:

Aktuelle Wetterwerte sowie den aktuellen Lawinenwarnbericht finden Sie auf wetter.ORF.at

Wetterbesserung ab Dienstag

Die Wetterlage sollte sich ab Dienstagnachmittag bessern, so Meteorologe Alexander Podesser von der Landeswarnzentrale: „Ab Dienstag sollten die Schneefälle aufhören, ab Mittwoch geibt es schönes Wetter, gute Sichtbedingungen für Erkundungsflüge und Lawinensprenunggen. Die Wetterlage mit dem vielen Schnee ist dann einmal vorbei.“

Seit Samstag waren in den höheren Lagen rund 100 Zentimeter Neuschnee dazugekommen, in tieferen Lagen hat es geregnet; hinzu komme nun starker Wind - bis zu 140 km/h in den Bergen - sowie wärmeres Wetter.

In den Nordalpen herrscht weiterhin Warnstufe vier, in den südlichen Gebirgsgruppen gilt über der Waldgrenze erhebliche Lawinengefahr. Aus steilem Gelände können sich spontan große Schneebrettlawinen lösen. Im Tourenbereich sind besonders Geländeübergänge und Hohlformen über der Waldgrenze kritisch - dort konnten schon durch geringe Zusatzbelastung mittlere Schneebrettlawinen ausgelöst werden.

„100-jähriges Jänner-Schneeereignis“

Podesser beurteilt die Schneesituation für Jänner jedenfalls als außergewöhnlich und sprach von einem „100-jährigen Jänner-Schneeereignis“. Schickhofer wiederum hofft, dass der für die Helfer fordernde Einsatz am Freitag beendet werden kann.

Zahlreiche Orte abgeschnitten

Bis Dienstag kommen erneut große Schneemengen im Nord- und Zentralalpenraum hinzu. Eine besondere Gefahr für die betroffenen Orte, Verkehrsverbindungen und Skigebiete sind die vorübergehend höheren Temperaturen. Die obere Schneeschicht wird dadurch feuchter und schwerer - mehr dazu in Nasser Schnee als nächste Gefahr (news.ORF.at).

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