Ein Karussell an Gefühlen auf der Opernbühne
Richard Rodgers und Oscar Hammerstein brachten 1945 die Bearbeitung von Ferenc Molnars „Liliom“ als Broadway-Musical „Carousel“ heraus - mit Riesenerfolg: 890 Vorstellungen wurden in Folge gespielt. Die Inszenierung an der Oper ist eine Grazer Erstaufführung.
Jeder kennt die Mechanismen der Beziehung
Das im deutschen Sprachraum selten gespielte Musical erzählt die Geschichte des leichtlebigen Karussellarbeiters Billy Bigelow, der, nachdem er arbeitslos geworden ist, einen Raubüberfall für seine schwangere Freundin Julie begeht, scheitert und Selbstmord begeht.
Dimo Dimov
Nach 15 Jahren im Himmel bekommt Billy die Chance, für einen Tag auf die Erde zurückzukehren und für seine Tochter eine gute Tat zu begehen. Für Regisseur Matthias Davids ein vor allem auch inhaltlich starkes Stück: „Die inhaltliche Kraft liegt darin, dass man sich mit diesen Figuren sehr stark identifizieren kann: Billy Bigelow, der Anreißer am Karussell, der sozusagen - für uns sichtbar - seinen Weg in den Abgrund macht", sinniert Davids, „der sich zusammenfindet mit Julie Jordan, die auch aus Liebe ihren Job schmeißt und riskiert. Die beiden führen eine unglückliche Liebe, aber wir verstehen, wie die Mechanismen sind.“
Dimo Dimov
Kein Unhappy End
Trotz allem geht - im Gegensatz zur Vorlage „Liliom“ – „Carousel“ nicht ganz so tragisch aus: Hammerstein habe es „nicht akzeptiert, ein depressives Ende zu haben“, erzählt Davids: „Er sagte: ’Ich glaube nicht daran. Ich brauche in irgendeiner Form einen Hoffnungsschimmer.‘"
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 5.12.2013
Regisseur Matthias Davids hat an der Grazer Oper ideale Voraussetzungen für diese Inszenierung gefunden. „Ich bin erstmal glücklich, diese Besetzung zu haben“, so Davids: James Rutherford, der den Billy Bigelow singt, und Sieglinde Feldhofer als July Jordan seien hochkarätige Besetzungen.
Außergewöhnliche Zusammenarbeit der Genres
Auch der Mix an Künstlern sei „erfreulich“: „Ich bin froh darüber, dass die Genres wieder mal zusammenkommen: Wir haben Schauspieler, wir haben Tänzer, wir haben Musicalgäste, wir haben Opernsänger“, so Davids.
Dimo Dimov
Auch formal ist das Musical außergewöhnlich. Szenen, Ballett und Showeinlagen sind in besonderer Weise gesetzt und erfüllen alle Ansprüche an das Genre „Musical“: „Es ist eine sehr direkte Spielweise, eine sehr realistische Spielweise auch“, so Davids. Ein „Konglomerat“ verschiedener Elemente wie Tanz, Sprache und Gesang spreche eine Menge Leute an. Nicht zuletzt seien auch die Geschichten „sehr stark und klar geschrieben“.
Link:
- „Carousel“ (Oper Graz)