Jelinek und Jubiläum - der steirische herbst 2017
ORF
Veranstaltungshinweis
Der steirische herbst findet heuer von 22. September bis 15. Oktober statt
Man könnte den steirischen herbst schon fast als Avantgarde-Festival mit Tradition bezeichnen - er umspannt eine Vielzahl an künstlerische Disziplinen und stellt seinen Gästen immer wieder neue Projekte und Produktionen vor - mehr dazu in Die nimmermüde Avantgarde.
V. Kaup-Hasler ist nicht Queen Victoria
„Das ist ein ganz besonderer herbst, er findet zum 50. Mal statt, und ich werde damit meine Intendanz beschließen“, so Intendantin Veronica Kaup-Hasler, die mit zwölf Jahren die bisher längstgediente Intendantin sein wird. „Dieses Festival funktioniert völlig anders, die Diskontinuität hat dauernd zur Neuausrichtung geführt, deshalb gehe ich auch. Es muss diese Veränderungen immer wieder geben, und deshalb gehe ich, ich will nicht wie Queen Victoria hier sitzen.“ In ihrer Eröffnungsrede skizzierte sie dann den „genetischen Code“ des Festivals - mehr dazu in 50. steirischer herbst: Kaup-Haslers Abschied.
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Berührende Worte von Georg Friedrich Haas
Sehr persönlich und berührend war die Rede des Komponisten Georg Friedrich Haas beim Festakt zum 50-Jahr-Jubiläum des steirischen herbstes
„Where are we now?“
Zahlreiche Projekte und Austellungen widmen sich heuer dem Generalthema „Where are we now?“, „und das ist auch die Frage, die ich in meiner Arbeit Künstlern immer stelle, um zu wissen: Wo seid ihr, was sind die Notwendigkeiten eures Tuns - und was heißt das für ein Handeln in der Zukunft?“, erklärt Kaup-Hasler die thematische Standortbestimmung der Gegenwartskunst.
steirischer herbst
50 Jahre musikprotokoll
Auch das musikprotokoll, das Festival für neue Musik im steirischen herbst, ist 50 Jahre alt - mehr dazu in 50 Jahre: musikprotokoll experimentiert weiter.
Großes zum Abschluss
Größtes Projekt ist heuer die Super-8-Verfilmung des Romans „Die Kinder der Toten“ von Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in ihrer Heimat Neuberg an der Mürz mit großer Publikumsbeteiligung - mehr dazu in 50. steirischer herbst in Blickweite (19.6.2017). „Das ist sicher das größte Projekt, das ich in meiner Zeit generiert und verantwortet habe“, so Kaup-Hasler. Nach Abschluss des Festivals wird Regisseur Ulrich Seidl die 66 einzelnen Filmteile - entsprechend den 666 Seiten des Romans - zu einem Film verbinden - mehr dazu in „Die Kinder der Toten“: Mitmachen beim herbst.
Festivalzentrum ist heuer das Palais Attems, Sitz des steirischen herbstes, „wo wir nach vielen Nomadisierungen gelandet sind“, meinte Kaup-Hasler. Der Innenhof bekommt eine temporäre Überdachung und wird so zum Veranstaltungsort, wo Performances und Installationen stattfinden werden.
Mette Ingvartsen eröffnete
Eröffnet wurde der steirische herbst in der Helmut-List-Halle von Choreografin Mette Ingvartsen: Sie hüllte für „to come (extend)“ 15 Tänzerinnen und Tänzer in blaue Ganzkörperanzüge, womit sie der Bilderflut aus nackter Haut ein abstraktes Bild entgegensetzen wollte - mehr dazu in Sex-Performance zur herbst-Eröffnung.
steirischer herbst/Jens Sethzman
Die zentrale Ausstellung „Prometheus Unbound“ setzt sich in der Neuen Galerie über den Mythos von Prometheus als „Kulturbringer“ mit dem eurozentrischen Denken auseinander - mehr dazu in Was kann man heute von Prometheus lernen?. Das GrazMuseum wiederum wirft in der Sonderausstellung „Diese Wildnis hat Kultur“ einen Rückblick auf 50 Jahre steirischer herbst, wobei auch seine gesellschaftspolitische Funktion untersucht wird - mehr dazu in „Diese Wildnis hat Kultur“ zum herbst-Jubiläum. Zudem wurde das umfangreiche Festivalarchiv digitalisiert, das nun online zum Stöbern einlädt.
Sendungshinweis
„Der Tag in der Steiermark“, 22.9.2017
Rück- und Ausblick
Schließlich gibt es im Jubiläumsjahr zwei neue Publikationen: „Where are we now?“ ist, so Kaup-Hasler, „eine einzigartige Kartografie der Gegenwart“, in der 50 Kunstschaffende und -theoretiker ihre Standpunkte darlegen. Das „herbstbuch“ schließlich ist ein Rückblick auf 50 Jahre Festivalgeschichte in subjektiven Ausschnitten, kombiniert mit künstlerischen Beiträgen, gestaltet von Martin Behr, Martin Gasser und Johanna Hierzegger.