Höchste Lawinenwarnstufe und strenger Frost
In der Obersteiermark nördlich des Alpenhauptkammes gab es in den letzten Stunden und Tagen sehr viel Neuschnee - etwa in Mariazell mit 70 Zentimetern -, und es schneit weiter: In den nächsten Tagen könnte noch ein halber Meter dazukommen.
Unfälle auf Schneefahrbahn
Während im Süden der Sturm die Feuerwehren auf Trab hält, sorgt im Norden der viele Neuschnee für zahlreiche Verkehrsbehinderungen - mehr dazu in Viel Schnee im Norden, Sturm im Süden. Rettung und Feuerwehr konnten in Mariazell nur noch gemeinsam zu Einsätzen ausrücken, da Wege oft zuerst ausgeschaufelt werden müssen, um zu den Patienten zu gelangen.
Auf derSüdautobahn bei Schäffern war der Schneematsch auf der Fahrbahn Auslöser für zwei Unfälle mit ingesamt acht Fahrzeugen. Auslöser war 53 Jahre alter Lenker aus Kroatien, der ins Schleudern geraten war - es folgten Kollisionen mit einem Sattelschlepper und drei Pkw. Im Rückstau kam es zu Folgeunfällen, an denen ebenfalls drei Fahrzeuge beteiligt waren. Verletzt wurde aber niemand.
80 Personen eingeschlossen
Im Bezirk Liezen war Donnerstagabend noch die Verbindung Wildalpen - Hinterwildalpen gesperrt: Zwar seien die Straßen schneefrei, durch die hohe Lawinengefahr könnten sie aber nicht freigegeben werden. Rund 80 Personen sind dadurch eingeschlossen. Auch Schulbetrieb gab es keinen, weil die Lehrerin nicht zum Unterricht kommen konnte. Ob die Schule am Freitag wieder öffnen kann, ist noch unklar.
Rotes Kreuz Bruck/Kapfenberg
Problematisch war am Donnerstag außerdem die Ankunft der ersten Rafting-Gäste für den bevorstehenden Rafting-Europa-Cup am Wochenende. Die Camping-Plätze, auf denen Teilnehmer und Zuschauer eigentlich übernachten wollten, sind voll mit Schnee. Die Gäste müssen daher im einzigen Hotel in Wildalpen sowie in anderen Unterkünften untergebracht werden, schildert Wildalpen-Bürgermeisterin Karin Gulas (SPÖ).
Situation „lebensgefährlich“
Besonders prekär ist die Lage auf den Bergen: Vom Gesäuse ostwärts ins Mariazellerland bis zum Hochschwab gilt Lawinenwarnstufe fünf - bei dieser Schneelage hat man demnach am Berg nichts verloren, das wäre lebensgefährlich, sagt der Leiter des Katastrophenschutzes, Harald Eitner: „Da können Lawinen ohne fremde Einwirkung von selbst jederzeit losgehen. Das ist begründet durch die Windverfrachtungen, die besonders stark sind in dieser Region, und dort sind die Lawinenkommissionen permament in Tagung und permanent unterwegs.“
Filmteam - Austria / Roland Theny
Auch in Oberösterreich sorgt der Wintereinbruch für hohe Lawinengefahr: Der Lawinenwarndienst des Landes Oberösterreich gab Donnerstagvormittag teilweise Warnstufe vier aus - mehr dazu in Hohe Lawinengefahr – Warnstufe vier (ooe.ORF.at).
1,70 Meter Neuschnee in 20 Stunden
Eitner spricht generell von einer außergewöhnlichen Situation und nennt ein Beispiel: Auf dem Tamischbachturm, einem beliebten Tourenberg in der Nähe von Hieflau im Bezirk Liezen, schneite es in 20 Stunden 1,70 Meter - das ist die höchste Schneehöhe in dieser kurzen Zeit, die jemals in der Steiermark gemessen wurde. Diese Schneemengen in Kombination mit Minusgraden und dem starken Wind ergibt dann eben die extreme Lawinengefahr.
Laut Lawinenwarndienst dürfte die Gefahrenstufe am Freitag aber wieder um eine Stufe heruntergesetzt werden. Dann wird es erneut Hubschrauberflüge der Lawinenkommission geben, um die Lage neu einzuschätzen.
Frostnacht steht bevor
Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) könnte die Temperatur in der West-, Süd- und Oststeiermark in der kommenden Nacht auf minus vier Grad Celsius sinken.
Bangen in den Weinbergen
Aber nicht nur auf den Bergen ist die Situation kritisch - auch die Obst- und Weinbauern bangen: Sie sind derzeit im Dauereinsatz. Vor allem die Nacht von Donnerstag auf Freitag soll klar und damit sehr frostig werden - einige Obst- und Weinbauern fürchten, dass die jungen Triebe den Frost nicht überstehen könnten - mehr dazu in Bangen in den Weinbergen (news.ORF.at).
Gustav Schneeberger vom Weingut Schmölzer stellte am Donnerstag etwa Strohballen auf, um die Reben mit Räuchern zu schützen: „Der Rauch würde eines verhindern, dass die kalte Luft von oben runterfällt, es entsteht ein Nebelmeer, wo die kalte Luft nicht nach unten sinken kann.“
ORF
Auf Schloss Gamlitz wickelten am Donnerstag mehr als 40 freiwillige Helfer Noppenfolie um die frischen Weintriebe, um sie so vor dem Frost zu schützen, ob es wirklich hilft, weiß Arnold Melcher vom Weingut Schloss Gamlitz noch nicht: „Wir werden es in den nächsten Tagen sehen, ob es genützt hat, oder ob ich mehr Schaden habe, als wenn ich nicht abgedeckt hätte, das wissen wir jetzt noch nicht.“ Mehr dazu auch in Gamlitz: Mit Noppenfolie gegen den Frost.