Nach Messerattacke: Schülerin in U-Haft

Nach der Messerattacke auf einen Klassenkameraden in einer obersteirischen Schule am Dienstag ist nun über eine 14-jährige Schülerin die Untersuchungshaft verhängt worden. Zudem wurde das Mädchen von der Schule suspendiert.

Die 14-Jährige hatte am Dienstag in einer Hauptschule in Kapfenberg ihrem Klassenkameraden nach einem Streit einen Bauchstich versetzt - mehr dazu in Messerstecherei an Hauptschule. Der 15-jährige Bursch befinde sich laut Ermittler Karl Köck am Weg der Besserung: Organe seien den Ärzten zufolge keine betroffen, das Opfer habe „Glück gehabt“, so der Kriminalist; wären Darm oder Leber betroffen gewesen, hätte schnell Lebensgefahr bestanden.

Justizzentrum Leoben

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In den nächsten 14 Tagen führt die Staatsanwaltschaft Leoben weitere Ermittlungen durch

„Friedensangebot“ abgelehnt

Bei einer ersten kurzen Einvernahme am Dienstag bestätigte der Schüler die Schilderungen zum Tathergang der 14-Jährigen sowie vorangegangene Konversationen über Facebook; außerdem habe er sich offenbar am Montag per SMS bei dem Mädchen entschuldigt - sein „Friedensangebot“ dürfte aber von der Schülerin abgelehnt worden sein, so der Ermittler.

Am Mittwoch wurde nun die Untersuchungshaft über die 14-Jährige verhängt; laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft Leoben werden in den nächsten 14 Tagen weitere Erhebungen durchgeführt.

Schulausschluss „allerletzte Stufe“

Unterdessen wurde das Mädchen vorerst auch vier Wochen lang von der Schule suspendiert. Diese Suspendierung sei als eine Möglichkeit des Maßnahmenkatalogs zu setzen, so Bezirksschulinspektorin Elisabeth Schwendenwein am Mittwoch; nach den vier Wochen könne über mögliche weitere Konsequenzen entschieden werden. Ein Schulausschluss wäre „die allerletzte Stufe“.

Mobbing an Schulen durch Facebook massiv verstärkt

Mobbing sei zwar an Schulen nichts Neues, allerdings habe sich das Ausmaß durch Facebook enorm verstärkt, sagt Alexandra Adorjan vom kriminalpolizeilichen Beratungsdienst in Graz: „Das Cybermobbing ist deshalb so schlimm, weil man 24 Stunden damit konfrontiert wird und nicht abschalten kann.“

Die Polizei reagierte bereits auf das Problem und bietet beispielsweise Präventionsvorträge an, in Extremfällen kann auch eingeschritten werden; das wichtigste sei aber, dass man die Betroffenen in ihrer Situation nicht alleine lässt, so Adorjan.

Bis zu 20 Prozent der Schüler betroffen

Mobbing durch Facebook gebe es mittlerweile an jeder steirischen Schule, sagt auch der Schulpsychologe Josef Zollneritsch vom steirischen Landesschulrat, ein Fall mit einem solch gewalttätigen Ausgang wie in Kapfenberg sei aber ein Einzelfall: „Gewalttätige Übergriffe, die durch soziale Netzwerke ausgelöst werden, sind in der Steiermark nach wie vor sehr selten, wir sehen aber, dass Verhaltensprobleme, die auch von sozialen Netzwerken ausgelöst werden, deutlich im Steigen sind. Bis zu 20 Prozent der Schüler sind von Mobbingphänomenen betroffen.“

Auch die Schulen würde auf diese Entwicklung reagieren, sagt Zollneritsch: Man baue Netzwerke mit Beratungsstellen für Betroffene auf und verstärke das Engagement von Schulpsychologen - so könne man dann im konkreten Fall rasch handeln; wichtig sei aber auch, dass das Umfeld der Jugendlichen auf deren Problem reagiert, denn Selbsthilfe führe meist nicht zu einer Lösung.