Prozess gegen Schwanberg-Pfleger vertagt

Am Mittwoch ist ein ehemaliger Pfleger des Landespflegeheims in Schwanberg wegen Misshandlungsvorwürfen vor Gericht gestanden. Er bekannte sich nicht schuldig. Zeuginnen belasten den Mann schwer. Der Prozess wurde vertagt.

Im Herbst 2010 wurde das Landespflegeheim Schwanberg wegen einer Anzeige überprüft - damals kamen Vorwürfe auf, dass Patienten misshandelt würden. Der Pflegedirektor wurde suspendiert, es wurde gegen mehrere Angestellte ermittelt. Die Verfahren gegen zwei Verdächtige und den Direktor wurden eingestellt - mehr dazu auch in Schwanberg: Verfahren gegen Pflegedirektor eingestellt (7.10.2011).

Anklage: Patienten sechs Jahre lang misshandelt

Nur mehr der Leiter einer Pflegestation musste sich am Mittwoch vor Gericht verantworten: Laut Staatsanwaltschaft soll er von 2000 bis 2006 Patienten misshandelt haben. Dem 53-Jährigen wird vorgeworfen, Patienten mit dem Kopf unter Wasser getaucht und ihnen Schläge oder Tritte versetzt zu haben.

Pflegeheim Schwanberg

APA/Markus Leodolter

Das Pflegeheim Schwanberg wird bis 2017 aufgelassen, die Patienten in kleineren Einheiten untergebracht. Pflegeheim Schwanberg wird geschlossen (13.3.2013).

Angeklagter streitet alles ab

Bei der ersten Verhandlung im Vorjahr stritt der Beschuldigte alle Vorwürfe ab - mehr dazu auch in Missbrauch: Pfleger bekennt sich nicht schuldig (31.7.2012). Auf Nachfrage räumte der 53-Jährige damals aber ein, dass er 2004 für einen Monat beurlaubt gewesen sei, nachdem sich eine Schülerin nach einem Praktikum über seine rüde Art Patienten gegenüber beschwert hatte.

„Rudimentäre“ Pflegedokumentationen

Am Mittwoch interessierte sich die Richterin zunächst für die Pflegedokumentationen, die laut der Gutachterin nur „rudimentär“ geführt worden waren. „Ich habe die Mitarbeiter immer dazu aufgefordert“, so der Beschuldigte. „Wenn meine Mitarbeiter etwas nicht machen, muss ich es eben selbst machen“, merkte die Richterin an. „Was hätte ich tun sollen, ich hatte Bedienstete, die nicht einmal eine Satz richtig schreiben können“, rechtfertigte sich der Angeklagte.

„‚Strenge Führung‘ überlesen“

Eine Zeugin schilderte dann, wie der Pfleger einer Patientin in das Hinterteil getreten hatte - die Frau fiel zu Boden, blieb aber unverletzt. „Er hat auch alle als Trottel, Depp und so weiter beschimpft, er hatte überhaupt keinen Respekt vor ihnen“, erzählte die Pflegehelferin. Misshandlungen habe sie nicht in die Dokumentation eingetragen, „das war nicht erwünscht, außerdem sind dauernd Seiten verschwunden“, gab die Zeugin an.

In den Aufzeichnungen war der Begriff „strenge Führung“ zu lesen. Der Angeklagte gab an, nicht zu wissen, was damit gemeint sei: „Das muss ich überlesen haben.“ Eine weitere Zeugin gab an, sie habe wegen des schlechten Betriebsklimas an Burn-out gelitten. Weil weitere Zeugen befragt werden sollen, wurde der Prozess vertagt.

Grüne: Vorfälle seit 2006 bekannt

Anfang dieser Woche forderten die Grünen die Steiermärkische Krankenanstaltsgesellschaft (KAGES) dazu auf, die Vorfälle in Schwanberg aufzuklären. Mitarbeiter hätten der Anstaltsleitung seit 2006 Misshandlungen von Patienten gemeldet, was die KAGes auch bestätigte - mehr dazu auch in Schwanberg-Vorfälle seit 2006 bekannt.