Nach tödlicher Kollision: Zugstrecke wird sicherer

Zweieinhalb Monate nach der tödlichen Zugskollision nördlich von Graz wird die Strecke nun sicherer gemacht: Magnete erwirken eine Zwangsbremsung, wenn unzulässigerweise in den einspurigen Bereich eingefahren wird.

Anfang Mai prallten in Waldstein bei Übelbach nördlich von Graz zwei Züge der Steiermärkischen Landesbahnen frontal zusammen, weil ein Lokführer ohne Streckenfreigabe in den einspurigen Bereich einfuhr. Der Lokführer und eine Frau kamen ums Leben, mehrere Personen wurden verletzt - mehr dazu in Tödlicher Zugsunfall: Keine Streckenfreigabe (6.5.2015).

Es folgten Diskussionen um angebliche Sicherheitsmängel auf der Strecke - mehr dazu in Zugsunfall: Waren Sicherheitsmängel bekannt? (7.5.2015).

Magnete sollen Kollision unmöglich machen

Am Donnerstag wurden nun Maßnahmen präsentiert, um die Sicherheit an der eingleisigen Strecke zu verbessern. An der Ausweichstelle Waldstein bei Peggau unweit der Unglücksstelle wurden an beiden Gleisen die 2.000-Hertz-Magnete angebracht - sie können vom Fahrdienstleiter in Weiz per Mausklick ein- oder ausgeschaltet werden. Im Bereich der Zugkreuzung sind die Magnete ständig „scharf“ geschaltet - das bedeutet, dass es automatisch zu einer Bremsung kommen, wenn ein Zug unerlaubt losfährt. Eine Kollision wie am 6. Mai sei damit unmöglich, so die Landesbahnen.

Das Sicherheitsmodell ist den Angaben zufolge seit Mai bei einer deutschen Privatbahn im Einsatz und wurde für die Strecke Peggau-Übelbach adaptiert, im August soll der Probebetrieb anlaufen.

Videoüberwachung und zusätzliche Schulungen

Zusätzlich zur magnetischen Sperre wird die Ausweiche Waldstein ab sofort auch videoüberwacht: Der Fahrdienstleiter in Weiz kann jede Zugkreuzung beobachten und gegebenenfalls eingreifen. Weitere Schulungen und Anweisungen sollen die Maßnahmen abrunden. Die Kosten für die Aufrüstung wurden mit rund 30.000 Euro beziffert.

Lob und Kritik von der Gewerkschaft

Von Seiten der Gewerkschaft werden die Maßnahmen begrüßt: „Dass die Strecke bei Peggau nun endlich sicherheitstechnisch aufgerüstet wurde, ist zweifellos begrüßenswert“, so Roman Hebenstreit, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida, der allerdings auch Kritik äußert: „Die Sicherheitsmängel waren den Verantwortlichen seit Jahren bekannt. Trotzdem wurde nichts unternommen. Dass sich erst ein tragisches Unglück mit zwei Todesopfern und Millionenschaden ereignen muss, bis sich die Landesbahnen zu einer vergleichsweise lächerlich kleinen Investition von 30.000 Euro durchringt, zeichnet ein beschämendes Sittenbild.“

Ermittlungen noch nicht abgeschlossen

Seitens der Staatsanwaltschaft Graz hieß es am Donnerstag, dass das Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Gemeingefährdung noch nicht abgeschlossen ist: „Wir warten derzeit auf das Gutachten“, sagte Sprecher Hansjörg Bacher.

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