Volksanwalt: „Misstände“ in Asyl-Großquartier

Von „massiven Missständen“ im Leobener Asyl-Großquartier spricht jetzt die Volksanwaltschaft. Die Lagerhalle sei zu kalt und unerträglich laut, heißt es nach einem Lokalaugenschein, auch hätten viele Jugendliche Alkoholprobleme.

Erst vor einigen Tagen hat im Leobener Asyl-Großquartier, wo auch rund 300 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht sind, eine Massenschlägerei für Aufregung gesorgt - mehr dazu in Massenschlägerei unter Asylwerbern (4.12.2015).

Seither reißt die Kritik an der Unterkunft nicht ab. Bereits Caritas und Rotes Kreuz haben darauf hingewiesen, dass das Quartier vor allem für unbegleitete Jugendliche ungeeignet sei - mehr dazu in Asyl: Kritik an Großquartieren reißt nicht ab sowie in Asyl: Kritischer Brief für Mikl-Leitner aus Leoben (4.12.2015).

Jugendliche mit Alkoholproblemen

Jetzt legt auch die Volksanwaltschaft nach. Sie beruft sich auf den Bericht einer Gruppe von Ärzten, Juristen und Pflegefachleuten, die dem Quartier im Auftrag der Volksanwaltschaft erst in der Vorwoche einen unangekündigten Besuch abgestattet hat. Dabei seien unter den Jugendgruppen etwa Alkoholprobleme und massive Konfliktpotentiale festgestellt worden, heißt es.

Leoben Asyl Großquartier Gebäude

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Massenquartiere sind laut Kräuter für unbegleitete Minderjährige „ungeeignet“

Aber auch das Quartier selbst lasse zu wünschen übrig: So sei die Kälte in der ehemaligen Lagerhalle ebenso unerträglich, wie der nächtliche Lärmpegel. Dass es da zu Eskalationen kommt, verwundert Volksanwalt Günther Kräuter nicht: „Den Jugendlichen fehlt jegliche Tagesstruktur, Betreuung oder auch Beschäftigung. Und natürlich kommt es dann zu Aggressionen und eskalierend-gefährlichen Situationen, wenn so viele Jugendliche auf engstem Raum zusammen sind.“

Mehr Personal gefordert

Die Expertengruppe empfiehlt daher dringend eine Aufstockung des Personals und ein Deeskalationsprogramm. Kräuter selbst fordert außerdem, vor allem Jugendliche in „überschaubaren Einrichtungen“ unterzubringen.

Der Expertenkommission bei ihrem Besuch im Großquartier übrigens nicht gewährt wurden Einblicke in weiterführende Unterlagen, sagt Kräuter: „Wir haben trotzdem unsere Kenntnisse gewonnen, aber wir werden uns an die Innenministerin wenden, weil das geht gar nicht, dass die Kommissionen der Volksanwaltschaft nicht vollständig Zugang haben zu Dokumenten und Akten und ihre Arbeit entsprechend durchführen können.“

Eine ähnliche Problematik wie in Leoben könnte indessen auch Seggauberg-Leibnitz bevorstehen, auch hier soll ein Asyl-Großquartier für 300 Menschen bereits in Planung sein - mehr dazu in Flüchtlinge: Großquartier in Leibnitz geplant? (8.12.2015).

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