Kritik an langwierigen Asylverfahren

Bis entschieden wird, ob Flüchtlinge im Land bleiben dürfen oder nicht, sind sie oft bereits gut integriert. In Kumberg fordern Helfer daher nicht nur raschere Verfahren - sondern auch ein Bleiberecht betroffener Familien vor Ort.

Einer in Fürstenfeld lebenden syrischen Flüchtlingsfamilie droht derzeit nach drei Jahren die Abschiebung - mehr dazu in Aufregung um syrische Familie in Fürstenfeld (6.4.2017) und auch das Bleiberecht jener irakischen Familie, die seit eineinhalb Jahren in Kumberg lebt, ist noch immer in der Schwebe.

Bereits im September waren die Einwohner Kumbergs gegen deren Abschiebung vorgegangen. Die beiden Kinder der Familie - noch im Volksschulalter - waren damals aus Angst vor der Abschiebung weggelaufen, konnten jedoch unversehrt nach Hause gebracht werden.

Vermisste Kinder in Kumberg

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Im September hatten Kumbergs Einwohner für die Familie ein Lichtermeer am Hauptplatz organisiert

Was zurückbleibt, sind Bilder von kreisenden Polizeihubschraubern über Kumberg, einem Lichtermeer am Hauptplatz und Menschen, die gegen die Abschiebung demonstrieren - mehr dazu in Vermisste Kinder wieder aufgetaucht (15.9.2016). Und die immer noch offene Frage, wie es mit der Familie weitergehen soll.

„Noch kein Erstinterview bekommen“

Dabei ist die Familie Hamazees nur eine von sechs Familien, die in Kumberg gestrandet sind, um hier ein neues Leben zu beginnen: „Die Familie ist auch nach wie vor hier und hat noch kein Erstinterview bekommen“, kritisiert Norbert Johne vom Verein „Kumberg - Wir wollen teilen“ die Länge der Verfahren.

Familie Kumberg

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Die Familie Hamazees

Denn der Österreichische Staat hatte schon im Oktober 2016 entschieden, dass Kroatien für das Asylverfahren zuständig ist. Doch „aufgrund anhängiger Gerichtsverfahren beim Europäischen Gerichtshof ist es noch nicht sicher, ob das auch tatsächlich dann der Fall ist“, ergänzt Norbert Johne.

Europäischer Gerichtshof entscheidet

Die Kinder gehen also weiterhin in Kumberg zur Schule. Integrationsprobleme habe es dabei laut Johne weder mit den Irakern noch einer weiteren Familie aus Nigeria gegeben. Wo die Kinder schließlich tatsächlich aufwachsen werden, entscheidet der Europäische Gerichtshof - mehr dazu in Kumberg: Flüchtlingsfamilie ruft EuGH um Hilfe an (24.10.2016) und EuGH bremst Abschiebung irakischer Familie (27.10.2016).

Statistische Daten, wie vielen Familien oder Einzelpersonen die Abschiebung droht, gibt es steiermarkweit keine. Österreichweit - so die Statistik für die ersten beiden Monate Jänner und Februar - hat es insgesamt 563 negative Asylentscheidungen gegeben: Von insgesamt 4.302 Asylanträgen 2017 wurden bis zum Stichtag Ende Februar 2.627 zum Verfahren zugelassen. Das bedeutet, dass Österreich für eine inhaltliche Prüfung und auch das Asylverfahren zuständig ist. Die Familie in Kumberg ist zu so einem Verfahren noch gar nicht zugelassen.

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