Steirischer herbst: „Wir schaffen das“

Der steirische herbst beschäftigt sich heuer mit den weltweiten Flüchtlingsbewegungen. Unter anderem verwandelt sich das Grazer Annenviertel dazu in eine „Arrival Zone“ mit verschiedenen Kunsträumen und Veranstaltungsorten.

Der steirische herbst steht heuer unter dem Motto „Wir schaffen das“: Der viel diskutierte Ausspruch von Angela Merkel sei ein „Slogan, der wie ein Stachel im Fleisch sitzt“, erklärte „herbst“-Chefin Veronica Kaup-Hasler bei der Programmpräsentation. „Überall brodelt es, überall passiert etwas“, beschrieb die Intendantin die derzeitige Stimmung. Es sei die Frage, was dieses Europa zusammenhalte, was die Idee dahinter noch sein könne - mehr dazu in in „herbst“ eröffnet: Europa im Brennpunkt und in Steirischer herbst thematisiert Flüchtlingslage (15.6.2016).

„Festival für Menschen, die neugierig sind“

„Das ist ein Festival für Menschen, die hier leben und arbeiten und die neugierig sind. Daher muss es zugänglich sein“, erklärt Kaup-Hasler die Anliegen des Festivals. Es gehe vor allem darum, eine Sprache zu finden, mit der jeder etwas anfangen könne.

Die weltweiten Flüchtlingsbewegungen, die Diskussionen und Auswirkungen dazu, damit setzt sich das Festival schließlich auseinander - und entwirft Gegenwelten. Der steirische herbst geht dabei nicht nur metaphorisch an die Grenze: In den über 100 Produktionen wird neben Graz auch die südsteirische Grenzregion in den Fokus genommen - mehr dazu in Steirischer herbst setzt wieder auf Regionalität (5.4.2016).

Spaziergang und südsteirischer Wein

Das Duo Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger etwa wird eine performative Wanderung zum Thema Grenzziehung in der Geschichte der Region anbieten, während der angolanische Künstler Kiluanji Kia Henda mit einer Installation „Dies ist mein Blut“ einen Bogen zu spannen versucht zwischen dem Gefühl des Unbehagens in der Gesellschaft, katholischer Tradition und südsteirischem Weinbau.

steirischer herbst

ORF

Der steirische herbst geht heuer von 23. September bis 16. Oktober über die Bühne

„Arrival Zone“ Annenviertel

Heuer will Intendantin Kaup-Hasler „ein Feuerwerk der Kunst entfachen“. Auf einen fixen Standpunkt wird bewusst verzichtet - stattdessen wird das migrantisch geprägte Annenviertel am rechten Murufer zur „Arrival Zone“ umfunktioniert: Dort finden dann unterschiedliche Produktionen statt. Herzstück ist der Volksgartenpavillon, der zum transkulturellen und interdisziplinären „Haus der offenen Tore“ werden soll, wo ein Dialog mit Anrainern und lokalen Initiativen geplant ist.

Breitgefächertes Programm

Eröffnet wurde der steirische herbst mit der skurrilen Maulwurfwelt von Philippe Quesne als „Kehrseite des politischen Überangebots“, so Kaup-Hasler - mehr dazu in Einmal selbst ein Maulwurf sein (news.ORF.at/steirischerherbst16)

Der Schweizer Theatermacher Milo Rau erforscht im Projekt „Empire“ mit vier Performern aus verschiedenen Ländern die Zukunft Europas. Dabei werden die Protagonisten ihre eigenen Geschichten von Flucht und Heimat in epische Bilder umformen.

Sendungshinweis:

„Der Tag auf Radio Steiermark“, 6.10.2016

Die katalanische Künstlergruppe „El Conde de Torrefiel“ unter der Leitung von Pablo Gisbert und Tanya Beyerle nähert sich dem Thema auf regionale Weise an: Der Text wird aus Gesprächen erarbeitet, in denen junge Steirer über ihre verborgenen Ängste sprechen. Dazu entwirft Gisbert drei Choreografien, die Ausgangspunkt für die Fragen über die Zukunft sind.

Das wirklich echt steirische Album

Natalie Ofenböck und Der Nino aus Wien bereisten für den steirischen herbst die Steiermark und verarbeiteten ihre Eindrücke in Form eines Albums: „Das grüne Album” erzählt Geschichten von Mariazell bis runter an die slowenisch-ungarische Grenze und beschreibt das Bundesland musikalisch von heiter bis sehr rau - mehr dazu in Das wirklich echt steirische Album (news.ORF.at/steirischerherbst16)

Musikalische Kartografien beim musikprotokoll

Das musikprotokoll im Rahmen des steirischen herbstes steht heuer unter dem Motto „Musikalische Kartografien“. Es gibt 19 Projekte der zeitgenössischen und experimentellen Musik, Kunstschaffende aus rund 30 Nationen treten auf - mehr dazu in Musikalische Kartografien beim musikprotokoll.

Hauptausstellung im Kunsthaus

Im Kunsthaus schließlich findet diesmal die zentrale „herbst“-Ausstellung statt: „Body Luggage. Migration von gestern“ beschäftigt sich mit Körpersprache als kulturelle Ausdrucksform über die Grenzen von Raum und Zeit hinweg - mehr dazu in Der Körper als Erinnerungsarchiv.

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