E-Medikation: Apotheker auch ohne Ärzte bereit

Nach dem Ausstieg der Ärzte aus dem Pilotversuch der E-Medikation in der Steiermark haben die Apotheker am Mittwoch vorgeschlagen, das Projekt auch alleine durchzuführen - unter bestimmten Bedingungen.

Am vergangenen Freitag stieg ein Großteil der vom E-Medikationstestbetrieb betroffenen Ärzte in Deutschlandsberg aus dem Projekt aus: Es sei unausgereift, es gebe technische Probleme - und vor allem bei finanziellen Fragen schienen sich die Ärztekammer Steiermark und der Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger nicht einig geworden zu sein - mehr dazu in E-Medikation: Betroffene Ärzte ausgestiegen (30.9.2016).

„Mehraufwand muss abgegolten werden“

Am Mittwoch ließ nun Apothekerkammer-Präsident Max Wellan per Aussendung wissen, dass man sich - unter bestimmten Rahmenbedingungen - eine Umsetzung auch ohne die Teilnahme der Ärzte vorstellen könnte - der beträchtliche Mehraufwand für die Apotheken müsse jedoch abgegolten werden.

Die Patienten gelte es etwa zur Mitnahme der E-Card in die Apotheken zu animieren, weil diese der Schlüssel zur E-Medikation sei; außerdem brauche es die Unterstützung der Krankenkassen beim Projekt Medikationsmanagement, einem umfassenden Beratungsangebot für Patienten mit Polymedikation, so der Apothekerkammerchef.

Anregung durch Patientenanwalt Bachinger

Die Idee einer Umsetzung ohne Ärzte hatte Dienstagabend Patientenanwalt Gerald Bachinger in der „Zeit im Bild“ angeregt - und meinte: „Dann müssen sich die Hausärzte eigentlich bei ihrer Standesvertretung herzlich bedanken, weil das wird zu einer weiteren Abwertung der Hausärzte führen.“

Hauptverband will Projekt mit Ärzten durchführen

Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger arbeite derzeit jedoch an einer Wiederannäherung mit der Ärztekammer: Man versuche, die Gesprächsbasis wiederzufinden und wolle das Projekt weiter mit Ärzten und Apothekern umsetzen. In der Ärztekammer Steiermark pochte man indes auf eine verbesserte Softwareversion.

E-Card

ORF

Bei der E-Medikation geht es um eine Datenbank, in der verordnete wie abgegebene Medikamente gespeichert werden

In der Sozialversicherung war am Dienstag zu hören, dass weiterhin 13 der zuletzt 19 beteiligten Ärzte Medikationsdaten in das System eingeben. In der steirischen Ärztekammer sieht man die Lage unverändert: Mittlerweile habe sich der Eindruck verfestigt, dass es bei mehreren Ärzten Kompatibilitätsprobleme der von der Sozialversicherung gestellten E-Medikations-Applikation mit der jeweiligen Ordinationssoftware gebe. Diese gelte es zu lösen - die als Notlösung zur Verfügung stehende Web-Applikation sei zu langsam.

Der Appell der Ärztekammer: Die SVC, die hier zuständige E-Card-Gesellschaft der Sozialversicherung, möge eine ausgereifte Software zur Verfügung stellen und mit den Anbietern von Ordinationssoftware testen; erst wenn dies funktioniere, sollten die Ärzte damit arbeiten. Über einen möglichen Zeitpunkt dafür wollte man in der Ärztekammer nicht spekulieren.

Teil der elektronischen Gesundheitsakte

Bei der E-Medikation geht es um eine Datenbank, in der für jeden Patienten die vom Arzt verordneten beziehungsweise von Apotheken abgegebenen Medikamente gespeichert werden - mehr dazu in Teststart für E-Medikation in Deutschlandsberg (31.3.2016). Sie ist Teil der elektronischen Gesundheitsakte ELGA, über die Patienten Einblick in ihre Befunde und ihre Medikamentenliste bekommen. Ziel ist es, unbeabsichtigte Wechselwirkungen und Mehrfachverschreibungen zu verhindern.

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