„Erhebliche“ Lawinengefahr wird oft unterschätzt

Das tödliche Lawinenunglück am Großen Schober am Sonntag hat wieder einmal gezeigt, dass Lawinenwarnstufe drei besonders heimtückisch ist: Experten warnen davor, die „erhebliche“ Lawinengefahr nicht zu unterschätzen.

Lawinenwarnstufe drei bedeutet „erhebliche Lawinengefahr“, und sie ist laut Experten am gefährlichsten - mit den meisten Unfällen mit Toten und Verletzten.

Tafel Lawinengefahr

Hermann Hammer

Am Freitag wurden bei einem Lawinenabgang am Gößeck im Bezirk Leoben zwei Tourengeher verletzt, einer davon schwer - mehr dazu in Lawinenabgang: Zwei verletzte Tourengeher. Am Sonntag kam am Großen Schober ein 63-jähriger Mann ums Leben - mehr dazu in Von Lawine verschüttet - Tourengeher tot. Andreas Gumpold von der Bergrettung Mautern sagt, es sei eine großflächige Lawine gewesen, der 63-Jährige sei einen halben Meter von den Schneemassen verschüttet worden - er sei zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Die Bergrettung warnt ausdrücklich vor der jetzigen Lawinensituation.

„Wie ein Manner-Wafferl“

Neuschnee und Wind sorgen zusätzlich für erhebliche Gefahr, sagt Arnold Studeregger vom Lawinenwarndienst: „Es hat sich frischer Triebschnee gebildet, der auf einer weichen Schicht abgelagert worden ist. Das kann man sich so vorstellen wie ein Manner-Wafferl, wo dann das Keks auf der Schokolade abrutscht, wenn es steil genug ist.“

„Gute“ und „böse“ Hänge knapp nebeneinander

Warum ausgerechnet Lawinenwarnstufe drei die gefährlichste sei, erläutert der Experte so: „Das kann man sich so vorstellen, dass ‚gute‘ und ‚böse‘ Hänge knapp nebeneinander liegen. Das heißt, auf der einen Seite gibt es Hänge, die günstig liegen, wo noch super Pulverschnee liegt, auf der anderen Seite - vielleicht zehn Meter entfernt - liegt dieser tückische Triebschnee“, und gerade dort reicht bei Gefahrenstufe drei das Gewicht eines einzelnen Tourengehers, um ein Schneebrett auszulösen.

Nie alleine und nur gut ausgerüstet gehen

Wer allein unterwegs ist, hat kaum eine Chance, gerettet zu werden, so Studeregger: „Beim Tourengehen ist es so, wenn jemand verschüttet wird, dass man laut Statistik 15 bis 18 Minuten Zeit hat, dass man eine Person lebendig aus einer Lawine ausgraben kann. Das heißt, besser ist es, in einer kleinen Gruppe mit drei bis vier Personen unterwegs zu sein.“

Die Voraussetzung ist allerdings, dass man mit Schaufel, Sonde und Suchgerät ausgestattet ist; auch die Handgriffe müssen sitzen - nur so sei es möglich, Verschüttete rechtzeitig zu retten.

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