Gondel steckte fest: 36 Passagiere unverletzt

36 Personen sind am Sonntag in Gondeln der Kreischbergbahn im Bezirk Murau festgesessen. Durch heftige Unwetter stürzte ein Baum auf das Seil, es sprang aus den Rollen. Die Passagiere konnten nach zwei Stunden unverletzt gerettet werden.

Nachdem die Steiermark Samstagabend und Samstagnacht von schweren Schäden durch Gewitter und Sturm weitgehend verschont geblieben war - mehr dazu in Wieder Unwetter: Starker Sturm, wenig Schäden - spitzte sich die Situation am Sonntagnachmittag wieder zu: Im Bezirk Murau gab es schwere Gewitter. Auf dem Kreischberg fiel ein Baum auf das Seil der Gondelanlage und ließ es bei der dritten Stütze aus der Führung springen.

Notstopp und Evakuierungsplan

36 Personen befanden sich in den Seilbahngondeln. Zu Beginn des Einsatzes war die Landeswarnzentrale von bis zu 60 Eingeschlossenen ausgegangen. Die Gondelanlage wurde sofort per Notstopp angehalten. Ein Evakuierungsplan lief an. Vier Hubschrauber - von Innenministerium, Bundesheer und ÖAMTC - wurden angefordert, für die Bergrettung gab es Gebietsalarm.

Talstation Kreischberg

APA/ Peter Haselmann

Helfer mussten eine Stunde warten

Wie es von der Kreischbergbahn hieß, musste man rund eine Stunde zuwarten, bis man mit der Rettung beginnen konnte, zu heftig war das Unwetter. Gegen 14.00 Uhr wurde mit dem Hilfseinsatz begonnen, wenig später griff der Notantrieb der Anlage. Die Gondeln wurden sehr langsam in die Talstation gefahren. Gegen 14.30 Uhr hatten alle Gondelpassagiere wieder sicheren Boden unter den Füßen. Verletzt wurde niemand.

„Mussten Bahn leerfahren“

Es sei nicht vorhersehbar gewesen, dass der Sturm Bäume umknicken würde, sagte der Geschäftsführer der Kreischbergbahn, Karl Schmidhofer: „Der Sturm war nicht so arg. Wir haben ohnehin niemanden mehr einsteigen lassen am Berg und im Tal. Wir mussten aber die Bahn leerfahren. Während dieser Fahrt ist der Baum auf das Seil gestürzt.“ Weitere 300 Personen, die auf der Bergstation waren, konnten mittels Shuttleverkehr ins Tal gebracht werden.

Wieder Murenabgänge

Die schweren Unwetter lösten im Bezirk Murau auch zahlreiche Murenabgänge aus. Die Murauer Straße (B 97) und die Murtalstraße (B 96) sowie die L 502 mussten gesperrt werden. Viele Keller wurden überschwemmt. Größere Schäden sind aber ausgeblieben. Im Großraum Kapfenberg und Bruck an der Mur sorgten hühnereigroße Hagelschloßen für zahlreiche Feuerwehreinsätze.

Feuerwehren neuerlich im Großeinsatz

Die Gewitterzelle zog Sonntagnachmittag auch über den Bezirk Deutschlandsberg. Starkregen, Hagel und Sturmböen waren die Folge. Die Unwetter zogen dann weiter in Richtung Bad Radkersburg. Zahlreiche Unwettereinsätze gab es auch im Raum Voitsberg, um Knittelfeld und im Bezirk Graz-Umgebung - überflutete Straßen mussten gesperrt, Keller ausgepumpt werden.

Mure schleuderte Auto beinahe in die Mur

Gegen 13.00 Uhr wurden zwei Wienerinnen, 69 und 72 Jahre alt, mit ihrem Auto auf der B97 von einer Mure erfasst und über die Straßenböschung in Richtung Mur geschleudert. Das Fahrzeug blieb etwa einen Meter vor der Mur an einem Baum hängen. Die beiden Frauen konnten sich unverletzt aus dem Fahrzeug retten.

Unwetter und Folgen

ORF

Schladming: Verletzter und Wanderer saßen fest

Akut war Sonntagnachmittag auch die Situation in Schladming: Dort saß ein Hubschrauber nahe einer Hütte fest, er konnte aufgrund des Wetters nicht mehr starten. Die Bergrettung machte sich zu Fuß auf den Weg, um einen Verletzten und eine Gruppe Wanderer mit Kindern im Gewitter sicher ins Tal zu begleiten.

St. Lorenzen blieb verschont

Unterdessen wurde aus dem vor einer Woche schwer verwüsteten St. Lorenzen bei Trieben von einer vorsichtigen Entspannung berichtet: Sonntagmittag querte zwar eine Gewitterzelle das Krisengebiet, es gab auch Niederschläge, „aber nicht so viel, dass es nicht verkraftbar gewesen wäre“, so ein Sprecher der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die in Trieben eine Außenstelle eingerichtet hat. Laut dem Meteorologen Albert Sudy waren vielleicht zehn oder 15 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter zu verzeichnen.

Es habe eine Alarmierung gegeben, die Einsatzkräfte seien kurzfristig abgezogen worden. Kurt Kalcher, Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes, zeigte sich erleichtert: Am Sonntag habe man den Räumeinsatz ohnedies zurückgefahren, die verbliebenen rund 150 Bundesheersoldaten würden aber am Montag wieder ergänzt und man könne wieder auf 400 Leute zurückgreifen - mehr dazu in Bei den Helfern in St.Lorenzen.

BH-Einsatz bis Ende August

Das Militärkommando Steiermark rechnet damit, dass der Einsatz unter den derzeitigen Bedingungen etwa bis Ende August dauern wird

Aufbauarbeiten starten

Kommende Woche wird das Bundesheer seine Kräfte darauf konzentrieren, „mit mehr Kettensägen, Baggern und anderem Pioniergerät weiter die anliegenden Gräben von verkeilten Holzstämmenauszuräumen“ sagte Oberst Rudolf Wabnegg, der Einsatzleiter des Militärkommando Steiermark am Sonntag: „So soll das Gefährdungspotential bei weiteren Unwettern reduziert werden.“

Die Soldaten werden sich entlang von zwölf Bachläufen über eine rund 20 Kilometer lange Strecke vorarbeiten müssen. In den nächsten Wochen sollen neun Brücken, die von den Muren zerstört wurden, neu gebaut werden.