Bahnübergänge: Sicherheit oft Frage des Geldes

Vor allem auf kleinen unbeschrankten Bahnübergängen passieren immer wieder schwere Verkehrsunfälle. Die Zusammenlegung mehrerer kleiner Übergänge könnte die Sicherheit erhöhen, oft ist diese aber auch eine Frage des Geldes.

Wie gefährlich Eisenbahnübergänge sind, zeigt der schreckliche Unfall Mittwochabend mit vier Toten im Bezirk Deutschlandsberg. Der Unfall passierte an einem zwar unbeschrankten, aber durch Stopptafeln und Andreaskreuz gesicherten Übergang an einer Gemeindestraße - mehr dazu in Zug gegen Auto: Vier Tote.

„Es ist schwierig, Geld aufztreiben“

Bei der Graz-Köflacher-Bahn (GKB) zeigt man sich nach dem schweren Unfall schwer betroffen: Man fühle mit den Angehörigen, und auch die Zugmannschaft müsse nun vom Kriseninterventionsteam betreut werden.

Genug Sicherheit gäbe es nie, sagt der Sprecher der GKB, Peter Stoeßl, doch von den 129 Eisenbahnkreuzungen entlang der 96 Kilometer langen Strecke Graz-Köflach seien 71 durch einen technischen Kreuzungsschutz geregelt - so gebe es sieben Schranken und 64 Lichtsignalanlagen: „Wir hätten gerne, dass schon morgen alle Übergänge zu 100 Prozent gesichert sind, aber das kostet Geld. Man muss sich vor Augen führen, dass eine Lichtzeichenanlage rund 200.000 Euro kostet, eine Schrankenanlage bis zu 350.000 Euro. Aus dem Bauch heraus muss ich sagen, jedes einzelne Leben muss uns das wert sein, aber es ist schwierig, Geld aufzutreiben“, so Stoeßl.

Kostenstreit endet oft vor Gericht

Das Eisenbahngesetz sieht vor, dass die Behörde die erforderliche Art der Sicherung und auch die Schließung eines Übergangs vorschreiben kann, wobei Parameter wie Verkehrsdichte, Tempo und topografische sowie bauliche Kriterien eine Rolle spielen. Einigen sich Bahnbetreiber und Straßenerhalter nicht, müssen die Kosten je zur Hälfte getragen werden, dazu kommen noch die Betriebskosten. Etliche strittige Fälle von Kostenbeteiligungen von Gemeinden gehen da vor Gericht.

Weiter an Brisanz gewann das Problem durch die Eisenbahnkreuzungsverordnung aus dem Jahr 2012, die binnen zwölf Jahren eine Evaluierung sämtlicher Übergange vorsieht. „Was den aktuellen Fall betrifft, werden wir diese Überprüfung nun vorziehen“, so Christopher Grunert von der Verkehrsbehörde des Landes Steiermark.

Geschwindigkeit angemessen

Derzeit gibt es entlang der GKB-Strecke alle 750 Meter einen Bahnübergang - das würde für den Lokführer jedes Mal Stress bedeuten, der aufpassen muss wie ein „Haftelmacher“, so Stoeßl. Dass ein unbeschrankter Bahnübergang - wie im aktuellen Fall - mit 80 km/h passiert wird, verteidigt Stoeßl - dies entspreche den Anforderungen eines modernen Personennahverkehrs: „Die Pendler würden sich bedanken, wenn wir bei jeder Kreuzung auf 30 km/h runterbremsen würden.“

Kleine Bahnübergänge auflassen

Aus Sicht der GKB könnte man den einen oder anderen „Feldwegübergang“ schließen, dagegen sprechen wiederum örtliche Interessen, die sich für den Erhalt eines engmaschigen Verkehrsnetzes stark machen. Laut Statistik passieren auf beschrankten Übergängen genauso viele Unfälle wie auf unbeschrankten.

Die Zusammenlegung mehrerer kleiner Übergänge würde die Sicherheit erhöhen, sagt Peter Felber vom Kuratorium für Verkehrssicherheit: „Wir haben sehr, sehr viele Bahnübergänge. Vielleicht wäre es möglich, den einen oder anderen zu schließen. Es muss dem Autofahrer zumutbar sein, dass er einen kleinen Umweg macht, um jene Übergänge, wo mehr Verkehr ist, höherwertig abzusichern.“