Amokfahrt: Zwei Opfer weiter in Lebensgefahr

Nach der Amokfahrt eines 26-Jährigen in der Grazer Innenstadt hat das LKH Graz Dienstagnachmittag seine Angaben zum Gesundheitszustand der Opfer der Amokfahrt revidiert: Zwei Opfer befänden sich doch noch immer in Lebensgefahr.

Dienstagvormittag hatte es zunächst aus dem LKH Graz geheißen, von den insgesamt sechs Menschen, die bei der Amokfahrt lebensbedrohliche Verletzungen erlitten hatten, hätten „es alle geschafft; kein Opfer befinde sich mehr in kritischem Zustand“. Das musste am Dienstagnachmittag revidiert werden. „Die beiden Erwachsenen sind doch noch in kritischem Zustand“, so LKH-Graz-Sprecherin Simone Pfandl-Pichler; die verletzten Kinder seien auf dem Wege der Besserung.

Täter fühlte sich verfolgt und hatte Eheprobleme

Der 26-Jährige, der am Samstag bei einer Amokfahrt durch die Grazer Innenstadt drei Menschen getötet und mittlerweile 36 weitere zum Teil schwer verletzt hat, ist am Dienstag in Untersuchungshaft genommen worden. Dienstagnachmittag gaben Ermittler und Staatsanwaltschaft den aktuellen Ermittlungsstand nach der Amokfahrt bekannt: „Der Täter gab an, dass er sich verfolgt fühlte“, sagte Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz - mehr dazu in Nach Amokfahrt: Täter fühlte sich verfolgt.

Christian Kroschl (Oberstaatsanwaltschaft Graz / vorne) und Rene Kornberger (Landeskriminalamt Steiermark)

APA/ Erwin Scheriau

Ein Todesopfer noch immer nicht identifiziert

Jener 28 Jahre alte Mann, der bei der Amokfahrt ums Leben kam, wird am Dienstag in Graz verabschiedet, sein Leichnam wird dann in seine bosnische Heimat überstellt. Neben ihm und einem vier Jahre alten Buben starb auch eine Frau, deren Identität nach wie vor unbekannt ist. Zuerst hatte es geheißen, es handle sich um eine Bettlerin, die häufig vor der Stadtpfarrkirche in der Herrengasse sitzt - diese Frau tauchte aber am Tag nach der Amokfahrt wieder auf. Die Tote war laut Polizei etwa 25 Jahre alt; sie hatte keine Papiere bei sich, und bis jetzt gibt es keine Hinweise darauf, wer die Frau ist. Die Polizei gab Bilder von Kleidungsstücken der Getöteten frei.

„Anhaltspunkte für psychische Störung“

Nach wie vor beschäftigt viele die Frage, was den 26 Jahre alten Mann am Samstag zu seiner Tat in der Grazer Innenstadt veranlasste. Die bisherigen Einvernahmen des 26-Jährigen ergaben nichts Neues - mehr dazu in Amokfahrt: Befragung brachte wenig Aufschluss. Das bestätigte auch der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Christian Kroschl, Montagabend im Interview in der ZIB 24.

Ein psychiatrischer Sachverständiger habe den 26-Jährigen bereits am Montag zwei Stunden lang untersucht, sagte Kroschl: „Es gibt auch Anhaltspunkte dafür, dass es eine psychische Störung gibt, das ist allerdings noch zu wenig konkret untersucht, es wird deshalb weitere Untersuchungen geben müssen.“

Überwachungsvideos werden ausgewertet

Die Ermittlungen konzentrieren sich jetzt darauf, ob der Täter alles bis in das kleinste Detail geplant hatte oder es eine Kurzschlusshandlung war: „Es wird jetzt gerade versucht, von den Geschäften, die auf der Wegstrecke der Amokfahrt gelegen sind, Videoaufzeichnungen sicherzustellen, und bei der Auswertung dieser Aufzeichnugen wird jedenfalls zutage kommen, ob der Amokfahrer bewusst auf Passanten zugefahren ist oder eben nicht“, so Kroschl.

Zwar wird laut Landespolizeidirektion Steiermark ein terroristischer Hintergrund ausgeschlossen, dennoch beschlagnahmte die Polizei mittlerweile auch die Computer und Datensätze des Amokfahrers, um auch diese Möglichkeit zu prüfen. Momentan werde das Ermittlungsverfahren wegen Mordes und versuchten Mordes geführt, so Kroschl.

Graz in Trauer

In Graz herrscht unterdessen nach wie vor tiefe Betroffenheit - mehr dazu in Nach Amokfahrt: Die Stadt trauert -, das Kriseninterventionsteam (KIT) des Landes ist im Dauereinsatz - mehr dazu in Nach Amokfahrt: Krisenhelfer im Dauereinsatz.

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