Graz-Wahl: ÖVP konnte am besten mobilisieren

Die Grazer Gemeinderatswahl brachte am Sonntag einen Triumph für Bürgermeister Siegfried Nagl. Seine ÖVP Bürgermeisterpartei konnte sich im als wankelmütig geltenden Graz vor allem auf ihre Stammwähler verlassen.

steiermark.ORF.at hat am Wahltag in Form eines Livetickers aus dem Grazer Rathaus berichtet: Der Liveticker zum Nachlesen.

Laut dem amtlichen Endergebnis (mit Briefwahlstimmen) kommt die ÖVP auf 37,8 Prozent, die KPÖ auf 20,3 Prozent, die FPÖ auf 15,9 Prozent. Die SPÖ verliert stark und erreicht nur mehr 10,1 Prozent, die Grünen haben ebenfalls ein Minus zu verzeichnen und kommen auf 10,5 Prozent. NEOS kommt auf 3,9 Prozent und zieht damit in den Gemeinderat ein, während die Piraten mit 1,1 Prozent rausfallen - mehr dazu in Graz-Wahl: Nagl-Triumph, SPÖ-Debakel und in Zahlen, Daten, Fakten - die Ergebnisse im Detail.

Graz-Wahl Ergebnis inklusive Briefwahlstimmen

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Die Reaktionen fielen dementsprechend unterschiedlich aus - mehr dazu in Die Reaktionen der Spitzenkandidaten, in Die Reaktionen der Landesspitzen und in Die Reaktionen der Bundesparteien.

ÖVP konnte sich auf ihre Wählerschaft verlassen

Bürgermeister Nagl konnte sich am Sonntag auf seine Wählerschaft verlassen: 83 Prozent jener, die schon bei der letzten Gemeinderatswahl die Volkspartei wählten, taten dies auch am Sonntag. Im Vergleich dazu die SPÖ: Die Sozialdemokraten konnten nur 47 Prozent ihrer Wähler von 2012 zu den Urnen bringen. Der große Verlust der SPÖ ergab sich vor allem aus Wanderungen Richtung ÖVP und FPÖ bzw. Nichtwählern, aber nicht zu Grünen oder KPÖ.

Jeweils 3.000 bis 4.000 „alte“ Wähler von SPÖ, FPÖ und KPÖ entschieden sich am Sonntag für die ÖVP bzw. Bürgermeister Siegfried Nagl - und das waren die größten Bewegungen dieser Gemeinderatswahl, abgesehen von den 10.000 Grazern, die 2012 nicht und heuer die KPÖ ankreuzten.

KPÖ brachte Nichtwähler zur Urne

Die KPÖ - die Platz zwei verteidigte - konnte eben vor allem Neuwähler zu den Urnen bringen: Sieben Prozent jener, die diesmal ihr Kreuz bei den Kommunisten setzten, waren 2012 nicht wählen. Die Nichtwähler haben damit einen Anteil von 39 Prozent der KPÖ-Stimmen.

Die FPÖ konnte laut SORA die meisten Stimmen von der SPÖ abziehen - 12 Prozent ihrer Stimmen lukrierten die Freiheitlichen von den Sozialdemokraten.

Graz-Wahl: Wählerstromanalyse

Die Wählerstromanalyse zeigt, in welche Richtung sich die Wähler bewegt haben, wie Zugewinne oder Stimmverluste zustande gekommen sind.

Grüne verloren an KPÖ und NEOS

Nur die Hälfte der Grün-Wähler von 2012 wählten auch diesmal grün - man verlor vor allem an die KPÖ. NEOS wiederum gewann vor allem von den Grünen und auch von der ÖVP.

Filzmaier: „Personen-, Stimmungs- und Themenwahl“

„Es gibt drei zentrale Ergebnisse. Einen weiteren Zugewinn auf hohem Niveau für die Bürgermeisterpartei, der ein Erfolg von Siegfried Nagl ist und nicht unbedingt der ÖVP. Die KPÖ, das ist das zweite Bemerkenswerte, ist wirklich in Graz etabliert. Und die FPÖ hat zwar gewonnen, schafft es aber nicht annähernd, ihre Möglichketen auszuschöpfen“, analysiert Politologe Peter Filzmaier.

Analyse von Politologe Peter Filzmaier

Die Wahl in Graz sei zum einen eine Personenwahl gewesen, zum anderen eine Themenwahl, analysiert Politologe Peter Filzmaier.

"Es war eine Personenwahl - das erklärt den ersten Platz der ÖVP, die von einem massiven Amtsinhaberbonus profitiert hat. Es war eine Themenwahl mit Vorteil für die KPÖ, die Themen wie Wohnen zu Lasten der SPÖ und der Grünen bestritten hat. Und es war auch eine Stimmungslage-Wahl. Während die FPÖ von Stimmungen bei anderen Wahlen von Stimmungen zum sogenannten Ausländerthema profitiert hat, war das in Graz in geringerem Ausmaß der Fall und somit auch kein Selbstläufer für die FPÖ“, so Filzmaier weiter

Bürgermeister Nagl habe nun „seine Wunschkoalition“, er werde und könne sich wohl jenen Partner suchen, „mit dem er besser zurechtkommt“. Und weiter: „Es gibt keine Mehrheit gegen die ÖVP mit Bürgermeister Nagl, denn alle rechnerischen Varianten, wo Blau und Grün sich einig werden, die können wir realpolitisch ausschließen.“

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