KAGes: Leiter von Herzchirurgie vorerst dienstfrei

Der Leiter der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie am LKH Graz ist bis auf Weiteres dienstfrei gestellt. Das hat die KAGes am Dienstag mitgeteilt. In der Vergangenheit war es dort zu mehreren Komplikationen gekommen.

Nach den Vorfällen auf der Abteilung für Herzchirurgie am LKH Graz gibt es erste personelle Konsequenzen. Otto Eugen Dapunt, der Leiter der Abteilung, wurde in dieser Funktion und in der Patientenbetreuung bis auf Weiteres vom Dienst freigestellt. Die Leitung der Klinischen Abteilung werde inzwischen von anderen Professoren wahrgenommen. Man wolle damit das Vertrauen der Patienten und der Öffentlichkeit in die betroffene Abteilung stärken, teilte die KAGes in einer Aussendung mit.

Transplantationen zurzeit eingestellt

Erst Ende März hatte die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) nach dem öffentlichen Bekanntwerden von Problemen das Herztransplantationsprogramm vorerst ausgesetzt. Zehn ausstehende Operationen wurden an die beiden anderen Zentren in Wien und Innsbruck übergeben - mehr dazu in LKH Graz stoppt Herztransplantationen vorerst (23.3.2019).

Zuletzt hatte ein Todesfall bei einer Herztransplantation für Wirbel gesorgt: Die Witwe eines 60-jährigen Patienten wandte sich nach dem Tod ihres Mannes an die Öffentlichkeit. Sie will nach der ihrer Meinung nach verpfuschten Transplantation vor Gericht ziehen. Der 60-Jährige hatte 2016 am LKH Graz ein neues Herz bekommen, doch es soll bei der Entnahme verletzt worden sein - mehr dazu in Herz-OP: Erstgutachter weist Kritik zurück (15.3.2019).

Die steirische Patientenombudsfrau Renate Skledar bestätigte Mitte März, dass der Fall bei der Schlichtungsstelle mit der KAGes behandelt wurde. Ein Gutachten wurde im Einvernehmen beider Parteien bestellt. Das Ergebnis des Sachverständigen fiel dem Vernehmen nach deutlich aus: „Es wurden fachliche, organisatorische und strukturelle Fehler angeführt“, sagte Skledar. Daraufhin habe die KAGes außerhalb der Schlichtungsstelle ein zweites Gutachten erstellen lassen, das das Krankenhaus entlastete - mehr dazu in KAGes nach Herz-OP: Kein fehlerhaftes Verhalten (15.3.2019).

Kritik an niedrigen Fallzahlen

Außerdem kritisierte Skledar, dass am LKH Graz pro Jahr nur einige wenige Herztransplantationen durchgeführt werden. In den vergangenen Jahren war es manchmal gar keine, maximal waren es drei. Die Fallzahlen sind niedrig, was zu Kritik führte. Seitens der KAGes hieß es, dass Fallzahlen für die Qualität einer Operation wichtig seien. Doch die Chirurgen könnten niedrige Fallzahlen mit Erfahrung aus ihren vorherigen Berufskarrieren wettmachen.

Außer Streit sei, dass es bei der Transplantationsoperation zu Komplikationen gekommen war. Die Frage sei nun aber, ob diese ursächlich für den Tod des Patienten waren. Nach den Berichten kamen auch andere Operationen, bei denen offenbar nicht alles gelungen war, an die Öffentlichkeit. So etwa der Fall eines 70-Jährigen, dessen Operation aufgrund eines Zahnherds nicht durchgeführt werden konnte. Er wurde zum niedergelassenen Zahnarzt geschickt und starb wenige Tage nach der Entlassung aus dem Spital - mehr dazu in Statt Herz-OP zum Zahnarzt: 70-Jähriger starb (23.3.2019).

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