Darf ich bitten? Die Sprache der Bienen

Bienen sind soziale Wesen, das Leben in einem Stock läuft streng organisiert ab - und so kommunizieren sie auch miteinander. Wie sie das genau machen, wurde von Karl von Frisch zu einem großen Teil in Graz erforscht.

Die Sprache der Bienen ist der Tanz, und sie kommunizieren sehr effizient: Wenn eine Honigbiene eine Futterquelle entdeckt, kommt sie zurück in ihren Stock und zeigt die Richtung an, in die ihren Kolleginnen fliegen sollen - und zwar immer abhängig vom Winkel zur Sonne.

"Wunderwelt Bienen"

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„Wunderwelt Bienen“

Die Bienen in Europa sind weiter in Bedrängnis. In einem groß angelegten Programmschwerpunkt will der ORF Steiermark nun die „Wunderwelt Bienen“ näherbringen - informativ, wissenschaftlich und auch künstlerisch - mehr dazu in Wunderwelt Bienen.

Eine gibt immer den Takt vor

„Wenn die Futterquelle genau in Richtung zur Sonne ist, dann tanzen die Bienen nach oben, wenn sie auf der anderen Seite ist, nach unten usw. Auch die Entfernung ist in diesem Tanz codiert: Dieser Tanz hat immer eine bestimmte Geschwindigkeit, und je schneller der Tanz ausgeführt wird, umso näher ist die Futterquelle. Eine Biene kann also sagen, die Futterquelle befindet sich in Richtung Sonne in einer Entfernung von 578 Metern, und eine Biene, die diesen Tanz beobachtet hat, wird dann auch genau in diese Richtung fliegen“, sagt der Grazer Zoologe Karl Crailsheim, der die „Wunderwelt Bienen“-Initiative des ORF Steiermark wissenschaftlich betreut - mehr dazu in Die Wunderwelt aus wissenschaftlicher Sicht.

Er ist einer der Nachfolger von Karl von Frisch, der den Bienentanz unter anderem in Graz zwischen 1946 und 1950 erforschte. Dazu konstruierte er einen Bienenstock, bei dem er durch eine Glasplatte auf die Waben schauen konnte: „Er sah dann, dass in bestimmten Arealen des Volkes Bienen so eigenartige Tänze aufführen, die aber eine gewisse Regelmäßigkeit hatten. Sie haben alle in die gleiche Richtung und alle in der gleichen Geschwindigkeit getanzt, und wenn man zu einem anderen Zeitpunkt diese Tänze beobachtete, war das eben anders“, so Crailsheim.

Bienen

APA/dpa/Marius Becker/Colourbox

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 27.4.2015

Dass das kein Zufall sein konnte, davon war Karl von Frisch von Anfang an überzeugt, und so begann er, die Bienen zu dressieren: „Er hat ihnen künstlich ein Schälchen mit Zuckerwasser angeboten und diese Schälchen in der Natur verschoben, dann hat er diesen Bienen kleine Lacktupfer auf den Rücken gegeben - dadurch hat er sie wieder erkannt. Wenn er jetzt wusste, eine Biene trinkt bei seinem Zuckerschälchen, kommt zurück ins Volk und führt solche Tänze auf, und ich kann mit dem Versetzen des Zuckerschälchens erreichen, dass sie ihre Tänze ändert, dann weiß ich, dass die Tänze etwas mit der Lage des Zuckerschälchens zu tun haben - das war der Anfang der Forschung.“

Ein Nobelpreis-Experiment im Funkhauspark

Genau dieses Experiment nachvollzieht Karl Crailsheim derzeit im Grazer ORF-Funkhauspark - und beweist damit, dass Honigbienen sehr schnell in der Lage sind, von einem für sie neuen Areal Besitz zu ergreifen und dort auch die besten Futterquellen zu finden.

Die Flugrouten der Bienen des Beobachtungsstocks können auch auf einer interaktiven Karte nachgelesen werden: Mit dem computergestützten Messsystem werden die von den Tänzerinnen angezeigten Positionen der Futterquellen berechnet.

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Die Positionen werden dabei als Punkte mit einer Verbindungslinie zum Beobachtungsbienenstock auf der Karte eingezeichnet. Durch Anklicken der Punkte erscheinen Informationen zu Zeitpunkt und Entfernungsweisung des Bienentanzes. Die Daten werden für den Zeitraum einer Woche registriert und sind online auf einer Karte nachzusehen.

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