Patienten müssen Krankentransport bezahlen

Seit Montag müssen Patienten in der Steiermark die Kosten für einen Krankentransport übernehmen. Das Rote Kreuz und die Krankenkasse konnten sich nicht auf einen neuen Transporttarif einigen - es herrscht ein vertragsloser Zustand.

Als das Rote Kreuz Ende März den Krankenkassenvertrag kündigte, reagierte die GKK noch gelassen: Die Forderungen der Krankentransportdienste würden jeglicher Sachargumente entbehren, sagte damals GKK-Obmann Josef Pesserl.

Aber auch drei Monate später gibt es noch keine Einigung: Sowohl Rotes Kreuz als auch Gebietskrankenkasse beharren auf ihren Standpunkten - mehr dazu in Rotes Kreuz kündigt Krankenkassenvertrag (26.3.2013) und in Noch keine Einigung im Streit um Krankentransporte (21.6.2013).

Rotes Kreuz

ORF

Patienten müssen den Krankentransport mit 1. Juli aus der eigenen Tasche zahlen

Letzte Forderung von GKK abgelehnt

Die letzte Forderung des Roten Kreuzes, die eine Erhöhung des Transporttarifs um 17,5 Prozent, verteilt auf zwei Jahre, vorsah, war am Freitag von Pesserl abgelehnt worden. Er bot nur rund drei Prozent - 800.000 Euro zusätzlich zu den derzeit 29 Millionen Euro im Jahr.

Man zahle ohnehin jetzt schon das Dreifache dessen, wofür man zuständig sei, so die Argumentation: Die Krankenkasse müsse lediglich für den Kostenersatz in der Höhe des günstigsten öffentlichen Verkehrsmittels sorgen. Auch der „Rettungseuro“ des Landes in der Höhe von rund zehn Millionen Euro und der hohe Anteil an ehrenamtlichen Mitarbeitern und Zivildienern beim Roten Kreuz wird ins Treffen geführt, um das Rote Kreuz als „Fass ohne Boden“ hinzustellen.

Rotes Kreuz pocht auf Tariferhöhung

„Wir wollen nicht einmal die Inflationsabgeltung“, kontert man dagegen beim Roten Kreuz. Derzeit kommt ein Krankentransport zum Beispiel im Grazer Stadtgebiet pauschal auf 15 Euro, bei Überlandfahrten werden 68 Cent pro Kilometer verrechnet. Den Vorwurf der GKK, es werde zu viel mit zwei Sanitätern gefahren, weist man zurück: Gehunfähigkeit werde vom Arzt attestiert, zudem sei es unmöglich, Notfall- und Krankentransportwesen zu trennen.

GKK verhandelt auch für andere Träger

Die GKK verhandelt auch die Tarife für kleinere Sozialversicherungen, wie etwa die BVA oder SVA, mit. Nur die Allgemeine Unfallversicherung (AUVA) und die Pensionsversicherungsanstalt verhandeln eigenständig mit dem Roten Kreuz - hier stünden die Zeichen auf Einigung, sagt Andreas Jaklitsch, Geschäftsführer des Roten Kreuzes.

Mehraufwand an Verwaltung

Der vertragslose Zustand ist jedenfalls mit einem Mehraufwand an Verwaltung verbunden: Die GKK könne sich allein im Juli auf 26.000 Einzelrechnungen einstellen, so das Rote Kreuz.

Zunächst bekommt der Patient die Rechnung. Diese muss er bei seinem Sozialversicherungsträger abgeben. Wie schnell das Geld rückerstattet wird, lässt sich nicht einschätzen - beim Roten Kreuz geht man von Monaten aus.

In den Augen des Rot-Kreuz-Präsidenten Werner Weinhofer geht es „um Leistungseinschränkungen durch die Kasse, und die Botschaft sollen wir überbringen“. Ihn nerve, dass so neue Barrieren aufgebaut würden - mehr dazu in Neuer RK-Präsident: Keine Einigung im Tarifstreit.

Taxiunternehmer wittern Geschäft

Kritik am vertragslosen Zustand kommt von den Grünen, die die Landesregierung zur Verantwortung ziehen wollen: „Die Landesregierung lässt die Menschen im Stich“, lautet der Vorwurf von Ingrid Lechner-Sonnek, und das, obwohl sie vom Landtag einstimmig nachdrücklich aufgefordert worden sei, sich um eine Lösung zu bemühen. Lechner-Sonnek äußert die Befürchtung, dass vor allem sozial Schwächere vor großen Problemen stehen, wenn sie in eine Akutsituation kämen oder chronisch krank seien.

Die KPÖ spricht von einem „beispiellosen Versagen der steirischen Gesundheitspolitik“.

Indessen wittern Taxiunternehmer mehr Geschäft: In Inseraten wirbt die Wirtschaftskammer für „bequeme Transporte“ zu Krankenhaus und Therapie mit Kassendirektverrechnung. RK-Präsident Weinhofer gibt hier zu bedenken: „Bequemer Transport zur Chemotherapie klingt gut. Und was ist auf der Rückfahrt, wenn Probleme auftreten und dem Patienten übel wird? Dann ruft man die Rettung.“

Rettungsgipfel gefordert

Vor einem Streit auf dem Rücken der Patienten warnt Arbeiterkammer-Vizepräsident Franz Gosch. Er fordert einen sofortigen Rettungsgipfel und die Wiederaufnahme der Verhandlungen: „Wir brauchen eine konstruktive Diskussion mit konkreten Ergebnissen. Jetzt müssen alle Player - Land, Gemeinden, Einsatzorganisationen und Sozialversicherungsträger - an einen Tisch geholt werden.“

Vor allem seitens der Gebietskrankenkasse sei mehr Bewegung nötig, so Gosch, Mindestziel müsse ein Ausgleich der Teuerung sein.

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