Futuristischer herbst

Der steirische herbst steht unter dem Motto „Back to the Future“ und koppelt die Vergangenheit mit der Zukunft. Neben dem Programm erfüllt auch die Gaststätte dieses Leitmotiv: Das GrazMuseum erstrahlt als Raumstation.

„Unsere Gegenwart wird die zukünftige Vergangenheit sein, und wir legen jetzt die Spuren für eine Zukunft", erklärt Intendantin Veronica Kaup-Hasler das Leitmotiv. Diesen Gedanken müsse die Gesellschaft nun begreifen: Was bleibt über, was müssen wir vergessen? Was wollen wir weitergeben, worauf besinnen wir uns zurück?

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 25.9.2015

Retro-futuristische Raumstation

Um „den Blick nach vorne mit dem Blick zurück“ zu verbinden, hilft auch das Festivalzentrum im GrazMuseum. Das italienische Architekturkollektiv „orizzontale“ verwandelte das Museum der Stadtgeschichte in eine Art retro-futuristische Raumstation und errichtete eine Rakete am Platz vor dem Gebäude. Das Innenleben des Museums „reist dagegen in der Zeit zurück. Im historischen Palais wird es einen ästhetischen Gegenentwurf geben“, so Kaup-Hasler.

Pressekonferenz vor dem "steirischen herbst"

ORF

Auch wurde auf die aktuelle Flüchtlingssituation reagiert: In einer Installation im Festivalzentrum hängen 71 Besen von der Decke, die die 71 erstickten Flüchtlinge in einem Schlepperfahrzeug auf der Ostautobahn (A4) symbolisieren.

Umgang mit Vergangenheit und Zukunft

Auch die Produktionen, die im Rahmen des steirischen herbst gezeigt werden, unterstreichen das diesjährige Leitmotiv: „Es ist ein reichhaltiges Programm in allen Bereichen der Kunst, die sich mit einem Thema beschäftigen, das sehr brisant ist: Wie gehen wir mit dem Erbe um? Wie gehen wir mit der Zukunft unserer Gesellschaft um? Welche Rückblicke müssen auch gemacht werden, um zukunftsfähig zu sein?“, erklärt Kaup-Hasler.

Das Konzept von Nacktheit und Sexualität

Dazu gehört etwa die Uraufführung „7 Pleasures“, die einen Blick zurück wagt und das Publikum in die 60er-Jahre führt: „Um heute mit Sexualität zu arbeiten, hatte ich das Gefühl, zurück in die 60er-Jahre blicken zu müssen, um zu verstehen, wo wir heute sind“, sagt Choreografin Mette Ingvartsen.

steirischer herbst

Heta Multanen/steirischer herbst

Veranstaltungshinweis:

Der steirische herbst geht heuer bis 18. Oktober über die Bühne.

Zwölf Tänzer, die in sieben Etappen eine kollektive Bewegung vollziehen, beleuchten in ihrem Spiel das Konzept von Nacktheit und Sexualität. „Es geht auch um die Frage, wie der Körper von Umwelt, Politik, Film und so weiter beeinflusst wird“, schildert Ingvartsen.

Ein Mix auf Musik, Text und Film

Die Uraufführung „Specter of the Gardenia oder Der Tag wird kommen“ eröffnete das diesjährige Festival: Komponist Johannes Maria Staud und Autor Josef Winkler bringen mit dem Ensemble „Modern“ ein Wechselspiel von Musik, Text und Film auf die Bühne. „Der Dichter blickt zurück in seine Vergangenheit und macht ein Fenster in seine Kindheit auf“, erklärt Kaup-Hasler - mehr dazu in „herbst“ startete mit Klage an Gesellschaft.

Pressekonferenz vor dem "steirischen herbst"

ORF

Veronica Kaup-Hasler, Intendantin des „steirische herbsts“

„Recycled History“

Im Festivalzentrum findet auch die zentrale „herbst“-Ausstellung „Hall of Half-Life“ statt, die sich mit der Halbwertszeit beschäftigt. Der Grazer Historiker Joachim Hainzl errichtet zudem ein Archiv des entsorgten Wissens, nämlich aus weggegebenen und -geworfenen Büchern, Briefen und Fotoalben - Hainzls Projekt trägt den Titel „Recycled History“.

Aber auch die anderen hebrst-Ausstellungen beschäftigen sich mit dem künstlerischen und politischen Erbe und dem, was für die Zukunft weitergegeben werden soll - mehr dazu in Der „herbst“ blickt zurück auf Vergangenes.

„future vintage“ im musikprotokoll

Das musikprotokoll des ORF im Rahmen des „steirischen herbst“ steht heuer unter dem Motto „future vintage“: Rund 160 nationale und internationale Künstler widmen sich vier Tage lang zeitgenössischer Musik - mehr dazu in ORF musikprotokoll bringt „future vintage“.

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