Graz-Wahl: Wer hat was warum gewählt?

Die Grazer Gemeinderatswahl ist geschlagen und sie hat einige Überraschungen gebracht. Doch warum wählten die Grazer so, wie sie wählten? Die Wahlmotivforschung gibt zahlreiche Anworten auf diese Frage.

Platz eins für Siegfried Nagl (ÖVP), Elke Kahr (KPÖ) deutlich Zweite: Die Gemeinderatswahl in Graz am Sonntag brachte große Verluste für ÖVP, Grüne und SPÖ - und massive Gewinne für die KPÖ und FPÖ. Außerdem zieht ein Pirat in den Gemeinderat ein - mehr dazu in Graz-Wahl: Nagl verliert, KPÖ legt massiv zu.

Die Reaktionen der Parteien auf das Ergebnis der Gemeinderatswahl in Graz reichten von „sensationell“ bis „schmerzlich“. Am größten war die Freude naturgemäß bei den Kommunisten - mehr dazu in Graz-Wahl: „Sensationell“ bis „schmerzlich“. Im Land sieht ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer das Ergebnis gelassen, SPÖ-Chef Franz Voves blickt bereits in die Zukunft - mehr dazu in Graz-Wahl: Stimmungsbarometer für Landespolitik?

Nagl nur mit kleinem Bürgermeisterbonus

Für den Politologen Peter Filzmaier und die Wahlmotivforscher von SORA ist das Ergebnis der Wahl in erster Linie eine Niederlage für Bürgermeister Nagl - mehr dazu in Filzmaier: „Niederlage für Bürgermeister Nagl“ - und das zeigt auch die Wahltagsbefragung. Könnte man in Graz den Bürgermeister direkt wählen, hätten 39 Prozent für Nagl gestimmt, also nur rund fünf Prozent mehr, als bei der Wahl für die ÖVP stimmten - von einem echten Bürgermeisterbonus kann man da wohl nicht sprechen.

Anders allerdings die Meinung unter den deklarierten ÖVP-Wählern: Sie waren zu 89 Prozent von Nagl als Spitzenkandidat überzeugt, während etwa nur 66 Prozent der deklarierten SPÖ-Wähler über Martina Schröck dieser Meinung waren.

Arbeiter wählen FPÖ, Selbstständige KPÖ

Beim Wahlverhalten der einzelnen Bevölkerungsgruppen gab es teils große Unterschiede und durchaus auch Überraschungen: Während sich etwa die ÖVP auf die Pensionisten verlassen konnte, kämpft die SPÖ quer durch alle Bevölkerungsschichten mit einem Akzeptanzproblem.

Die Grünen wiederum können sich auf die jungen Wähler verlassen, die FPÖ auf die Arbeiter und die KPÖ überraschenderweise auf die Selbstständigen.

Fast die Hälfte der Grazer ging nicht zur Wahl

Die Wahlbeteiligung ging auch diesmal weiter zurück und liegt vor Auszählung der Wahlkarten bei 52,76 Prozent. Die Motive der Nichtwähler, eben nicht zur Wahl zu gehen, sind unterschiedlich, dennoch ist ein Trend zu erkennen.

Nichtwähler

ORF/APA/Techt

Nach der Wahltagsbefragung sind die Grazer offenbar unzufrieden mit der politischen Landschaft in ihrer Stadt - immerhin gab rund die Hälfte der Befragten an, kein Interesse an der Wahl zu haben bzw. mit den Parteien und ihren Kandidaten unzufrieden zu sein.

Sammelbecken der Unzufriedenen

Da überrascht es etwas, dass die meisten Grazer der Meinung sind, dass sich die Lebensqualität in der Landeshauptstadt in den letzten Jahren nicht veränderte oder besser wurde.

Dennoch zeigt sich gerade bei dieser Frage der Protestwähleranteil der KPÖ - immerhin wählten 37 Prozent jener, die der Ansicht sind, dass sich die Lebensqualität verschlechterte, die Kommunisten.

Wenige Themen - „klassische Entscheidungen“

Der Wahlkampf zeichnete sich durch Themenarmut aus - mehr dazu in Graz-Wahl: Farb- und themenloser Wahlkampf. Dementsprechend „klassisch“ entschieden dann auch viele Wähler.

Für SPÖ-Wähler stand oft die Bildung im Vordergrund, für ÖVP-Wähler die Wirtschaft, FPÖ-Wähler fühlten sich bei Sicherheitsthemen angesprochen, Grün-Wähler in Sachen Umweltschutz, und für viele KPÖ-Wähler war das Thema Wohnen das entscheidende. Auch dürfte es bundespolitische Einflüsse gegeben haben - mehr dazu in Graz-Wahl: Korruption und Bildung große Themen.

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