Magna-Werk in Graz
ORF.at/Sonja Ryzienski
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WIRTSCHAFT

Magna in Graz baut rund 500 Stellen ab

Am Mittwoch wurden beim Autohersteller Magna in Graz die Mitarbeiter über drastische Maßnahmen informiert. Nach dem Produktionsstopp des E-Auto-Modells Fisker Ocean in Graz werden rund 500 Stellen abgebaut. Erste Kündigungen könnte es noch Ende April geben.

„Wir wissen noch nichts Konkretes, aber es schaut nicht gut aus“, sagte eine Magna-Betriebsrätin im Telefoninterview mit dem ORF Steiermark am Mittwoch kurz vor der um 12.00 Uhr überraschend einberufenen Betriebsversammlung. Knapp eineinhalb Stunden später bestätigte Magna den Abbau von rund 500 Stellen. Grund sei die schlechte Auftragslage, hieß es offiziell, doch der Schritt steht wohl vor allem im Zusammenhang mit dem Fisker Ocean, dessen Produktion zuletzt eingestellt worden war.

Einschichtbetrieb bleibt

Das unter Geldnot leidende US-Elektroauto-Start-up Fisker hatte die Produktion seines Modells Ocean in Graz gestoppt – mehr dazu in Fisker stoppt Produktion bei Magna in Graz (18.3.2024). Vom Fisker „Ocean“ wurden im Vorjahr noch rund 10.000 Stück produziert. Ursprünglich sollten es 20.000 bis 23.000 Wagen pro Jahr sein. Das US-Elektroauto-Startup war im März mit Gesprächen für eine Partnersuche gescheitert. Wie es mit dem Unternehmen weitergeht, ist nach wie vor offen. Produziert wird der „Ocean“ daher vorerst nicht.

Magna in Graz baut rund 500 Stellen ab

Am Mittwoch wurden beim Autohersteller Magna in Graz die Mitarbeiter über drastische Maßnahmen informiert. Nach dem Produktionsstopp des E-Auto-Modells Fisker Ocean in Graz werden rund 500 Stellen abgebaut. Erste Kündigungen könnte es noch Ende April geben.

Bereits im Dezember 2023 war bei einer Fertigungslinie von einem Zweischicht- auf einen Einschichtbetrieb umgestellt worden – mehr dazu in Einschichtbetrieb in einem Magna-Werk (15.12.2023). Damals ging man noch davon aus, dass das nur „temporär“ der Fall sein würde, doch nun bleibt es vorerst weiterhin beim Einschichtbetrieb. Rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren im Dezember betroffen, nun folgen weitere 500, wobei Magna offenbar noch versucht, einige von ihnen in anderen Bereichen unterzubringen.

Erste Kündigungen wohl Ende April

Laut Magna laufen nun die Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an, erste Kündigungen dürften schon Ende April erfolgen. Bei Magna gab es mit Stand 2022 insgesamt 10.770 Mitarbeitende, knapp 7.800 von ihnen arbeiten bei Magna Steyr Fahrzeugtechnik, 2.950 bei Powertrain in Lannach.

AMS: „Veritable Schwierigkeiten“

„Wir haben natürlich Kontakt mit dem Betrieb, wissen, dass es veritable Schwierigkeiten auf einer Produktionslinie gibt, und haben auch die Vorinformation, dass es zu Freistellungen kommen wird. Wir rechnen damit, dass es doch leider mehrere hundert Personen treffen wird“, sagte AMS-Steiermark-Chef Karl-Heinz Snobe.

Bei einer größeren Anzahl an Kündigungen muss ein Unternehmen gesetzlich beim AMS eine Frühwarnmeldung machen. „Diese frühe Warnmeldung hat den Sinn, dass das Arbeitsmarktservice mit dem Unternehmen Gespräche führen kann, und während dieser 30-tägigen Stillhaltefrist kann keine Kündigung ausgesprochen werden“, so Snobe. Nach diesen 30 Tagen können aber Kündigungen erfolgen. Unter Einhaltung der Kündigungsfristen rechnet das AMS Steiermark in sechs bis acht Wochen damit, „dass die ersten Personen beim Arbeitsmarktservice aufschlagen werden“, sagte Snobe.

Politik: Suche nach neuen Perspektiven

Gemeinsam mit dem AMS und den Sozialpartnern „werden wir alles Menschenmögliche unternehmen, dass die von einer Kündigung betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so rasch wie möglich wieder Arbeit in der Region finden. Darüber hinaus bereiten wir eine Branchenstiftung für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer vor“, betonte Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ).

Magna
ORF

„Die aktuellen Entwicklungen bei Magna machen einmal mehr deutlich, dass die Transformation des Mobilitätssektors in vollem Gange ist und auf die steirische Wirtschaft erhebliche Auswirkungen hat. Umso wichtiger ist es, die Mobilitätsbranche in ihrer Gesamtheit zu betrachten. So haben wir auch boomende Bereiche, wie den Bahnsektor und die Luftfahrt, in denen die Unternehmen offene Stellen aufweisen. Ich denke daher, dass wir mit dem Mobilitätscluster ACstyria eine Plattform und Perspektive für betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben können", so Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP).

Das Wirtschaftsressort des Landes habe als erste Unterstützungsmaßnahme der Mobilitätsbranche die Aufstockung eines gemeinsamen SFG/FFG-Forschungsförderungsprogramms zum Thema „Transformation" geplant, hieß es. Dafür werden drei bis fünf Millionen Euro aus dem Wirtschaftsbudget freigemacht. Darüber hinaus werde der ACstyria seine Jobbörse aktualisieren und gemeinsam mit dem Internationalisierungscenter Steiermark (ICS) eine Internationalisierungsoffensive starten, die steirische Unternehmen aus der Mobilitätsbranche bei der Erschließung neuer Geschäftsmöglichkeiten auf internationalen Märkten unterstützen soll.

Arbeitsmarktpolitischer Beirat hält Sondersitzung ab

In den kommenden Tagen will der Arbeitsmarktpolitische Beirat in einer Sondersitzung die aktuelle Situation erörtern. Neben den beiden Landesrätinnen sollen daran die Sozialpartner, das Arbeitsmarktservice und Firmenvertreter teilnehmen. Dabei könnte die Vermittlung der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am ersten Arbeitsmarkt sowie die Einrichtung einer Branchenstiftung in der Steiermark besprochen werden

KPÖ sieht Landesregierung in der Pflicht

„Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Magna Steyr haben 2023 im Grazer Werk 115 Millionen Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaftet. Zum Dank setzt der Konzern jetzt 500 weitere Beschäftigte vor die Tür. Das ist Kapitalismus“, so KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler in einer ersten Reaktion. Sie richtet einen Appell an die Landesspitze: „Für Graz und die Steiermark steht viel auf dem Spiel. Ich sehe die Landesregierung darum in der Pflicht, die Initiative zu ergreifen und mit Magna und dem ÖGB einen Plan zu entwickeln, wie die Abhängigkeit der Magna von der strauchelnden Automobilbranche verringert werden kann.“