Im neuen Computerspiel „Open Reassembly“ von TU Graz und Universität Graz können Nutzerinnen und Nutzer knapp 100 Bruchstücke einer antiken Marmorplatte (siehe undatiertes Archivbild) gemeinsam zusammenfügen.
APA/CGV – TU GRAZ
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WISSENSCHAFT

Onlinepuzzle soll Rätsel um antike Platte lösen

Im neuen Computerspiel „Open Reassembly“ von TU Graz und Universität Graz können Nutzerinnen und Nutzer knapp 100 Bruchstücke einer antiken Marmorplatte gemeinsam zusammenfügen. Archäologen ist es bisher nicht gelungen, sie zu ordnen, das sollen jetzt User schaffen.

Die Altarplatte stammt aus einer frühchristlichen Kirche in Osttirol. An die Bischofskirche am Kirchbichl in Lavant im Bezirk Lienz, die vor über 1.500 Jahren erbaut wurde, erinnern heute nur noch vier Säulen und Überreste des Gemäuers. In den 1950er Jahren wurden auch Fragmente einer Altarplatte aus Marmor freigelegt.

Rekonstruktion schwierig

„Die Bruchstücke sind weitgehend texturlos und teilweise erodiert, was die Rekonstruktion äußerst schwierig macht“, wurde Reinhold Preiner vom Institut für Computer Graphik und Wissensvisualisierung der TU Graz in der Aussendung zitiert. Nach der Restauration der Teile erstellte das Institut für Antike der Universität Graz dreidimensionale Visualisierungen. Dafür wurden die Marmorstücke gescannt und aus verschiedenen Blickwinkeln fotografiert.

Im neuen Computerspiel „Open Reassembly“ von TU Graz und Universität Graz können Nutzerinnen und Nutzer knapp 100 Bruchstücke einer antiken Marmorplatte (siehe undatiertes Archivbild) gemeinsam zusammenfügen.
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Hoffen auf „Schwarmintelligenz“

Nun soll die „Schwarmintelligenz“ der User das Puzzle computergestützt lösen. Die Userinnen und User des Spiels können sich kostenfrei und ohne die Angabe persönlicher Daten über einen Internetbrowser einloggen. „Die Spieler werden in zufällige Räume aufgeteilt. Dort sehen sie eine virtuelle Darstellung der Steine auf einem Tisch. Die kann man mit der Maus anklicken und beliebig rotieren“, erklärte Preiner. Entdeckt man Stücke, die zusammengehören könnten, fügt man diese zusammen.

Andere Spieler in den Räumen können die Verbindungen positiv oder negativ bewerten, „wie bei einem Forum“, so Preiner. Das Programm liefert aber auch Vorschläge, welche Teile passen könnten. Mensch und Maschine arbeiten zusammen: „Es braucht eine gewisse Art der Unterstützung durch Algorithmen. Aber komplett eigenständig kann es auch der Computer nicht lösen.“ Ein weiterer Vorteil des virtuellen Puzzles sei, dass die sehr bröseligen Marmorrelikte berührungsfrei erforscht werden können.

Auch Findungsprozess wird erforscht

Ziel des Projekts sei nicht nur, die frühchristliche Altarplatte mit Hilfe der Nutzerinnen und Nutzer zusammenzufügen. Man erforsche auch den Prozess selbst, zum Beispiel, wie die Spieler interagieren oder wie lange sie für die Lösung brauchen. „Etwa 1.000 User zugleich wären ein guter Anfang“, legte sich Preiner noch nicht ganz fest. Das Spiel soll auch weiterlaufen, wenn schon erste Ergebnisse vorliegen. Das Projekt startete 2023 und wird durch das Land Steiermark finanziert.