Die Faszination der Algen und Korallen

„Korallen sind Wunderwesen, deren Faszinationskraft sich über Jahrtausende erhalten hat“, schreibt die Autorin Jutta Person. Und weiter: „Als Amulette wehren sie den bösen Blick ab, beschützen Kinder und bekämpfen Krankheiten. In der Antike glauben sowohl Dichter, als auch Gelehrte an die Versteinerungskräfte dieser Zwischenwesen. Im Gegensatz zu ihrer glorreichen Geschichte könnte es heute allerdings kaum schlechter um sie stehen. Dass sie jetzt durch den menschengemachten Klimawandel vom Aussterben bedroht sind, kann nur heißen, dass auch alles Menschenmögliche getan werden muss, um sie zu retten.“

Wenn eine Journalistin, Kulturwissenschaftlerin und Literaturexpertin über Korallen schreibt, darf man darauf vertrauen, dass das kein mit lateinischen Fachvokabeln gespicktes trockenes Biologiebuch wird. Korallen haben Einzug in die Malerei und Architektur, in die Literatur, Philosophie und in die Mode gefunden. Bekanntermaßen ist die Trendfarbe des Sommers – richtig: Koralle. Über all das spannt Jutta Person ihren fast 200 Seiten langen Bogen, ohne dabei die Biologie aus dem Blickfeld zu verlieren.

Spannende Zeichnungen von Korallen

„Es gibt Leder-, Röhren-, Blasen-, Hirn-, Himbeer-, Elchgeweih-, Salat-, Feuer-, Bäumchen-, Becher-, Poren-, Stern-, Draht-, Fecher-, Knoten-, Orgel- und Pilzkorallen. Dazu Seeanemonen, Seefedern und Gorgonien. Das Sexualleben der Korallen ist beeindruckend vielfältig. Es gibt geschlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzungsformen und die Möglichkeit, dass Bruchstücke neu anwachsen“, schreibt Person in ihrem Buch.

Zu den persönlichen Erfahrungen der Autorin mit und in Korallen gesellen sich dutzende Farbzeichnungen von Korallen. Teils solo, teil in künstlerischem Kontext. Manche alt, andere so neu, dass man sie für Fotografien halten könnte. Das trifft vor allem auf die Portraits zwölf ausgewählter Korallen im zweiten Teil des Buches zu.

Algen seit 1,7 Milliarden Jahren nahezu unverändert

Nach diesem Muster ist auch das zweite Buch über Algen aufgebaut. Auch hier vergisst man beim Lesen sehr rasch den Ekel-Faktor, den diese Unterwasserpflanzen auslösen, wenn man an der oberen Adria durch sie hindurch waten muss. Je weiter man liest, desto mehr staunt man.

„Es gibt Makro- und Mikroalgen. Makroalgen sind die anpassungsfähigsten, vitalsten und fruchtbarsten pflanzlichen Organismen der Erde. Sie können an rauen und turbulenten Küstenstreifen in sehr wechselhafter Umgebung überleben – und man findet sie von den Tropen bis zum Polar in allen Klimazonen. Durch Fossilienfunde weiß man, dass es seit 1,7 Milliarden Jahren Meeresalgen gibt. In dieser langen Zeit haben sie sich offenbar nicht weiterentwickelt“, schreibt Autorin Miek Zwamborn.

Perfekter Dünger für Beete

Zwamborn ist Holländerin, bildende Künstlerin, hat 15 Jahre als Schleusenwärterin gearbeitet und lebt jetzt auf einer schottischen Insel. Sie beschreibt die Bedeutung der Algen in der Nutztierhaltung und für den Ackerbau.

„Auch für den Boden sind Algen eine Nährstoffquelle. Weil sie großenteils aus Wasser bestehen, können sie schnell abgebaut werden und sind deshalb gut als Dünger geeignet. In Meeresnähe wurden Algen früher schon verwendet, um die Bodenqualität zu verbessern. Heute noch sammeln Gärtner am Strand schubkarrenweise Meeresalgen um ihre Beete am besten zentimeterdick zu bedecken. Der Boden, der so mit Iod, Kalium, Stickstoff, Phosphor, Aminosäuren und Spurenelementen angereichert wird, profitiert sehr davon“, so die Autorin, die als Zusatz noch Rezepte für Algen und Seetang anbietet.