Erwin Michenthaler Ausschnitt was bleibt,
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Kultur

In memoriam Erwin Michenthaler

Es hätte eigentlich eine Ausstellung zu Lebzeiten werden sollen – in memoriam Erwin Michenthaler gestalteten nun in der Grazer ORF-Funkhausgalerie seine beiden Künstlerkollegen Willy Rast und Herbert Soltys eine Werkschau aus seinem Nachlass.

Ausstellungstipp:

Die Ausstellung „Erwin Michenthaler“ in der ORF Steiermark-Funkhausgalerie ist bis 19. Jänner täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen.

Die Ausstellung in der ORF Steiermark-Funkhausgalerie zeigt von dem heuer verstorbenen Künstler ein Auswahl aus mehr als 2.000 Bildern. Michenthaler wurde 1956 in Leoben geboren, absolvierte die Kunstgewerbeschule Graz und schloss die Meisterklasse in Bildhauerei ab. Danach war er freischaffend tätig.

Herbert Soltys sagt über seinen Künstlerfreund: „Michenthaler war eine Ausnahmeerscheinung. Er hat nie an der Oberfläche gekratzt, und es war für ihn wichtig, dass er immer in die Tiefe geht.“

Der Schul- und Künstlerkollege Willi Rast über seinen 63-jährig verstorbenen Freund: „Der Erwin war für mich seit der Ortweinschule ein Künstlerkollege, der mich ständig gefordert hat.“ Die Bewunderung dafür ist vor allem, „dass er anfänglich Bildhauerei bei Pillhofer gelernt hat und weit darüber hinaus gegangen ist.“ Für Michenthaler war die Kunst der Mittelpunkt seines Lebens.

Erwin Michenthaler Porträt
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Erwin Michenthaler, Acryl auf Papier, 100 x 70 cm

Sendungshinweis:

Steiermark heute, 20. 11. 2019

Sein künstlerisches „Credo“ hat der sprachgewaltige Künstler Erwin Michenthaler einst so formuliert: „Kunst lässt sich nicht mehr an Künstler delegieren, genauso wenig wie man Essen, Trinken und Sex vom Nachbarn erledigen lassen kann. So ist heute jeder selbst dafür zuständig, das X seiner Weltsicht mit Bildern oder Saltos zu einem hantierbaren Ganzen zu machen. Erschwerend kommt dazu, dass dort, wo kein Menschenbild formuliert wird, der Mensch einzig real, wie die Maus, durch das Dekor der Welt stapft."

Erwin Michenthaler Mythos
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Erwin Michenthaler, Acryl auf Papier, auf Sperrholz aufgezogen, 145 x 122 cm, Ausschnitt

„Die Wissenschaft ist da keine Hilfe, sieht sie doch den Menschen als betrogen von seinen Sinnen und behandelt ihn als Durchzugszimmer, durch das der Mückenschwarm des Zeitgeistes brummelt. Will man nun trotzdem dem Menschen eine Form geben, so geht es einem wie dem Schwammerlsucher, dem bereits frühmorgens drei Pensionisten entgegen kommen, mit prall gefüllten Körbchen. So ist die Wahrscheinlichkeit groß, nur mehr auf Fliegenpilze und Stinkmorcheln zu stoßen.“

Erwin Michenthaler Galerie
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Erwin Michenthaler, ORF Steiermark-Funkhausgalerie, bis 19. Jänner 2020

"Warum also nicht gleich mit dem ‚geringsten Bruder‘ der Malerei paktieren, mit dem schreienden Plakat, dem bunten Cover des Schundheftls? Man beginnt ja nicht zu malen, weil man wie Rembrandt malen möchte, zumindest nicht wenn man jung ist, sondern das Abenteuerkonzentrat eines Schundheftl-Titelblatts oder das Plakat eines Wildwestfilms hat mehr Jugendliche zur Malerei gebracht, als die ganze Museumskunst zusammen. Ich male also Sinnbilder“, sagte Michenthaler.